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Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Titel: Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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erzählte Beryl nicht, was Vera getan hatte, und ich sagte auch nicht, dass ich beabsichtigte, Oxford spätestens bei Anbruch der Nacht endgültig zu verlassen. Sie war sowieso nicht zu sehen. Genauso wenig wie Filigrew. Ich fragte mich, was er wohl machte, und kam zu dem Schluss, dass ich es bestimmt gar nicht wissen wollte. Ich war dabei, mich aus Mickey Allertons Zugriff zu befreien. Nur noch ein letzter kleiner Botengang für Lisa, und ich konnte nach Hause fahren und Bonnie in Empfang nehmen.

KAPITEL 9
    Es war fünf Uhr nachmittags, als ich in London eintraf, mitten im feierabendlichen Berufsverkehr. Leute strömten aus allen Richtungen in die Paddington Station, und ich musste gegen den Strom kämpfen, um durch die Massen nach unten in die U-Bahn-Röhre zu kommen. Die Luft unter der Erde war warm und stickig und schwer von menschlichem Schweiß und Staub. In derartigem Gedränge hört man auf, als Individuum zu existieren. Alles verschmilzt zu einer amorphen Masse ohne jede Farbe, bis nur noch monotone Schatten aus Grau übrig sind. Die Gesichter sind müde und verschwitzt. Selbst Leute, die in Begleitung unterwegs sind, unterhalten sich nicht. Sie sind begierig, nach Hause zu kommen, und haben Angst, einen Zug zu verpassen. Sie umklammern Aktentaschen voller Arbeit, die sie mit nach Hause nehmen, oder kleine Laptop-Computer. Sie tragen diese mobilen Büros wie eine Schnecke ihr Haus auf dem Rücken. Die Luft hallt wider vom Klang ihrer Schritte, während sie durch die Gänge eilen, und vom Knarren und Quietschen der schwer beladenen Rolltreppen, die sie nach oben in den Ameisenhügel der Bahnhofshalle tragen. Wie unwägbar mein Lebensstil auch sein mag – ich habe noch nie die geringste Lust verspürt, mit ihnen zu tauschen.
    Es ist nicht so, als hätte ich nicht selbst meine Sorgen gehabt. Ich hätte gleich zuerst zu der Anschrift gehen können, die Lisa mir genannt hatte, doch ich wollte zuerst sicher sein, dass Ganesh und ich uns wieder vertragen hatten, und so dirigierte ich meine Schritte in Richtung von Onkel Haris Zeitungsladen. Ich brannte außerdem darauf, Ganesh über die neueste Entwicklung zu informieren, ihm zu erzählen, was alles passiert war, genauso, wie ich es normalerweise immer tat. Ich wollte seine und Haris Gesellschaft, weil sie meine Freunde waren, die mich zwar hin und wieder kritisierten, doch immer zu mir stehen würden und niemals etwas Unmögliches von mir verlangten.
    Der Laden hatte bis acht oder halb neun geöffnet, wenn das Geschäft lief, danach nicht mehr. Zum einen, weil sie morgens sehr früh aufstehen mussten, zum anderen, weil das Abendgeschäft ein erhöhtes Risiko mit sich brachte und unwillkommene Kundschaft zunahm. Davon gab es bereits am helllichten Tag genug; schmuddelige alte Wermutbrüder, die zum Schnorren in den Laden kamen, langfingrige Taschendiebe und Verrückte, die einfach jemanden suchten, dem sie eine Unterhaltung aufzwingen konnten. Nach Einbruch der Dunkelheit konnte es richtig gefährlich werden. Deswegen schloss Hari den Laden, bevor irgendein Junkie auf der Suche nach einem Schuss, der ihn über die Nacht brachte, hereinplatzte und den Inhalt der Kasse verlangte, oder bevor betrunkene Kerle beschlossen, die Nacht damit abzurunden, dass sie den Laden eines Asiaten zertrümmerten.
    Die rosa-gelbe Weltraumrakete stand immer noch draußen. Ein kleiner handgeschriebener Zettel hing an einem Band und verkündete jedem, den es interessierte, dass sie immer noch – oder schon wieder – außer Betrieb war. Ich fragte mich, ob der Techniker da gewesen war, um sie zu reparieren.
    Ich drückte die Ladentür auf, und die Klingel läutete. Hari blickte mit erschrockener Miene von seinem Platz hinter dem Tresen auf. Ganesh war nirgendwo zu sehen, und ich nahm an, dass er hinten im Lager war.
    »Schon gut, Hari, ich bin es«, begrüßte ich ihn.
    »Du bist doch in Oxford!«, sagte Hari immer noch erschrocken, als wäre ich eine Erscheinung aus der Geisterwelt.
    »Nein, oder besser, ja – aber ich bin für ein paar Stunden nach London gekommen, um etwas zu erledigen. Ich fahre heute Nacht wieder nach Oxford.«
    Er kam hinter dem Tresen hervor. Ich kann nicht sagen, dass er sonderlich erfreut schien, mich zu sehen. Andererseits hatte es eine ziemliche Aufregung wegen mir gegeben, während ich weg gewesen war.
    »Hör mal, Hari«, sagte ich. »Es tut mir aufrichtig leid, dass ich Ganeshs Handy im Fluss verloren habe und dass die Polizei es gefunden hat und zu euch

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