Depeche Mode
öffnet sich tatsächlich, und ein glatzköpfiger, dicker Typ in blauem Seidenschlafrock tritt heraus.
– Was habt ihr hier zu suchen? – fragt er.
– Wir suchen Kakao, – sagt Dog.
Schweigend holt der Typ eine Gaspistole aus dem Schlafrock und zielt auf Dogs Visage.
– Was für Kakao? – fragt er.
– Unseren Freund, – sagt Dog eingeschüchtert. – Kakao.
– Was laberst du für ein Zeug? – Der Typ, offensichtlich Goscha, regt sich tierisch auf.
Wasja versteckt sich hinter meinem Rücken, ich überlege – wie heißt er eigentlich, unser Kakao – wie heißt er, wie kann ein Donbass-Intellektueller denn heißen? vielleicht Andrjuscha, richtig – Andrjuscha.
– Andrjuscha, – sage ich. – Wir suchen Andrjuscha. Sind Freunde von ihm.
– Echt? – fragt Goscha ungläubig. – Na, okay, kommt rein, – sagt er, aber die Pistole nimmt er nicht weg. Plötzlich sieht er Dogs Rucksack und fragt: was habt ihr da?
– Alk, – sagt Dog.
– Gib her, – sagt Goscha.
Dog holt eine Flasche Kognak raus, gibt sie Goscha, der steckt sie schweigend in die Schlafrocktasche, und wir folgen ihm in eine riesige Wohnung, der Flur zieht sich irgendwo in die Tiefe, wir folgen Goscha und kommen in eine endlos große Küche, sie zahlen ihm offensichtlich gar nicht beschissen dafür, daß er unsere Heiligtümer schändet, denke ich neidisch, in der Küche sitzt Kakao, allerdings ohne Anzug, auch im Schlafrock, sieht aus, als wären sie in der Sauna, sitzt und trinkt aus einem großen Becher, Kakao vielleicht, Andrjuscha, für dich, sagt der schwule Chefredakteur, verliert jegliches Interesse an uns und verschwindet in den Tiefen seiner Schwulenwohnung.
– Hi, – der fette Arsch Kakao grinst uns gutgelaunt an.
– Hi, Kakao, – sagt Wasja. – Geiler Schlafrock. Willst du den jetzt immer tragen?
– Von Goscha, – erklärt Kakao.
– Alles klar, – unterbreche ich ihn. – Marusja hat gesagt, du hast angerufen und was von Zündkerze erzählt.
– Mhm, – sagt Kakao. – Ich wollte es euch schon gestern sagen, aber ihr habt mich nicht angehört.
– Was sollen wir dich auch anhören, – fängt Dog an, aber Wasja hält ihn zurück, komm, laß ihn reden.
– Also, – fährt Kakao fröhlich fort. – Ihr seid weggegangen, und ich denke, daß ich es euch doch irgendwie sagen muß.
– Was sagen? – fragt Wasja.
– Das mit Zündkerze.
– Du weißt, wo er ist?
– Ja.
– Ist er in der Stadt?
– Seid ihr eigentlich bescheuert? – Kakao wird mutiger, der Arsch spürt seinen Heimvorteil. – Dieser Blödel hier – okay, aber du, Zhadan, hättest es doch wissen müssen, ihr studiert doch zusammen.
– Ich war krank, – sage ich.
– Aha, – nickt er, – das ist chronisch bei dir. Zündkerze ist schon lange im Lager.
– In was für einem Lager? – frage ich erschrocken.
– Sitzt er? – fragt Dog erschrocken.
– Ach was, wo soll er denn sitzen, – lacht Kakao. – Er ist, na, im Pionierlager oder wie das inzwischen heißt, Arbeitslager, ja. Da läuft gerade die, wie heißt das, erste Frist, nein, nicht Frist, Spanne. Nein, nicht Spanne, Schicht. Kommt ein Haufen kleiner Schisser und Zündkerze zeigt ihnen, wie man Zelte aufstellt.
– Fuck, – wundere ich mich.
– Ja, – sagt Kakao, – Lager ist geil. Ein Haufen Weiber. Einmal, noch in der Schule, war ich im Lager, da war ein Betreuer scharf auf mich. Schwul, stellt euch vor.
– Vielleicht ist Zündkerze ja auch scharf auf jemanden, – sagt Wasja.
– Wie, ist er auch schwul? – Dog versteht nicht.
– Nein, Zündkerze ist nicht schwul, – sage ich, – ich kenne ihn gut. Obwohl er auf seine Art natürlich eine schwule Socke ist, klar.
– Und was jetzt? – fragt Wasja Kakao.
– Fahrt zu ihm, – sagt Kakao. – Super dort. Weiber.
– Schwule Betreuer, – fügt Dog hinzu.
– Und wo ist das? – fragt Wasja.
– Hinter Wuslowa, – sagt Kakao. – Das Lager »Chemiker«.
– Wie – ein Lager für Mutanten? – frage ich.
– Nein, für Chemiker. Also, ihr nehmt den Zug und fahrt über Tschuhujiw nach Kinzewa. Dort wartet ihr ein paar Stunden auf den Anschlußzug und fahrt nach Wuslowa. Dort wartet ihr noch ein paar Stunden und fahrt zum »Chemiker«. Von Wuslowa kann man auch zu Fuß gehen. Aber ihr müßt nachts losfahren, sonst schafft ihr es nicht. Der erste Zug geht um vier Uhr früh. Bis zum Mittagessen seid ihr dort. In Tschuhujiw kann man gut saufen, – fügt er aus
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