Denn wer zuletzt stirbt
gehörte meiner Tante. Sie hat ihn in Pflege gegeben, weil sie ins Krankenhaus mußte.«
»Und sie weiß nicht mehr, wo?«
»Meine Tante ist inzwischen tot.«
»Das tut mir leid, mein aufrichtiges Beileid. Wie hieß denn ihre Frau Tante? Ich meine, wir notieren natürlich auch die Namen unserer Kunden.«
»Meine Tante hieß Hoffmann, Hilde Hoffmann. Aber sie war häufig verwirrt. Kann gut sein, daß sie einen anderen Namen angegeben hat. Zum Beispiel Seeger oder Marske. Die hat sie oft benutzt. Waren wohl Freundinnen aus der Jugendzeit.«
Bei der nächsten Tierpension hatte ich meine Geschichte schon etwas verfeinert und sie hörte sich nicht mehr ganz so abwegig an, aber Trixi fanden wir trotzdem nicht.
Celine klappte das Telefonbuch zu.
»Du bist durch, wenn wir nicht noch das ganze Umland abtelefonieren wollen. Nur, ich weiß nicht, Felix. Deine Bemühungen um Trixi in Ehren, aber was nutzt es dir, wenn wir den Hund nicht bei Valenta oder Renate oder sonstwem finden, sondern tatsächlich in einer Tierpension? Meinst du, Trixi könnte dir verraten, wer sie dort abgegeben hat?«
Meinte sie wirklich, ich sollte aufgeben?
»Ich will das ja nicht mit deinen Kurden vergleichen, aber fest steht, ich fühle mich verantwortlich für diesen Hund. Und es gibt doch immer Papierkram. Vielleicht hat unser Täter, wo auch immer, mit richtigem Namen unterschrieben oder zum Beispiel mit Kreditkarte bezahlt.«
»Na. ich weiß nicht ...«
»Celine, die Sache wird langsam eng für mich. Ein, zwei weitere Indizien, und selbst ein Staranwalt würde höchstens noch auf verminderte Schuldfähigkeit plädieren oder über die Anzahl meiner Jahre im Knast verhandeln.«
Ich hatte Celine bis jetzt nichts von Kommissar Czarnowskes neuem Besuch erzählt. Gespannt hörte sie mir zu.
»Das hört sich wirklich nicht gut an. Da werde ich wohl bald einen großen Kuchen für eine große Feile backen müssen!«
»Ich glaube, wenigstens um ein Teilgeständnis komme ich nicht herum. Ich kann doch ruhig zugeben, daß ich über Marske eine neue Wohnung gesucht habe. Da wußte ich doch tatsächlich nicht, daß er der Bruder von Margitta war!«
Wahrscheinlich, weil ihre Backkünste in etwa ihren Kochkünsten entsprechen, widersprach Celine vehement.
»Bist du wahnsinnig? Dieser Kommissar ist vielleicht nicht besonders scharfsinnig, aber ganz offensichtlich sehr gründlich. Wie lange also, meinst du, würde er brauchen, um herauszufinden, daß ihr ausgerechnet Winters Wohnung besichtigt habt? Ne, bleib um Gottes Willen bei deiner posttraumatischen Amnesie!«
Ziemlich intensiv arbeitete Celine an ihrem rechten Ohrläppchen, das bekannte Zeichen. Ich schöpfte neue Hoffnung und störte sie nicht bei ihren weiteren Überlegungen.
»Nehmen wir mal an, Trixi war bei diesem Immobilien-Manfred versteckt. Was macht die Polizei mit einem Hund, wenn sein Besitzer tot ist?«
Klar, uns blieb noch das Städtische Tierheim. Egal, ob die Polizei Trixi dort abgegeben hätte oder unser Täter selbst, müßten die uns sagen können, woher sie den Hund hatten. Gleich morgen würden wir dem Tierheim einen Besuch abstatten. Ich war etwas beruhigt, es gab ein neues Ziel.
Auch auf der Station war langsam Ruhe eingekehrt. Die meisten meiner Patienten sahen wahrscheinlich fern oder saßen zumindest vor dem Gerät. Für sie ging ein weiterer Tag zwischen Warten auf den Tod und Festhalten am Leben zu Ende. Celine erhob sich, ihr schelmisches Lächeln im Gesicht.
»Und nun, Dr. Hoffmann, darf ich vielleicht jetzt Ihr Beweisstück sehen? Oder lieber wieder im Umkleideraum?«
Ich schloß die Tür zum Arztzimmer ab. Es ist bemerkenswert, wie wenig hinderlich ein Gipsbein nicht nur bei einer ordentlichen Herzmassage sein kann!
Am nächsten Morgen, einem Samstag, genoß ich zum letzten Mal den Frühstück-ans-Bett-Service meiner Station. Die Beweisaufnahme gestern abend durch Celine hatte mir die wiedererlangte volle Einsatzfähigkeit bestätigt, also ordnete Dr. Hoffmann die Entlassung des Patienten Dr. Hoffmann aus der stationären Behandlung an. Sicher zur Freude der Abteilung Lohnbuchhaltung, die es trotz der angespannten Finanzlage unserer Klinik zur bürokratischen Verzweiflung trieb, ob sie mich als erkrankten Mitarbeiter mit Anspruch auf Lohnfortzahlung oder tätigen Stationsarzt führen sollten. Ab Montag wäre ich nur noch der Stationsarzt Dr. Hoffmann.
Ich packte meine Patientenausrüstung inklusive Bademantel und linkem Badelatschen zusammen und machte
Weitere Kostenlose Bücher