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Denn Gruen Ist Der Tod

Titel: Denn Gruen Ist Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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wissen wollen, sollten Sie sich besser an eine Hellseherin wenden!« Sie schaffte es endlich, den Overall über ihren Schuh zu ziehen, und reichte ihn einem vorbeikommenden Beamten. Dann ließ sie die wütende Farmer einfach stehen und machte sich auf zum Friedhofstor.

2
    Als Sam rückwärts in ihren Parkplatz einbog, bemerkte sie, dass die Krankenhausleitung es endlich geschafft hatte, ein Namensschild aufzustellen, das ihr offiziell diesen Platz reservierte. »Hat ja nur ein Jahr gedauert«, dachte sie, »gar nicht so schlecht!« In schwarzen Druckbuchstaben auf dunkelgrünem Hintergrund war darauf zu lesen: RESERVIERT FÜR DR. SAMANTHA RYAN, PATHOLOGIE.
    Sam stellte den Motor ab und brachte die Lenkradsperre an. Sie hatte leider keinen effektiven Nutzen, da sie sie nicht abschließen konnte; den Schlüssel hatte sie schon vor Monaten verloren. Aber Sam hoffte, dass sie dennoch eine abschreckende Wirkung auf Diebe haben würde.
    Sie kletterte aus ihrem allradangetriebenen Land-Rover und sah sich in dem weiten, dunklen Betonlabyrinth um, das sich Parkdeck nannte. Es wirkte auch tagsüber bedrohlich, da es nur spärlich beleuchtet war und die Pfeiler zwischen den Parkbuchten unregelmäßige Schatten auf den Boden warfen. Nachts war es natürlich noch finsterer und selbst der kurze Gang vom Aufzug zum Auto kostete sie jedes Mal Überwindung. Sie hatte sich schon oft über die mangelnde Sicherheit beschwert, aber ohne Erfolg. Das Krankenhaus hatte aufgrund seines beschränkten Budgets andere Prioritäten gesetzt und allen war klar, dass erst eine Vergewaltigung oder ein Mord passieren musste, damit sich daran etwas änderte. Sam eilte zum Aufzug und tastete mit der Hand in ihrer Jackentasche nach dem Alarmgerät. Sie war sich nicht sicher, ob sie damit wirklich etwas gegen einen entschlossenen Angreifer ausrichten konnte, aber es war das einzige kleine Zugeständnis der Krankenhausleitung gewesen, mit dem sie den wachsenden Unmut der weiblichen Angestellten beschwichtigen wollte.
    Sam stieg in der vierten Etage aus dem Aufzug und fühlte sich gleich wieder wohler. Der Korridor war warm und hell und überall waren Menschen. Als sie auf die Tür ihres Büros zuging, kam ihre Sekretärin Jean Carr zielstrebig auf sie zumarschiert. In der einen Hand hielt sie eine Tasse Kaffee und in der anderen einen großen braunen Tischkalender, in dem sie Sams Termine für den Rest der Woche notiert hatte.
    »Guten Morgen, Doktor Ryan!«, rief sie schon von weitem mit ihrem starken Norfolk-Akzent.
    Jean war eine kleine, stämmige Frau mit einem breiten Gesicht und tiefblauen Augen, welche von einer Brille mit schwerem Gestell betont wurden, die auf ihrer Nase wackelte. Sie war immer gut angezogen, wenn auch etwas altmodisch, aber sie hatte sich stets Sams Anregungen widersetzt, wie sie sich etwas vorteilhafter kleiden könnte. Jean arbeitete schon seit fünfundzwanzig Jahren im Park Hospital, mit nur einer kleinen Unterbrechung, während der sie sich der Erziehung ihrer Kinder gewidmet hatte. Sie war sowohl für die Gerichtsmedizin als auch für das Krankenhaus unersetzlich geworden und Sam war sich der Tatsache sehr wohl bewusst, dass sie ohne ihre Sekretärin sofort im Chaos versinken würde. Als Jean sie schließlich erreicht hatte, angelte sie sich den frischen Kaffee, nahm einen Schluck und blinzelte sie verschmitzt an.
    »Danke, Jean, das war genau das, was ich brauchte, mein Koffeinpegel war gerade bei Null angelangt.«
    Jean wusste, dass jeder Protest zwecklos war, seufzte nur und schüttelte den Kopf. Sie mochte Sam und war sehr fürsorglich ihr gegenüber. Sie arbeitete zum ersten Mal mit einer Frau zusammen und trotz Sams hartnäckiger Versuche, sie ändern zu wollen, genoss sie diese Erfahrung. Gemeinsam gingen sie in Sams Büro. Zahlreiche Topfpflanzen und geschmackvolle Kunstdrucke an den Wänden sorgten für eine heimelige Atmosphäre in dem großen Raum. Er war das genaue Gegenteil von ihrem grauen, klinisch-nüchternen Büro neben dem Obduktionssaal im Kellergeschoss, das etwa so viel Charme besaß wie eine Gefängniszelle. Ihr Schreibtisch stand direkt vor einem großen Fenster mit Blick auf die rückwärtige Seite der Krankenhausanlagen und die Leichenhalle. So konnte sie ein Auge darauf haben, wer dort ein- und ausging.
    Sam war kaum an ihrem Schreibtisch angekommen, als Jean sie auch schon fragte: »Warum hat man eigentlich Sie letzte Nacht aus dem Bett geklingelt? Ich dachte, Doktor Stuart wäre an der Reihe

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