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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Veranstaltung? Ich bin zweiundachtzig Jahre! Gib mir einfach eine ordentliche Spritze und Schluß! Ein Heim kommt jedenfalls nicht in Frage.«
    Neuerdings hatte sich etwas Fieber eingestellt, Ursache unklar. Aber damit mußten wir unsere Bemühungen um ihre Mobilisation sowieso vorerst aufgeben. War Tante Hilde wirklich der Meinung, sie könne laufen? Ich war mir nicht sicher, denn unsere nächste Diskussion zeigte sie wieder bei erstaunlich klarem Verstand. Ich hatte ihr berichtet, daß Trixi im Moment bei mir wohnte.
    »Das ist nett von dir. Weißt du, bring sie morgen doch einmal mit. Trixi wird sich sicher freuen, mich zu sehen!«
    »Tante Hilde, das ist hier ein Krankenhaus. Am Eingang weist ein dickes fettes Schild ausdrücklich darauf hin, daß keine Haustiere mitgebracht werden dürfen.«
    »Wirklich Gustav? Was seid ihr denn für ein altmodischer Verein? Es ist bewiesen, daß Tiere den Heilungsprozeß beim Menschen fördern. Wißt ihr das hier nicht? Im Ausland gibt es Krankenhäuser, die sich das längst zunutze machen. Mal ganz abgesehen von verhaltensgestörten Kindern, die zum Schwimmen mit Delphinen nach Florida fliegen oder an das Rote Meer.«
    Bei ihr zu Hause hätte sie jetzt die entsprechenden Zeitungsausschnitte hervorgekramt. Man konnte bei Hilde also kaum von mangelnder intellektueller Kompetenz oder gar geistiger Verwirrung sprechen – eher schon bei mir: Ich blieb Hilde eine Antwort schuldig, denn mit ihrem Wunsch nach einem Besuchsrecht für Trixi hatte sie mich daran erinnert, daß dieser dämliche Hund heute schon fast zwölf Stunden allein in meiner Wohnung saß. Bisher hatte sich Celine um die Mittagszeit seiner erbarmt, heute verbrachte sie den ganzen Tag irgendwo mit ihren Pro-Asyl-Leuten, um das weitere Vorgehen bei von ihnen betreuten Asylanten zu besprechen, deren Asylanträge abgelehnt worden waren. Hatte ich vergessen. Inzwischen war es fast sieben Uhr – also schleunigst ab nach Hause.
    Mit einem gewissen Sinn für Ausgeglichenheit und Symmetrie hatte Trixi ihre Notdurft nicht auf einen Platz oder ein Zimmer beschränkt, sondern relativ gleichmäßig über die Wohnung verteilt. Auch meine Couch hatte ihren gerechten Anteil abbekommen. Ich möchte über meine erzieherischen Maßnahmen an diesem Abend nicht näher berichten, aber ich war stocksauer. Schließlich konnte der Hund deutlich mehr als zwölf Stunden aushalten, das hatte er neulich in Tante Hildes Wohnung bewiesen. Warum dann bei mir so eine Schweinerei? Pünktlich, nachdem ich mit Wasser und Seife den Teppich, die Couch und die Auslegeware im Flur bearbeitet, mit dem Hund ein paar Blocks gemacht und ihn schließlich gegen seinen massiven Widerstand unter die Dusche gezerrt hatte, tauchte Celine auf.
    »Hast du dir mal überlegt, daß dieses kleine Wesen nur schreckliche Angst gehabt hat? Dieser mit Zeitungspapier ausgelegte Balkon und das Bett deiner Tante, das war seine Welt. Nun ist sein Alpha Tier verschwunden, er sitzt den ganzen Tag alleine in einer fremden Wohnung und grübelt wahrscheinlich, was er falsch gemacht haben könnte!«
    Schönen Dank!
    »Er ist übrigens eine sie. Vielleicht erklärt das die Sauerei!«
    Tierpsychologische Ratschläge waren genau das, was ich im Moment brauchte.

    Ich fühlte mich schuldig. Schuldig und schlecht. Schuldig gegenüber diesem schrecklichen Hund, der meines Erachtens etwas mehr Dankbarkeit zeigen könnte, und gegenüber Tante Hilde, die davon ausging, daß ich ihr Herzstück fürsorglich und verständnisvoll behandelte.
    Immerhin, Trixi bewies Verstand. Als ich die Bestie in der schon neulich zum selben Anlaß benutzten Aldi-Tüte in die Klinik schmuggelte, machte sie keinen Mucks. Ich ging mit der Tüte direkt zu Tante Hilde und setzte ihr Trixi auf die Bettdecke. Die beiden feierten ein herzzerreißendes Wiedersehen.
    »Hilde! Das hier wird mich nicht meine Stelle kosten, aber es könnte Ärger geben. Laß bloß die anderen Patienten nichts merken. Und wenn eine Schwester auftaucht, verschwindet Trixi unter der Bettdecke!«
    »Mach dir keine Sorgen, Gustav. Die Schwestern wissen schon Bescheid. Die sind ein ganzes Stück moderner als ihr Ärzte.«
    Schon wieder setzte Tante Hilde mich in Erstaunen. Sie hatte es sogar geschafft, die Schwestern auf ihre Seite zu ziehen! Ihr Fieber hingegen hatten weder sie noch wir in den Griff bekommen. Es war erneut etwas angestiegen, und sie wirkte noch stärker eingefallen als gestern. Vielleicht war das heute mit Trixi ein letzter

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