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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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sollen.«
    Schönen Dank, Schwester Renate! Nur gut, daß ich gestern wenigstens den Stapel mit Margittas Faltblättern von meinem Schreibtisch entsorgt hatte.
    Der Kommissar schaute mich erwartungsvoll an, ich schaute ruhig zurück. Auch heute würde ich nur auf direkte Fragen antworten. Es dauerte einen Moment, bis er das kapiert hatte.
    »Stimmt das?«
    »Stimmt was?«
    »Daß Ihre Patienten fast immer vom Hauspflegedienst Süd weiterbehandelt wurden.«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Nein. Manche brauchen keinen Hauspflegedienst. Bei denen reicht der fahrbare Mittagstisch, oder sie sind sowieso in einem Altersheim.«
    Mein neuer Freund konnte eine gewisse Ungeduld nicht unterdrücken.
    »Ich spreche natürlich von den Patienten, bei denen Hauspflege notwendig ist. Also, noch einmal: Haben Sie diese Patienten fast immer an den Hauspflegedienst von Frau Seeger vermittelt?«
    »Ja.«
    Nach dem warum hatte er nicht gefragt, oder? Beidseitige Pause.
    »Und darf man fragen, warum? Wo es doch, wie Sie selbst zugeben, eine ganze Reihe von Alternativen gibt?«
    Die korrekte Antwort wäre »ja« oder »nein« gewesen, aber ich wollte die Sache nicht übertreiben.
    »Margittas Hauspflegedienst war einer der ersten Anbieter. Außerdem liegt es doch auf der Hand, daß Sie jemandem vertrauen, für dessen gute Ausbildung Sie selbst garantieren können. Und natürlich habe ich auch gerne eine ehemalige Mitarbeiterin unterstützt.«
    Kommissar Czarnowske kritzelte fleißig in sein Notizbuch. Notierte er sich tatsächlich meine Antworten, oder malte er Männchen? Schließlich rückte er mit seiner eigentlichen Frage heraus.
    »Wissen Sie, nicht nur ich frage mich, ob es da vielleicht Absprachen gab zwischen Ihnen und Frau Seeger. Ich meine, hat sie sich für Ihre Bemühungen um ihren wirtschaftlichen Erfolg erkenntlich gezeigt?«
    »Nein.«
    Richtig – warum eigentlich nicht? »Da sind Sie sicher?«
    »Hören Sie, Margitta betrieb einfach einen guten Hauspflegedienst. Die haben zuverlässig gearbeitet, es kamen nie Beschwerden. Sonst hätte ich denen doch nicht sogar meine eigene Tante anvertraut!«
    Ein Blick ins Notizbuch.
    »Die Frau Hilde Hoffmann meinen Sie?«
    Nur auf Fragen antworten! Ich selbst hatte Tante Hilde ins Spiel gebracht, vollkommen unnötig. Es zeigte sich aber gleich, daß Czarnowske ohnehin gründlich recherchiert hatte.
    »Ja, das ist auch so ein Punkt, den ich nicht verstehe.« Wieder der traurige Blick und blättern im Notizbuch. »Da haben Sie also eine kranke Tante, die natürlich auch vom Hauspflegedienst Süd betreut wird. Eines Tages ist die Tante plötzlich tot, Sie selbst finden die Leiche, keine Zeugen. Und dann setzen Sie Himmel und Hölle in Bewegung, um eine gerichtsmedizinische Klärung zu verhindern. Sie streiten sich darüber mit dem Polizeiarzt, rufen mindestens dreimal den Staatsanwalt an, ist doch komisch. Zumal bei einem Arzt.«
    Ich sagte es nicht, aber ich mußte ihm recht geben. Zumal er noch ein Aß aus dem Ärmel zog.
    »Und als ob das nicht schon eigenartig genug wäre, finden wir schließlich noch Namen und Adresse Ihrer Frau Tante in einer Kartei beim Immobilienmakler Marske. Genau wie Ihren! Können Sie mir das erklären?«
    Im Gegensatz zu mir hatte der gute Kommissar Czarnowske den Link in die Klinik schon gefunden. Leider den falschen und, noch bedauerlicher, ausgerechnet mich. Mir schien nur ein realistischer Ausweg: Ich mußte ihm so schnell wie möglich den richtigen Kandidaten präsentieren. Einen Moment fürchtete ich, daß ich dazu keine Gelegenheit mehr bekommen würde und gleich in Handschellen durch die Klinik humpeln würde. Aber angesichts meines Gipsbeins sah der Kommissar wohl keine akute Fluchtgefahr, er beließ es bei der bekannten Frage.
    »Haben Sie vor, in nächster Zeit zu verreisen?«
    Dann zog er ab, aber, wie das unter guten Freunden üblich ist, auch heute wieder mit der Versicherung, daß wir uns bald wiedersehen würden. Damit war der Wettlauf endgültig eröffnet, mit ungerechter Verteilung der Chancen, schien mir: Kommissar Czarnowske stand ein kompletter Polizeiapparat zur Verfügung, mir nur meine Krücken.

    Langsam bekam dieses abgegriffene Bild von der Schlinge, die sich stetig enger zieht, für mich eine reale Bedeutung, zumal mir der Punkt erreicht schien, an dem ich selbst durch ein lückenloses »Geständnis« den Kopf nicht mehr aus dieser Schlinge herausbekäme. Selbst ein Staranwalt würde mir dringend raten, eine bessere Geschichte zu

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