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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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Arbeit kann ich mir vorstellen, – sage ich. – Hör mal, wir haben echt ein Problem. Unserem Freund sind die Eltern gestorben.
    – Alle? – fragt Marusja nach.
    – Nein, – sage ich. – Teilweise. Der Stiefvater.
    – Wer ist der Freund?
    – Zündkerze. Erinnerst du dich?
    – Wie sieht er denn aus?
    – Hm, – sage ich, – er hat so ein komisches Gesicht, irgendwie fernöstlich. Hohe Wangenknochen, schmale Augen, erinnerst du dich?
    – So einer, – sagt sie, – der wie ein Chinese aussieht?
    – Eher wie ein Mongole, – sage ich.
    – Was ist der Unterschied?
    – Mongolen haben keine Schrift.
    – Und Chinesen?
    – Chinesen hatten schon Schrift, als es noch gar keine Mongolen gab.
    – Okay, – sagt Marusja, – ich erinnere mich an ihn. Du bist irgendwann mal mit ihm hier gewesen. Und was jetzt?
    – Na, was schon, – sage ich, – jetzt müssen wir ihn finden. Morgen ist die Beerdigung. Und er ist verschwunden, stell dir vor.
    – Ja, – sagt Marusja, – Scheiße. Wie, sagst du, heißt er?
    – Zündkerze.
    – Komischer Name.
     
    13.00-14.00
    – Zündkerze?
    – Hm.
    – Hör mal, – endlich hebt Marusja den Kopf und sieht mich mehr oder weniger wach an. – Ist das der Kerl, dem sein Vater gestorben ist?
    – Stiefvater.
    – Scheißegal, – Marusja wacht endgültig auf. – Gestern hat mich euer Bekannter angerufen, der fette, asslige.
    – Kakao, – sage ich.
    – Was?
    – So heißt er – Kakao.
    – Fuck, – sagt sie. – Er hat gestern angerufen und nach euch gefragt.
    – Dich hat er angerufen?
    – Wen denn sonst? – Marusja versucht, auf die Beine zu kommen. – Hat euch gesucht, sagte was von diesem eurem, wie hast du gesagt? …
    Zündkerze.
    – Mhm, Zündkerze. Hat irgendwas gesagt, daß er weiß, wo er ist.
    – Wo ist er?
    – Zündkerze?
    – Nicht Zündkerze, – ich stehe ebenfalls auf, – dieser – fette Arsch?
    – Bei Goscha. Von da hat er auch angerufen.
    – Und wer ist Goscha?
    – Was? – fragt sie. – Wo lebst du denn? Goscha ist der Chefredakteur unserer hippsten Zeitung. Dieses Vieh da arbeitet doch für ihn, – Marusja zeigt auf den schläfrigen Dog.
    – Der Chefredakteur oder was? – Langsam geht mir ein Licht auf.
    – Sag ich doch.
    – Und wie kommt unser Kakao an den?
    – Woher soll ich das wissen, – sagt Marusja und geht hinein.
    – He, Moment! – rufe ich ihr nach. – Hast du seine Telefonnummer?
    – Nöö, – ruft Marusja irgendwo aus der Küche. – Ich weiß die Adresse. Hab ein paarmal mit ihm gepennt, bei ihm daheim. Hat eine riesige Wohnung, hier ganz in der Nähe, auf der Gogol-Straße. Wohnt allein dort.
    – Egal, warte doch, – ich finde Marusja in der Küche, sie kriecht in den Kühlschrank, holt ein Glas Honig raus, plumpst in einen Stuhl und fängt an zu essen. – Warte, – sage ich wieder, – und was hat er noch gesagt?
    – Was noch? – Marusja denkt einen Moment nach. – Nix. Hat gesagt er weiß, wo euer … also der, dessen Vater gestorben ist … vielmehr – Stiefvater. Und daß ihr ihn bei Goscha finden könnt, wenn ihr wollt.
    – Wie ist er dort hingekommen?
    – Woher soll ich das denn wissen! – Marusja hält es nicht mehr aus und beginnt zu schreien. – Woher soll ich das wissen? Vielleicht hat ihn Goscha irgendwo gehabt.
    – Wie gehabt? – Ich verstehe nicht.
    – Sei nicht so blöd! Hat ihn genommen – und gehabt. Kennst du etwa Goscha nicht?
    – Nöö.
    – Goscha ist der Schwule Nummer eins in dieser beschissenen Stadt. Danach sucht er sich seine Mitarbeiter aus. Ich habe aus Prinzip mit ihm gepennt – also, das sind meine Prinzipien. Vielleicht hat er euer Stinktier irgendwo genommen, durchgefickt und hält ihn sich jetzt daheim in der Gogol-Straße, keine Ahnung, kurz gesagt, – sie verstummt und schleckt weiter ihren heiß-gelben kalten Honig.
     
    14.15
    – Hör mal, wir gehen.
    – Mhm, – sagt sie.
    – Sag uns Goschas Adresse.
     
    Marusja holt ein in gelbes Leder gebundenes Notizbuch hervor, schreibt etwas, reißt das Blatt raus und streckt es mir hin. Da, sagt sie, aber ihr müßt lange klingeln, es ist eine große Wohnung, und vielleicht schläft er und hört nichts. Sagt, daß ihr von mir kommt, sonst läßt er euch nicht rein, kapiert? kapiert, sage ich, danke, okay, haut ab, sagt sie und hat uns schon vergessen. Wir sind gerade am Rausgehen, da – schon in der Tür – drehe ich mich um und sage:
     
    – Marusja, – sage ich. – Hör mal.
    – Hm?
    – Vielleicht nimmst du

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