Denn wer zuletzt stirbt
D-Mark. Macht bei sechs Prozent Maklerprovision einen Gewinn von rund dreihunderttausend Euro.«
Oder, rechnete ich mir aus, achtundvierzigtausend Euro im Jahr für Schwester Renate, wenn Marske ihr zum Beispiel ein Prozent von seinen sechs Prozent abgibt. Mehr als ein zusätzliches Jahresgehalt für eine Krankenschwester, und auch noch steuerfrei. Celine hatte recht – Verbrechen wurden schon für weitaus geringere Beträge begangen.
Immerhin fand sich auch Celines Urlaubskasse dank meiner Liste und der Versicherungspolicen, die sie nicht nur Freund Heribert aufgeschwatzt hatte, aufgebessert. Um rund fünftausend Euro, gab sie zu. So gesehen war es eher an ihr, mich zu einem Luxusmenü einzuladen. Wir einigten uns schnell: Heute abend würde ich sie zu Luigi einladen, unserem Stammitaliener. Und nächsten Sonntag würde sie mich einladen. Die eingefrorenen Seezungenfilets müßten noch etwas weiter frieren. So überlebte Celine diesen Freitag abend doch noch.
6
Die Verbindung des Immobilienmaklers Marske zur Humana-Klinik war nun bewiesen, es schien mir an der Zeit, unsere Verwaltungsleiterin Beate zu informieren. Celine aber hatte an ihrer investigativen Tätigkeit Geschmack gefunden. Sie wollte erst noch den Schuldigen in meiner Klinik festnageln und fragte mich nach meiner aktuellen Theorie.
»Mir fällt unverändert nur Schwester Renate ein. Marske hat mir Winters Wohnung angeboten, nachdem jemand eine falsche Sicherung in Winters Infusionspumpe eingeschraubt hatte. Schwester Käthe hat die gute Renate kurz vorher aus Winters Zimmer kommen sehen, und, noch verdächtiger, Renate bestreitet das. Auch der Patient mit der schicken Wohnung in Frohnau, Kiesgruber, ist während Renates Nachtdienst gestorben. Ein Motiv haben wir auch. Wie du immer sagst – Geld oder Liebe. Hier ist es wieder einmal Geld.«
Mir war inzwischen klar geworden, daß Celine in der Silvesternacht Zeuge des nicht ganz unschuldigen Kusses zwischen mir und Renate geworden war, also konnte sie mit Renate als Komplizin von Marske gut leben. Trotzdem meldete sich ihr analytischer Verstand.
»Ist Schwester Käthe wirklich sicher, daß sie Renate gesehen hat?«
»Ich glaube schon. Aber ich kann sie noch einmal fragen, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist.«
»Und was sagt dieser Patient dazu?«
»Du meinst Winter?«
»Ja, der mit der falschen Sicherung.«
»Er weiß von der ganzen Sache nichts, und das ist besser so. Für ihn und für die Klinik. Überlege nur mal, was er für einen Aufstand machen könnte. Außerdem, es ging ihm in der Silvesternacht richtig schlecht, er hatte hohes Fieber. Was immer er gesehen haben mag, muß nicht real gewesen sein. Vielleicht hat er auch geschlafen und gar nichts gesehen.«
Celine bat mich, Beate noch nicht zu informieren, und präsentierte statt dessen eine neue Idee: Nachdem der Makler Manfred Marske entweder mit mir im besonderen oder mit Ärzten im allgemeinen nichts zu tun haben wollte, würde sich jetzt Celine als neue Kundin bei ihm vorstellen, während ich in der Klinik Ausschau nach weiteren potentiellen Opfern halten sollte.
»Nun ist doch klar, warum Marske dir keine Wohnung mehr angeboten hat, nachdem er wußte, daß du an der Humana-Klinik arbeitest. Aber ich bin vollkommen unverdächtig, und ...«, fügte sie maliziös lächelnd hinzu, »... eine sehr charmante junge Frau.«
Celine ist Weltmeisterin darin, das Praktische mit dem Angenehmen zu verbinden, siehe den großen Fisch Heribert. Mir blieb nur, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wie man so sagt. Denn ich war sicher, daß sie beim Makler Marske mehr Erfolg haben würde als ich. Schließlich ist sie in der Tat eine sehr charmante junge Frau. Wenn sie will.
Mit Tante Hilde lief es inzwischen, wie ich es befürchtet hatte es lief gar nicht. Vor jeder Sitzung mit der Bewegungstherapeutin gab ich ihr eine Schmerzspritze, aber alles Bitten, Betteln, Schmeicheln, Versprechen oder strenges Befehlen konnte sie nicht dazu bewegen, mit ihrer neuen Hüfte zu üben. Trotz Massagen und Elektrotherapie zeigte das Bein auf Grund der ständigen Schonhaltung schon jetzt eine Fehlstellung, eine Beugekontraktur. Lange hatte ich mein schwerstes Geschütz zurückgehalten.
»Wenn du nicht laufen lernst, kann ich dich nicht nach Hause entlassen. Dann mußt du ins Heim.«
»Natürlich kann ich laufen. Tue ich andauernd. Aber warum soll ich das machen, wenn es euch paßt? Laßt mich einfach nach Hause. Außerdem, was soll die ganze
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