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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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versteckt in einer großen Aldi Tüte, vorbei an dem Schild »Keine Haustiere auf dem Krankenhausgelände!« in die Klinik schleppte. Ich legte ein paar alte Laken aus dem Sack für abgezogene Bettwäsche unter meinen Schreibtisch und befahl: »Keine Bewegung! Keinen Mucks!«
    Trixi schien zu verstehen und rollte sich in die Laken ein, während ich mit der Visite begann. Es gab nichts Dramatisches, aber doch kleine Schwierigkeiten an allen Ecken und Enden. Der Grund lag auf der Hand, Schwester Käthe hatte heute ihren Urlaub angetreten. Schwester Renate ist zwar deutlich jünger und viel hübscher als Käthe, aber bei weitem nicht so effektiv im Management der Station.
    Nach der Visite kümmerte ich mich um den einzigen Neuzugang des Tages: Tante Hilde, nun auch meine Patientin. Die Nacht auf der Intensivstation war ereignislos verlaufen, also kam sie zur Nachbehandlung zu uns, denn auf meiner Station bestehen dafür die besten Voraussetzungen: Engagierte Physio- und Bewegungstherapeuten, Schwestern mit viel Geduld, sogar ein Schwimmbecken im Keller, das Beate allerdings aus Kostengründen gerne stillegen würde. Alle würden sich Mühe geben. Die Frage war nur, ob auch Tante Hilde.
    Als ich sie in ihrem Bett liegen sah, Augen an die Decke geheftet, verstärkten sich meine Zweifel. Sie schien deutlich geschwächt von der Operation, und die Statistik sprach gegen sie. Ihr ganzes Leben war sie bisher weder im Krankenhaus noch ernsthaft oder längerfristig krank gewesen. Schön, in den letzten Jahren hatten sich ein hoher Blutdruck und mäßige Angina pectoris eingestellt, aber beides war mit preisgünstigen Tabletten gut unter Kontrolle.
    Das heißt, ihre Gesundheit hatte der Gemeinschaft der Versicherten bis gestern keine größeren Kosten verursacht. Somit wurde die Rechnung ganz einfach: Statistisch fallen achtzig Prozent aller Krankheitskosten eines Menschen in seinen letzten zwei Lebensjahren an, und diese Stoppuhr tickte nun auch für meine Tante Hilde, in Gang gesetzt wahrscheinlich durch das Stolpern über eine Türschwelle. Lohnte sich der Aufwand für zwei Jahre? Ich glaube, die Antwort auf diese Frage hängt vom eigenen Alter ab. Und vom Vertrauen in die Statistik, die im ungünstigen Fall sowieso nur für die anderen gilt.
    Hilde wandte sich mir zu.
    »Gustav, schön daß du mich besuchen kommst.«
    »Das werde ich jetzt öfter tun. Du bist nämlich Patientin auf meiner Station.«
    »Du bist mein Arzt?«
    »Stimmt. Du bist mir ausgeliefert und wirst schön machen, was ich dir sage. Oder was die Schwestern dir sagen.«
    »Aber – es gibt doch sicher auch einen Oberarzt?«
    Weder heiße ich Gustav wie mein Vater, noch bin ich der Gerade-mal-Abiturient, den sie wahrscheinlich in mir sieht. Warum sollte ich sie mit der Wahrheit erschrecken, daß ich in dieser Abteilung die höchste Instanz bin?
    »Wir haben sogar einen Chefarzt, Hilde. Und auch der wird sich um dich kümmern.«
    Eine Lüge, aber Tante Hilde schien ein wenig beruhigt. Sie konnte nicht wissen, daß wir nach Aufdeckung der »russischen Spende« mit der ehemaligen Klinikstruktur auch das Chefarztsystem abgeschafft hatten. Käme sie darauf zurück, könnte ich ihr zum Beispiel Valenta mit seinen eindrucksvollen hundertfünfzehn Kilo als Chefarzt vorführen.
    »Wann kann ich nach Hause?«
    »Das kommt entscheidend auf dich an, ob du tüchtig mitmachst. Wenn du fleißig übst mit deiner neuen Hüfte sind es nur ein paar Wochen.«
    Sie hakte nicht weiter nach. Wahrscheinlich hatte sie beschlossen, wichtiges lieber direkt mit dem Chefarzt zu besprechen.
    »Ich bin müde.«
    »Sicher bist du das. Heute erholst du dich noch ordentlich von der Operation. Aber morgen wird aufgestanden. Und geübt.« Ich schrieb meine Verordnungen in das Stationsbuch und nahm mir vor, gleich morgen mit der Bewegungstherapeutin zu sprechen. Es würde schwer werden, Tante Hilde zur Mitarbeit zu motivieren. Gegenwärtig machte mir allerdings etwas anderes Sorgen – Hilde hatte mich nicht nach Trixi gefragt. Ich hoffte, es handelte sich nur um einen vorübergehenden Anästhesieschaden.
    Auf dem Stationsflur hielt mich Schwester Renate aufgeregt an. Sie machte einen etwas verstörten Eindruck.
    »Felix. In deinem Arztzimmer ..., da sitzt eine riesige Ratte unter deinem Schreibtisch. Riesig, sage ich dir. Die hat sich sogar dreckige Laken besorgt.«
    »Ach das – das ist nur Trixi.«
    Schwester Renate starrte mich fassungslos an. Sollte sie doch glauben, ich hielte mir jetzt

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