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Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder

Titel: Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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– hoffte ich zumindest.
    »Sicher, meine Liebe. Ist ganz allein Ihre Sache. Wenn Sie ausgepackt haben, kommen Sie doch auf eine Tasse Tee runter zu mir«, lud sie mich ein.
    Ich dankte ihr, und sie ließ mich allein. Ich hörte, wie sie sich langsam und beschwerlich durch den Gang entfernte und dann die Treppe hinunterstieg. Ich fragte mich, was wohl mit ihrem Bein passiert sein mochte, und musste an Ganeshs sarkastische Bemerkung über von der Bühne fallende Tänzerinnen denken.
    Das Zimmer war sehr gemütlich eingerichtet, auf eine ähnlich altmodische Weise wie der Frühstücksraum, doch es profitierte von der frühen Abendsonne, die alles in ein warmes apricotfarbenes Licht tauchte. Durch geraffte Netzgardinen konnte ich einen langen schmalen Garten sehen, der sich auf der Rückseite des Hauses befand. Wegen der leichteren Pflege war er größtenteils gepflastert worden. Es gab ein paar Holzbänke, und ein paar farbenprächtige Gewächse in großen Kübeln waren die einzigen Pflanzen mit Ausnahme der knotigen Wisteria, die an einem Spalier an der hinteren Gartenmauer wuchs und den Sturz einer Tür mitten in der Wand überwucherte.
    Es heißt, Abende wie dieser seien friedlich, doch ich finde sie eher beunruhigend. Ich verstehe, warum alte Völker wie die Azteken sich so viel Kopfzerbrechen wegen der Sonnenuntergänge gemacht haben. Sie haben etwas Endgültiges an sich, und sie kündigen die nachfolgende lange Nacht an. Es gibt ein Sprichwort, das besagt, man soll die Sonne nicht über dem eigenen Zorn untergehen lassen. Heute ging sie über meinem Zorn unter. Ich war noch immer wütend auf Mickey Allerton, und daran würde sich nichts ändern, selbst wenn all das hier vorbei war, ganz gleich, wie es enden mochte.
    Ich wandte mich vom Fenster ab und setzte mich auf den einzelnen gepolsterten Stuhl, um meine vorläufige Unterkunft ein weiteres Mal in Augenschein zu nehmen. Es war ein eigenartiger Gedanke, dass dieses Zimmer für die nächsten Nächte mein Zuhause sein würde, mein persönlicher Raum, obwohl es überhaupt nichts von mir hatte. Alles war entgegengesetzt zu dem, was mich ausmachte. Ich stehe nicht auf geraffte Gardinen und auf lila Bettlaken. Ich kehrte den Blick ab von dem grauenhaften Bild an der Wand, das ein Kind mit unmöglich großen Augen und einer Träne auf der Wange zeigte. Warum hängt sich jemand so ein Bild an die Wand?, fragte ich mich. Wie kann irgendjemand auf der Welt so ein Bild hübsch finden? Ich war nicht nur in einer fremden Stadt, in der ich niemanden kannte. Ich war in einer völlig fremden Welt. Unvermittelt stieg der verrückte Impuls in mir auf, das Zimmer nach versteckten Wanzen abzusuchen, wie es James Bond immer tat, wenn er in ein Hotelzimmer kam. Vielleicht war die Wanze hinter diesem Bild verborgen oder dem Spiegel über der Frisierkommode …
    Ich erblickte mein Spiegelbild und hielt inne. Ich versuchte, mich so zu sehen, wie Pereira mich gesehen hatte. Ich konnte immer noch nichts an mir entdecken, was vermuten ließ, ich könnte mich auf der falschen Seite des Gesetzes bewegen, oder ich wäre einmal obdachlos gewesen. Doch Beryls Frage hatte mich nachdenklich gemacht. Irgendetwas war an mir. Ich konnte es nicht sehen, andere sahen es. Es hatte nichts mit meinem Aussehen oder der Art zu tun, wie ich mich kleidete. Es musste irgendetwas anderes sein: Körpersprache vielleicht und ein ständiges Misstrauen gegenüber anderen Menschen.
    Einer meiner Mitbewohner in dem alten Haus, wo ich lebte, besaß einen Wagen. Meine Hündin Bonnie und seine Katze lebten in gegenseitigem Respekt voreinander. Sie ignorierten sich hartnäckig. Doch während Bonnie mit sämtlichen Mietern befreundet war, ignorierte die Katze uns alle, außer ihren Besitzer. Was ich auch immer versuchte, um mich mit ihr anzufreunden, sie blieb in sicherer Entfernung von mir sitzen und starrte mich aus wachsamen, unerbittlichen gelben Augen an. Machte ich einen Schritt auf sie zu, zog sie sich zurück. Blieb ich stehen, setzte sie sich wieder. Es gab eine Distanz zwischen uns, und sie achtete darauf, dass ich sie nie unterschritt. Die Katze war eine Streunerin gewesen, und der Mieter hatte sie bei sich aufgenommen. Es war ein halbverhungertes, halbwildes Biest gewesen. Inzwischen hatte sich die Katze prächtig erholt, mit einem glänzenden, geschmeidigen Fell und reichlich Futter auf den Rippen, doch ihr Misstrauen hatte sie nicht abgelegt, ihren unerschütterlichen Glauben, dass man nur überleben

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