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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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irgendwas.
    – Hier, – sage ich, – Molotow haben wir dabei.
    – Was für einen Molotow? – Sie versteht nicht.
    – ZK-Mitglied.
    – Wo ist er? – Marusja versteht nicht.
    – Na, hier. – Ich zeige auf Molotow.
     
    Marusja versucht zu verstehen. Schließlich holt sie irgendwoher eine Zigarette und Feuer und beginnt zu rauchen, läßt sich nervös alles durch den Kopf gehen.
     
    – Seid ihr schon lange hier? – fragt sie.
    – Nicht besonders, – sage ich. – Zwei oder drei Stunden.
    – Klar, – sagt sie.
     
    Sie und ich sitzen in ihrem Bett und betrachten uns schweigend. Sie ist hübsch, trinkt zu viel, aber trotzdem hübsch. Vor allem mit dem Kissen.
     
    – Willst du was rauchen? – frage ich.
     
    Sie hebt die Zigarette und zeigt sie mir – ich rauche doch, soll das heißen.
     
    – Wir haben was dabei, – sage ich.
    – Dabei? – Sie wird sofort wach. Offensichtlich das Losungswort, jedenfalls die richtige Wortkombination, die alles in Bewegung bringt. Mir gefällt sie selbst, deshalb wiederhole ich:
    – Ja, – sage ich, – wir haben was dabei.
    – Scheiße, – sagt Marusja, wirft Molotow einen ängstlichen Blick zu und legt das Kissen zur Seite.
     
    10.15
    Morgens schaut man sich so was besser gar nicht an, oder wenn schon, dann durch die Finger der vorgehaltenen Hand. Genau so machen wir es, und während sie durchs Zimmer schlappt und ihre Slips und Strümpfe aufsammelt, sich in ihre löchrigen Markenjeans zwängt, alle möglichen Medaillons und Armbänder anlegt, gehen wir auf den Balkon und warten dort auf sie. Sie kommt raus, mit einer großen schwarzen Pfeife in der Hand, und wir stehen einfach so auf dem Balkon und reden kaum, höchstens daß wir in den gewittrigen Morgenhimmel schauen, auf die leere samstägliche Munizipalität, in alles mischt sich so viel Luft und Feuchtigkeit, als ob wir in jemandes Lunge gelandet wären, zum Beispiel in der Lunge eines alten Steinbutts, der sich an den eiskalten arktischen Wellen satt getrunken hat und jetzt auf dem Grund des Ozeans liegt und still an seiner Überdosis leidet.
     
    – Wie geht's? – frage ich. Das letzte Mal haben wir uns so vor einem Monat gesehen, es war noch total kalt, wir riefen vom Bahnhof aus an, was haben wir eigentlich am Bahnhof gemacht? keine Ahnung, aber angerufen haben wir ganz sicher vom Bahnhof, sie sagte – okay, kommt ruhig, aber bringt was zu saufen mit, wir kauften eine Flasche Kaiser-Wodka und zogen los, sie war gerade von der Massage oder so gekommen und roch nach Cremes, damals hatte sie ein bißchen längere Haare und eine andere Haarfarbe, aber welche, keine Ahnung.
    – Schlecht geht's, – sagt sie.
    – Was ist passiert?
    – Passiert, – sagt sie, – passiert. Probleme in der Schule. Hab ne Prüfung verhauen.
    – Geil, – sage ich. – Du gehst in die Schule.
    – Gar nicht geil, – sagt sie. – Absolute Scheiße.
    – Klar, – sage ich.
    – Wir sollten eine wissenschaftliche Arbeit schreiben, – sagt Marusja und wärmt die Pfeife zwischen den Händen.
    – Was glaubst du war das Thema?
    – Hm? – frage ich.
    – »Was ich über die Arbeit der kommunalen Dienste denke«.
    – Und was soll das sein?
    – Kommunale Dienste?
    – Mhm.
    – Also, zum Beispiel Feuerwehr. Oder der Gasmann. Kommunale Dienste eben.
    – Klar, – sage ich. – Und was hast du geschrieben?
    – Ich habe über die Spritzautos geschrieben.
    – Was für Autos?
    – Spritzautos. Die frühmorgens die Straßen spritzen.
    – Klar, – sage ich. – Weißt du was über Spritzautos?
    – Ich hatte vorher eine entsetzliche Nacht. Kaum geschlafen. Kam zum Unterricht – und es zerreißt mich innerlich, verstehst du? War am Abkratzen.
    – Wärst besser heimgegangen.
    – Prüfung!
    – Hättest deinen Vater bitten können, ein paar Schützenpanzer zu schicken, und alles paletti.
    – Du hast gut reden. Dein Vater ist kein Militär.
    – Ja, – sage ich, – Gott sei Dank.
    – In Wirklichkeit gefällt ihm das total, wenn ich ihn um so was bitte. Deswegen bitte ich ihn nie.
    – Aha, – sage ich.
    – Der Bruder, der nimmt ihn immer aus.
    – Er hat einen Bruder? – frage ich.
    – Ich habe einen Bruder, – endlich zündet Marusja die Pfeife an. – Ich habe einen älteren Bruder.
    – Warum habe ich ihn nie gesehen?
    – Der kommt mir hier nicht rein.
    – Warum?
    – Ich hasse ihn. Obwohl ich ihn früher sehr geliebt habe.
    – Was ist passiert?
    – Er war scharf auf mich.
    – Echt?
    – Echt. Hätte mich

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