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Denn ewig lebt die Liebe

Denn ewig lebt die Liebe

Titel: Denn ewig lebt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irina Reinert
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die Schultern. "Ich bin sicher, wir beide werden uns, wenn wir uns noch ein paar Wochen richtig beschnuppert haben, gut verstehen. Jedenfalls bin ich zuversichtlich." Er deutete ein Lächeln an.
    Ingeborg Blatt lächelte zurück. "Ich bin ebenfalls guter Hoffnung."
    "Wie bitte?" Der Arzt drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger. "Was sind sie?" Sein Lachen war mit einem Mal so gelöst, dass man es fast als glücklich bezeichnen konnte.
    "Ich meine … ich wollte nur sagen …," Ingeborg errötete vor Verlegenheit, und sie fühlte die Hitze bis zum Haaransatz steigen. "Natürlich bin ich nicht guter Hoffnung. Ich wollte nur sagen, dass ich ebenfalls sehr zuversichtlich bin. Ach..." Sie winkte ab und verließ fast fluchtartig das Zimmer.
    Vor sich hinschmunzelnd trat Dr. Hofmann ans Fenster und öffnete beide Flügel weit. Für eine Weile hatte ihn die Vergangenheit eingeholt, obwohl er geglaubt hatte, erfolgreich vor ihr geflohen zu sein. Doch jetzt war er wieder bereit, an die Zukunft zu glauben. Er wußte, dass solche Momente noch öfter in seinem Leben auftreten würden, aber mit jedem Tag, der verging, fühlte er sich zuversichtlicher, sie anzunehmen und als ein wichtiger Teil der Vergangenheitsbewältigung zu akzeptieren.
    Ein neues Leben lag vor ihm mit neuen Aufgaben, neuen Patienten und einer neuen Umgebung. Und er war fest entschlossen, das Beste aus diesem Leben zu machen. Das war er schon seinen beiden Kindern schuldig. Simone hätte es nicht anders von ihm erwartet. Sie hatte ein Recht darauf, dass er sich alle Mühe gab, denn ihre Liebe zu ihm war ungebrochen gewesen bis zum letzten Atemzug ihres Lebens. Ihre letzten Gedanken galten dem Glück ihrer kleinen Familie, die sie viel zu früh verlassen musste.
    Wer weiß schon, wie es danach weitergeht, überlegte er weiter. Vielleicht saß sie ja wirklich auf einer weißen Wolke und beobachtete kritisch, wie sich das Leben ihrer Lieben auf der Erde weiterhin gestaltete. So hatte er den Tod der Mutter jedenfalls Tanja erklärt, seinem vierjährigen Töchterchen.
    Mit etwas zusammengekniffenen Augen starrte der junge Arzt in das tiefe Blau des Himmels. Weiße Wolken tummelten sich in der unendlichen Weite des Horizontes, und für eine Weile verloren sich seine Gedanken in einem Gefühl von Ewigkeit, aus dem er gar nicht mehr erwachen wollte. Als er seinen Blick ein wenig senkte tat sich vor ihm eine wundervolle Märchenlandschaft auf. Grüne Wiesen, unterbrochen von niedrigen Steinmäuerchen, vermittelten ein Bild von Frieden und Harmonie, das seine verwundete Seele streichelte.
    Aus diesen wenigen Minuten schöpfte er Kraft für die Arbeit, die vor ihm lag, und er gewann ein bißchen der Lebensfreude zurück, die er schon verloren glaubte. Wenig später, als der Briefträger mit einem Einschreiben an der Haustür läutete, hatte er das Trübe wieder einmal erfolgreich aus seinem Kopf verbannt. Das verträumte Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen.
     
    * * *
     
    Mit ziemlich skeptischen Blicken bedachte der große, weißgrau gefleckte Mischlingshund sein Herrchen. Dabei winselte er leise vor sich hin, stupste den Mann mit seiner feuchten Nase ans Knie und legte sich, wenn keine Reaktion kam, zu dessen Füßen nieder.
    Der alte Mann, dem das Tier gehörte, saß unter einer wuchtigen Eiche, um deren dicken Stamm herum einige Bauern eine Holzbank gebaut hatten. Neben sich hatte er eine Plastiktüte abgestellt, die ziemlich voll war. Was sie jedoch enthielt, konnte man nicht so genau erkennen sondern lediglich ahnen, denn in der Hand hielt er eine Weinflasche, die nur noch halb voll war.
    Der Blick des Mannes wirkte bereits etwas glasig, und doch wirkte er noch immer recht verkrampft und in sich versunken. Immer wieder nahm er einen kräftigen Schluck und starrte dann mit leerem Augenausdruck vor sich hin.
    Etwas schwerfällig erhob sich der Hund und schüttelte sein langes, zotteliges Fell, das sogar seine großen dunklen Augen zum größten Teil bedeckte. Das Tier hätte dringend eines Bades und einer Schere bedurft, doch darum kümmerte sich der Mann nicht.
    "Setz dich wieder hin, Admiral. Noch ist es nicht Zeit zum Heimgehen. Ich bin froh über jede Minute, die wir hier draußen verbringen können." Er ließ seinen Blick über das flache Land schweifen, das sich vor ihm erstreckte.
    Hin und wieder wurde der Ausblick unterbrochen von dürren, schlanken Birken, die über die vielen Jahrzehnte ihres Lebens zum Teil krumm und seltsam verästelt geworden waren,

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