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Denn wer zuletzt stirbt

Denn wer zuletzt stirbt

Titel: Denn wer zuletzt stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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vorbei.
    »Weihnachten ist jetzt gut ein Viertel Jahr her. Genug Zeit, um herauszufinden, daß der niedliche Hausgenosse auch Bedürfnisse hat. Und daß die Erfüllung dieser bescheidenen Bedürfnisse Opfer verlangt. Also ab ins Tierheim, angeblich wegen einer vorher unbekannten Allergie, oder binden wir ihn einfach an den nächsten Laternenpfahl. Jedenfalls ist es um diese Zeit immer so voll bei uns, jetzt und im Sommer, in der Urlaubszeit.«
    Bei all dem Gebelle und Miauen war es nicht einfach, sie zu verstehen, aber die fast bis auf den letzten Platz besetzten Gatter sprachen deutlich genug. Neben Katzen, Affen, einer unüberschaubaren Zahl von Zwergkaninchen und Goldhamstern schoben auch genug Hunde aller Größen und Rassen ihre schwarzen Nasen durch die Drahtgitter – von Trixi jedoch keine Spur. Ich verabschiedete mich hastig, sonst wäre ich am Ende noch mit einem ganzen Sack voll dieser armen Kreaturen nach Hause gekommen.
    Immerhin, ein Gutes brachte auch der Besuch im Tierheim mit sich. Er bestätigte meine Idee zur sinnvollen Verwendung von Winters Erbe an die Klinik.
    Am Abend rief ich Celine an, und wir schlossen halbherzig Frieden, so ganz bereit dazu waren wir beide noch nicht. Ich hörte mir an, daß sie eine praktikable Zwischenlösung für Sedat gefunden habe, und fragte sie dann, was sie von meiner Idee mit Winters Erbe hielte.
    »Um wieviel Geld geht es denn?«
    »Alles in allem fast eine Million, glaube ich.«
    »Nicht schlecht. Viel zu viel, um es dem Staat oder sonst jemandem in die Hände fallen zu lassen.«
    Da jedenfalls war ich ganz ihrer Meinung.

14

    Am Montag wieder meine Tätigkeit als Stationsarzt in Vollzeit aufzunehmen, stellte sich als gute Idee heraus. Erstmals in all den Jahren unserer Zusammenarbeit fehlte Schwester Käthe wegen Krankheit.
    »Wir haben sie nach Hause geschickt. Sie sah aus wie ein Streuselkuchen, überall Ausschlag!« informierten mich ihre Kolleginnen.
    Erneut wurde schnell klar, daß sie Seele, Motor und Treibriemen der Station war. Ähnlich wie während ihres Urlaubs in den Wochen, als Tante Hilde unsere Patientin war, mußte ich mich plötzlich mit Fragen und Problemen beschäftigen, von deren Existenz ich sonst dank Käthe nur eine entfernte Ahnung hatte.
    Trotzdem blieb Zeit, am Nachmittag mit Herrn Winter meine Idee über die Verwendung seines Erbes zu besprechen. Er zeigte sich sofort begeistert.
    »Das gefällt mir außerordentlich gut, Dr. Hoffmann. Ein richtiges Vermächtnis! Schade, daß Ihre Frau Tante das nicht mehr erleben kann. Die hätte sich furchtbar gefreut über Ihre Idee.«
    Winter entwickelte gleich ein paar konkrete Vorschläge und Anregungen für deren Umsetzung, hatte aber noch eine Frage.
    »Was sagt Ihre Verwaltung dazu?«
    Gute Frage und genau der wunde Punkt oder einer der wunden Punkte an meinem Projekt. Was die Verwaltung anging, so türmten sich auf dem Schreibtisch unserer Verwaltungsleiterin Beate genug kostenintensive Wünsche aus allen Abteilungen, die nur zu gerne Gebrauch von Winters Erbe machen würden. Neue Monitore für die Intensivstation, ein zusätzliches Ultraschallgerät für die Gynäkologen, Aufrüstungen für die Operationssäle. Alles Dinge, die sie wahrscheinlich wichtiger finden würde als meine Idee. Vielleicht könnte ich Beate gemeinsam mit Herrn Winter von der Idee überzeugen. Oder ich könnte über ihre Freundin Celine arbeiten.
    »Es wird natürlich ein paar Stellen geben, die mitreden wollen. Aber was unsere Verwaltung betrifft, rechne ich mit der alltäglichen menschlichen Gier. Bei einem konkret formulierten Testament vor die Alternative gestellt, entweder unser Projekt zu verwirklichen oder überhaupt nichts zu bekommen, wird die Klinik zugreifen. Dann stelle ich mir vor, wir machen das wie in den USA, eine richtige Plakette am Eingang mit dem Namen des Stifters und so.«
    »Wissen Sie, eigentlich..., doch, Sie haben recht. Im Grund ist so eine Plakette Selbstbeweihräucherung. Aber ich denke, dafür sparen wir den Grabstein – eine schöne Plakette hier ist doch viel netter als ein blöder Grabstein auf dem Friedhof.«
    Winter schien einen Moment zu überlegen, dann fragte er: »Sagen Sie, Dr. Hoffmann, es geht mich eigentlich nichts an, aber vielleicht sagen Sie es mir trotzdem: Haben Sie etwas geerbt von Ihrer Frau Tante?«
    Ja, hatte ich. Mal abgesehen von der verschwundenen Trixi und ein paar Familienfotos hatte sie mir fast fünfzehntausend Euro hinterlassen. Ich wußte nicht, worauf Winter

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