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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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erfinden.
    Wer oder was könnte mich noch retten? Trotz intensiven Überlegens fiel mir nur Trixi ein, aber immerhin: Fände ich endlich Trixi, beziehungsweise die Person, die Trixi gefangenhält, hätte ich auch den IM an der Klinik gefunden. Vielleicht wäre Kommissar Czarnowske dann zwar enttäuscht, hätte lieber mich hinter Schloß und Riegel gesehen, aber damit würde er leben müssen.
    Also gut: Es gab keinen wirklichen Grund, an Renates Bemerkung über Valentas Ferienhaus zu zweifeln, die Sache ließe sich leicht überprüfen. Aber, fragte ich mich, warum sollte eigentlich nicht Renate den Hund gefangenhalten? Es gab eine gute Möglichkeit, das herauszufinden.
    Im Augenblick wurde die Abendmedikation zusammengestellt, und Celine würde erst in einer halben Stunde zu Besuch kommen. Keine Schwester trieb sich im Aufenthaltsraum herum, unbeobachtet konnte ich mir den Schlüssel für ihren Umkleideraum ausborgen. Aus ein paar Wochen Erfahrung mit Trixi wußte ich inzwischen über die Penetranz von Hundehaaren Bescheid – es gibt keinen Hundehalter, der sie nicht an seinen Klamotten herumschleppt. Wenn meine Vermutung über Trixis Gefangenschaft bei Renate stimmte, müßte ihr schwarzer Wintermantel sie verraten.
    Ich hatte Renates Spind noch nicht gefunden, als sich Schritte näherten. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich hinter dem Vorhang verstecken, der den Sack mit der Schmutzwäsche verbarg.
    Die Geräusche waren eindeutig, eine Schwester betrat den Raum und zog sich um. Als sogenannte Rüstzeit von fünfzehn Minuten täglich gehört das Wechseln von Alltagskleidung in Schwesternkittel und zurück zu ihrer offiziellen Arbeitszeit. Plötzlich wurde der Vorhang aufgezogen, in Schlüpfer und BH stand Renate vor mir, in der Hand ihren gebrauchten Kittel für die Schmutzwäsche.
    »Sieh mal an! Unser Dr. Hoffmann zu Besuch in unserem bescheidenen Umkleideraum!« Aggressiv schob Renate mir ihre Brust ziemlich dicht vor die Nase. »Ist es das, was du sehen wolltest?« Und, nach einer kleinen Pirouette: »Oder noch einmal von hinten? Ich weiß ja leider nicht, wie du es gerne hast!«
    Mein Gott, das war schlimmer, als in der U-Bahn mit offenem Hosenschlitz erwischt zu werden!
    »Es ist nicht so, wie du denkst ...«, stammelte ich hilflos.
    »So?« Renate schlüpfte in ein paar knackige Jeans und ein enges Top. »Du meinst, es ist nicht so, daß dir unsere Omis im Flügelhemdchen nicht mehr sexy genug sind? Was suchst du dann hier? Wolltest du an unsere Portemonnaies? Ich darf dir sagen, das lohnt sich nicht.«
    Renate hatte sich inzwischen fertig angezogen, inklusive ihrem schwarzen Mantel. Auf die Entfernung konnte ich keine Hundehaare entdecken, näher heran wollte ich im Moment weiß Gott nicht. Wir traten gemeinsam auf den Gang, und klar doch: Vor uns stand Celine. Renate warf mir einen amüsierten Blick zu, rief fröhlich »Ablösung!« und verschwand.
    »Mann, o Mann!«
    Celine wandte sich um in Richtung Ausgang, ich stolperte mit Gipsbein und Krücke hinterher. Immerhin gestattete sie mir, sie einzuholen. Erneut sagte ich meinen Spruch auf.
    »Es ist nicht so, wie du denkst ...«
    »Dann laß dir sehr schnell eine sehr gute Erklärung einfallen.«
    Also erklärte ich ihr meinen Ausflug in den Schwesternumkleideraum.
    »Das Beweisstück, daß nichts passiert ist, habe ich übrigens bei mir, in meiner Hose. Möchtest du dich überzeugen?«
    Ich hatte Celine zum Lachen bekommen – fast schon gewonnen! Sie riskierte einen kurzen Blick in Richtung meines Schritts.
    »Vielleicht komme ich darauf zurück.«
    »Allzeit Ihr gehorsamer Diener!«
    Wir gingen in mein Arztzimmer, konzentrierten uns aber vorerst auf das Problem Trixi.
    »Ich glaube nicht, daß Renate den Hund hat«, meinte Celine.
    »Sie ist nicht der Typ, schon wegen der Hundehaare. Denk doch mal nach: Was hast du damals als erstes versucht, als du Trixi am Hals hattest?«
    Richtig, ich hatte es bei ein paar Tierpensionen versucht. Celine holte das Telefonbuch, unverändert gab es gut zwanzig Tierpensionen in Berlin und der näheren Umgebung. »Ich verstehe nicht ganz. Sie haben ihren Hund in Pension gegeben und wissen nicht mehr, wo?«
    Krampfhaft suchte ich nach einer plausiblen Erklärung, aber der Mann am anderen Ende der Leitung schien einiges gewohnt zu sein.
    »Seit wann soll er denn bei uns sein, Ihr Hund?«
    Ich folgte dem alten Rezept: Wenn du lügen mußt, hangele dich möglichst dicht an der Wahrheit entlang.
    »Es ist nicht mein Hund, er

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