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Denn rein soll deine Seele sein

Denn rein soll deine Seele sein

Titel: Denn rein soll deine Seele sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Schönheit, sag ich dir.«
    »Wie viele macht das insgesamt?«
    »Mit Lilian sechs.«
    »Da mußt du dich aber mit dem Ausmisten ganz schön ranhalten.«
    »Stimmt. Aber im Gegensatz zu dem Mist, der mir bei meiner Arbeit unterkommt, sind Pferdeäpfel kompostierbar.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Wie alt ist eigentlich dein Clarence?«
    »Komm mir nicht mit dem. Er hat total vergessen, mir von seiner Frau, den beiden Kindern und dem Hund zu erzählen.«
    »Scheißkerl.«
    »Genau. Der ist für mich gestorben. Aber du bist nicht auf dem laufenden, Pete. Mein Neuer heißt Ernst. Geiger beim Glendale Philharmonie. Wir haben schon ein paar hübsche Duette für Flöte und Violine zusammen gespielt. Wenn ich ein bißchen mehr Übung habe, lade ich dich und die Frau deines Herzens zu einem Hausmusikabend ein.«
    »Gern.« Er mußte lächeln, wenn er sich seine massive Kollegin mit einem so zierlichen Instrument vorstellte. Ein Cello hätte besser zu ihr gepaßt. Von Talent konnte bei ihr sowieso keine Rede sein. Decker pflegte ihr Spiel mit dem Paarungsschrei eines brünstigen Papageis zu vergleichen. Wenn dieser Ernst sich nicht davon abschrecken ließ, mußte er wirklich scharf auf sie sein.
    Decker rauchte und besah sich aus dem Wagenfenster sein Revier. Los Angeles beschwor alle möglichen Vorstellungen herauf - Glanz und Glitzer der Filmindustrie, Brandung und Strandhäuser bei Malibu, dekadente Rauschgiftparties und extravagantes Shopping in Beverley Hills. Das Gebiet, durch das sie fuhren, war nicht in diesem Katalog enthalten. Es besaß weder den Glamour von West L.A. noch den Reiz des Völkergemischs auf der East Side, die Melancholie von Venice Beach oder die vorstädtische Selbstzufriedenheit des Valley, dafür aber eine hohe Verbrechensrate.
    Das Einzugsgebiet des Polizeireviers Foothill ließ sich am besten als ein Sammelsurium ärmlicher Kleinstädte beschreiben, die durch Berge und Waldstücke voneinander getrennt waren. In einigen Siedlungen wohnten Weiße der Unterschicht, Rockerbanden und abgehalfterte Cowboys, andere waren Ghettos für Schwarze und mexikanische Wanderarbeiter. Gemeinsamer Nenner war die Armut. Wer hier wohnte, hatte gerade das Nötigste zum Leben, manchmal noch nicht mal das. Das galt auch für die Judenschule, wie die Jeschiwa draußen allgemein hieß. Hier wohnten keine reichen Juden , wie man sie aus den Medien kannte. Ganz auszuschließen war es natürlich nicht, daß in der Jeschiwa ein geheimer Schatz versteckt war, aber ihren Bewohnern sah man es nicht an. Sie trugen billige Sachen und fuhren klapprige Autos wie die Leute aus den umliegenden Ortschaften auch.
    Vom Revier bis zur Jeschiwa fuhr man zwanzig Minuten über eine gut ausgebaute Straße, die sich in Serpentinen zum San-Gabriel-Gebirge hinaufschlängelte. Im Tal war es heiß und stickig, aber durch die schnelle Fahrt wehte ein kühler Wind durch die offenen Fenster.
    »Bin froh, daß du da warst«, sagte Decker zu seiner Kollegin. »Deine Vernehmungen sind große Klasse.«
    »Fingerspitzengefühl, Pete. Deshalb komme ich mit unseren Jugendlichen so gut zurecht. Mich hat das Leben auch ganz schön gebeutelt, und deshalb weiß ich, wie man mit solchen Leuten reden muß.« Marge wurde ernst. »Aber um diesen Fall reiß ich mich nicht. Auf Außenseiter reagieren die Juden erfahrungsgemäß sauer.«
    Sie nahmen die ausgeschilderte Ausfahrt nach Deep Canyon und rollten langsam durch den Ort. Dutzende von jungen Leuten drückten sich vor dem bis weit in die Nacht hinein geöffneten Supermarkt herum. Sie hockten auf den Motorhauben ihrer frisierten Wagen, rauchten und tranken. Während die Halbwüchsigen Limo und Cola schluckten, tankten die Älteren in der Goodtimes Tavern härtere Sachen. Nach der Zahl der parkenden Wagen zu schließen, machte die Kneipe ein gutes Geschäft.
    Vor einem Pornoladen hatte sich eine Motorradclique in Leder und blinkendem Metall versammelt. Lässig an ihre chromblitzenden Maschinen gelehnt, starrten sie dem Wagen nach.
    Je weiter man nach Norden kam, desto verlassener wurde die Gegend. Der Plymouth fuhr an einem Schrottplatz vorbei, einem Baustofflager, einem Discountladen und etlichen Kirchen. Die Armen zieht es immer zum lieben Gott, überlegte Decker. Idealer Standort für eine Jeschiwa - vom Antisemitismus mal abgesehen.
    Die Straße verengte sich und stieg merklich an, unvermittelt befand man sich mitten auf dem Land. Nach zwei Meilen standen sie vor der Yeshivat Ohavei Torah.
    Marge

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