Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Sie saß oft bis spät in die Nacht an ihrer alten mechanischen Nähmaschine, und ihre geschwollenen Füße traten monoton auf die Platte, die bei jedem Vor und Zurück leise quietschte, und alles nur, damit ich eine bessere Zukunft hatte. Ich denke, ich war ein ganz besonders abscheuliches Balg. Sie liebten mich, und ich trat ihre Liebe mit Füßen, als wäre sie nichts. Wenn das Leben mich seit damals manchmal hart rangenommen hat, dann betrachte ich das als eine Art Buße. (Das kommt davon, wenn man schon in der Grundschule von Nonnen unterrichtet wird.) Doch eines habe ich von den Nonnen gelernt – es gibt Richtig, und es gibt Falsch. Wenn man daran glaubt, dann muss man früher oder später eine Position beziehen.
Ich schluckte. »Mr Allerton, glauben Sie mir, ich würde Ihrem Wunsch gerne nachkommen. Aber ich glaube offen gestanden nicht, dass ich diese Tänzerin überreden könnte zurückzukommen. Warum sollte sie mich überhaupt anhören? Angenommen, ich finde sie, und sie weigert sich? Was würden Sie zu mir sagen, wenn ich zurück bin? Sie würden mir die Schuld geben.«
Allerton schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Fran. Du verstehst das ganz falsch. Ich möchte nur, dass du Lisa findest und ihr erklärst, welchen Job ich in Spanien für sie habe, okay? Sag ihr, dass ich nicht böse auf sie bin. Ich bin enttäuscht, dass sie mich nicht eingeweiht und mir nicht gesagt hat, was los ist. Ich weiß wirklich nicht, warum sie ohne ein Wort verschwunden ist, und ich würde es gerne wissen. Es gehört zum Erfolg in diesem Geschäft, wenn das Personal zufrieden ist. Wenn sie ein Problem hatte, dann hätten wir es vielleicht gemeinsam lösen können. Ich möchte nichts weiter, als dass sie nach London kommt, sich hierher zu mir setzt und mit mir über alles redet – genau wie du und ich dies jetzt tun, Fran. In freundlichem Ton.«
»Wissen Sie denn, wo sie herkommt?«, fragte ich in der Hoffnung, sie käme aus einem so abgelegenen Teil der Welt, dass man unmöglich von mir erwarten konnte, ihn zu finden.
»Sicher. Oxford. Ich hab ihre Adresse hier.« Sein Tonfall war energisch. Er dachte wahrscheinlich, er hätte mich bereits überredet.
Noch nicht, mein Herr. Noch nicht. »Ich kann nicht einfach für unbestimmte Zeit nach Oxford fahren«, sagte ich. »Was soll ich mit meinem Hund machen?«
Nun war Allerton an der Reihe zu grinsen. Es war ein breites, langsames Grinsen, das zwei Reihen so makelloser Zähne zeigte, dass sie unmöglich echt sein konnten. Ich fühlte mich an einen Hai erinnert. Zu spät wurde mir bewusst, dass ich ihm einen Hebel an die Hand gegeben hatte. Ich hätte Bonnie nicht erwähnen dürfen.
»Kein Problem!«, sagte er leichthin. »Harry kümmert sich so lange um den Hund. Harry ist gut mit Hunden, wie, Harry?« Allerton blickte an mir vorbei zu seinem Spezi, der unsichtbar hinter meinem Rücken saß.
»Sicher«, sagte Harry. »Wir hatten immer einen Hund zu Hause.«
»Was denn, einen Pitbull Terrier?«, giftete ich und packte Bonnie so fest, dass sie protestierend winselte.
»Nein«, antwortete Harry bedauernd. »Meine Missus mag keine Pitbulls. Wir haben ein paar von diesen kleinen haarigen Mistviechern, Yorkies.«
Die Vorstellung, dass Harry ein paar lebende Haarbürsten ausführte, machte mich für einen Moment sprachlos. Doch während ich noch stockte und nach Argumenten gegen Mickeys Vorschlag suchte, fuhr Allerton ungerührt fort.
»Verstehst du?«, sagte er glatt. »Alles ist vorbereitet. Natürlich könnte ich auch Ivo fragen, wenn du der Meinung bist, dass Harry nicht auf die kleine Töle aufpassen kann. Sie hat ihn gebissen, sagst du?« Erneut blitzten mich die Haizähne an.
Mir wurde ganz übel. Die Botschaft war eindeutig. Entweder ich fuhr nach Oxford und überbrachte Lisa die Nachricht von Allerton, oder Bonnie wurde an Ivo übergeben, den muskulösen Psychopathen mit dem Groll auf die kleine Hündin. Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken, was er mit Bonnie anstellen würde.
»Also schön«, sagte ich. »Aber versprechen Sie mir, dass Sie Ivo nicht in die Nähe von Bonnie lassen. Versprechen Sie es. Ich will Ihr Wort.«
Allertons Wort war wahrscheinlich nicht viel wert, doch ich konnte es zumindest versuchen.
»Keine Sorge«, sagte er mit beruhigender Stimme. »Wir verstehen einander, Fran. So, hier ist ihre Adresse.« Er fischte einen Zettel aus seiner Schublade und dann einen dicken Briefumschlag. »Hier ist ein wenig Bargeld für deine Spesen. Dein
Weitere Kostenlose Bücher