Denn Gruen Ist Der Tod
schwarz oder dunkelbraun aus.«
Sam nahm das am Ende des Tisches liegende Kärtchen und las davon ab: »Der Körper misst achtundsechzig Inches und wiegt einhundertvierzig Pfund.« Obwohl das seit kurzem nicht mehr gebräuchlich war, zog es Sam vor, weiter mit Inch und Pfund zu arbeiten, wenn es um größere Abmessungen ging. In Zentimetern gab sie nur die Größe von kleinen Narben oder Verletzungen an, die sie auf einem Körper fand. »Die sterblichen Überreste befinden sich in einem fortgeschrittenen Zustand der Zersetzung, denn der Tote lag einige Zeit im Freien. Starker Madenbefall. Ich werde weitere Maden einsammeln für die Untersuchung durch den Insektenexperten.«
Fred hielt Sam ein kleines Glasdöschen entgegen. »Schade, dass ich nicht angele, da könnte ich hier tüchtig sammeln«, feixte er.
Sam zog die Stirn kraus, aber Fred ignorierte ihre stille Ermahnung und beschriftete lächelnd das Glasgefäß mit den Maden, bevor er es an den für die Proben zuständigen Ermittler weitergab.
Sam fuhr mit ihrer Untersuchung fort. Während sie den rechten Arm des Toten anhob, konstatierte sie: »Das dort ist wahrscheinlich eine selbst gemachte Tätowierung. Fred, könnten Sie die Stelle etwas reinigen?«
Mit Hilfe warmen Wassers und eines kleinen Schwamms legte Fred vorsichtig die Tätowierung frei. Warmes Wasser war das Einzige, was er zu diesem Zeitpunkt verwenden durfte, denn chemische Mittel konnten wichtige Hinweise auf dem Körper zerstören.
Sam nahm das Maßband zur Hand, legte es an und sprach dann wieder ins Mikrophon: »Auf dem rechten Arm befindet sich eine Tätowierung. Sie ist sechs Zentimeter lang und besteht aus sieben Buchstaben.« Sie buchstabierte: »F, R, A, N, C, E, S. – Könnten Sie das bitte fotografieren?«
Sam hielt dem Fotografen den Arm hin. Nachdem er mehrere Aufnahmen gemacht hatte, legte sie ihn wieder ab und untersuchte den restlichen Körper auf Tätowierungen, besondere Kennzeichen oder Narben, die helfen konnten, den Toten zu identifizieren. Es gab keine. Sie wandte sich dem nächsten Schritt der Untersuchung zu.
»Um den Hals des Opfers wurde eine Schnur gelegt. Deren Enden sind an einem Metallröhrchen befestigt, das sich an der linken Seite des Halses befindet. Die ganze Vorrichtung erinnert an ein ›spanisches Halseisen‹, auch Garrotte genannt. Durch Drehen dieses Metallgriffs zog sich die Schnur fest um den Hals, wodurch das Opfer vermutlich erdrosselt wurde. Das wird im weiteren Verlauf der Obduktion zu bestätigen sein.«
Ohne ihre Anweisung abzuwarten, reichte Fred ihr die Schere von dem Stahltablett neben der Leiche. Sam durchtrennte die Schnur und vermied dabei, das Metallstück zu berühren. Als sie die Schnur vorsichtig vom Hals zog, blieb ein Fetzen des verwesenden Fleisches daran hängen. Beides steckte sie in eine Tüte, die ihr einer der zahlreichen Ermittlungsbeamten entgegenhielt. Sam wendete sich wieder dem Körper zu und nahm Abstriche von Mund und Nase. Dazu musste sie die Tupfer tief in die Nasenhöhlen stecken, was nicht so einfach war, weil die Nase schon fast ganz abgefault war. Nachdem sie die Tupfer an Fred weitergereicht hatte, ließ sie ihren Blick den Körper hinunterwandern.
»Es gibt oberflächliche und ungewöhnliche Verletzungen auf Brust und Bauch. Sie bestehen aus zwei geraden Schnittwunden. Eine verläuft vertikal vom Halsansatz zum Unterleib, die zweite horizontal über den Bauch. Beide Schnitte zusammen formen ein Kreuz, das auf dem Kopf steht.«
Fred reichte ihr erneut das Maßband, und sie legte es an die Schnittwunden.
»Der vertikale Schnitt misst zweiundvierzig Zentimeter, der horizontale achtundzwanzig Zentimeter.«
Sam tauschte das Maßband gegen ein Skalpell ein. Mit festem Druck auf die Klinge öffnete sie beide Schnittwunden.
»Die Schnitte wurden nur oberflächlich ausgeführt und sind nicht sehr tief.«
Sie sah Fred an und nickte. Er kippte den Körper vorsichtig auf die Seite und Sam ließ aufmerksam ihren Blick darübergleiten.
»Auf der Rückseite des Körpers sind keine Verletzungen sichtbar.«
Sam nickte wieder, und Fred rollte den Körper zurück in die Ausgangslage. Sie nahm erneut das Skalpell zur Hand und schnitt den Körper auf.
»Ich komme jetzt zur Untersuchung des Körperinneren.« Adams wusste, was jetzt kam: die Entnahme der inneren Organe für den toxikologischen Befund. Was er bisher gesehen hatte, genügte ihm bereits, und er blickte zur Seite, als Sam das Skalpell ansetzte.
Frances
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