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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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einzige Frau, die bisher noch keine Anzeichen gezeigt hatte, seinem Charme zu erliegen, war natürlich Jean Carr und das war heute nicht anders als sonst. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, bevor sie sich wieder an Sam wandte.
    »Wir sprechen den Rest später durch, Doktor Ryan«, sagte sie und fügte dann mit einem scharfen Seitenblick auf Trevor Stuart hinzu: »… wenn Sie nicht zu müde sind.«
    Beim Hinausgehen sah sie ihn eisig an, aber Trevor ließ sich davon nicht einschüchtern.
    »Guten Morgen Jean, gibt es vielleicht noch einen Kaffee für mich?«
    Ob seiner Dreistigkeit blieb Jean ein Moment lang der Mund offen stehen, aber sie fasste sich rasch wieder. »Ich werde sehen, was ich tun kann«, entgegnete sie knapp und ihr Tonfall ließ deutlich ihr Missfallen erkennen.
    »Abgang der Dämonen-Königin«, sagte Trevor, als sie verschwunden war. »Glauben Sie, sie tut mir was in den Kaffee?«
    »Bromid, wenn sie Verstand hat! Sind Sie gekommen, um sich zu entschuldigen?«
    Trevor lächelte und setzte sich in den Sessel gegenüber von Sams Schreibtisch, ohne dass sie ihn dazu aufgefordert hätte. Er mochte Sam und fühlte sich zu ihr hingezogen, seit sie im Park Hospital arbeitete. Und er nahm an, dass sie ihn auch mochte. Sie flirtete auf jeden Fall mit ihm, besonders mit diesen wunderbaren braunen Augen, aber er war nicht ganz sicher, ob das auf irgendeine ernste Absicht schließen ließ oder ob sie ihr eigenes Spiel mit ihm trieb. Obwohl er ihre Beziehungen wegen dieser Zweifel strikt auf das Berufliche beschränkt hielt, suchte er doch ständig nach Gelegenheiten, sie ein wenig zu intensivieren.
    »Tut mir Leid wegen letzter Nacht. Ich habe bei einer Freundin übernachtet und der Pieper hat gestreikt.« Er löste den Pieper von seinem Gürtel und wedelte mit ihm herum, so als würde dies schon die Richtigkeit seiner Aussage beweisen. »Japanisches Qualitätsprodukt!«
    Sam zeigte sich gänzlich unbeeindruckt. »Ich dachte, Sie hätten Ihren Geruchssinn verloren und nicht Ihr Gehör?«
    »Ich übernehme die Obduktion, wenn Sie wollen, dann können Sie Ihren Papierkram erledigen.«
    Doch davon hielt Sam überhaupt nichts. »Nein, nein, Tevor, ich mache die Obduktion und Sie den Papierkram!«
    Trevor nickte widerstrebend. »Wo wurde die Leiche gefunden?«
    »Auf dem Friedhof von St. Mary's in Northwick.«
    »Eine Leiche auf einem Friedhof, das ist doch mal was Neues! Natürliche Todesursache?«
    »Da war wirklich nichts Natürliches dran. Erdrosselt, er war auch schon ein paar Wochen tot.«
    »Sonst noch was?«
    »Nicht viel. Er war nackt, von seinen Kleidern fehlt jede Spur und Papiere haben wir auch nicht gefunden. Wir haben absolut keine Ahnung, wer er ist.«
    »Keine Narben oder Tätowierungen?«
    Sam schüttelte den Kopf. »Nichts Eindeutiges; allerdings ist ein merkwürdiges Kreuz in seinen Bauch eingeritzt. Es steht auf dem Kopf.«
    »Ein nackter Mann auf dem Friedhof mit einem Kreuz auf dem Bauch. Das ist ja irre! Wann findet die Obduktion statt?«
    »Um zehn.«
    »Tatsächlich? Dann machen Sie sich jetzt besser auf die Socken, es ist nämlich schon zehn nach.«
    Sam warf einen Blick auf ihre Uhr, sprang auf und rannte zur Tür. »Verdammt!«
    Als sie im Türrahmen stand, drehte sie sich noch einmal zu Trevor um, der beiläufig durch ihre privaten Unterlagen blätterte. »Und vergessen Sie nicht, was Sie für mich erledigen wollten! Nicht, dass doch noch was für mich übrig bleibt!«
    Trevor nickte und hob beschwichtigend die Hände hoch. Aber Sam war noch nicht überzeugt. »Falls doch, geht's Ihnen wie dem armen Mann von Lorena Bobbit.«
    Trevor verzog schmerzvoll das Gesicht und hielt sich schützend die Hände zwischen die Beine. Sam schüttelte lächelnd den Kopf, bevor sie die Tür hinter sich schloss.
     
    Der Weg zur Leichenhalle im Kellergeschoss des Krankenhauses war nicht weit. Eine kurze Fahrt mit dem Aufzug, ein paar Schritte, das Ganze dauerte gewöhnlich nicht länger als fünf Minuten. Heute schien der Aufzug allerdings im sechsten Stock festzuhängen. Nachdem sie mehrmals ungeduldig auf den Knopf mit der Aufschrift »Ab« gedrückt hatte, gab Sam auf und rannte die Treppe hinunter, wobei sie immer zwei Stufen auf einmal nahm. Sie konnte den Leichengeruch schon im Treppenhaus riechen. Trotz des installierten Abzugssystems schien er aus dem Keller zu entweichen und in Richtung erste Etage zu ziehen. Zugegebenermaßen hatte die Krankenhausleitung getan, was sie konnte, aber der

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