Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige
und therapiert werden konnten, sich jetzt in Depressionen äußern.
Das sind Schicksale, die vom Betroffenen keinesfalls verantwortet werden können oder müssen, und es ist geradezu Pflicht unserer Gesellschaft, diese Menschen besonders gut zu behandeln und ihnen eine Heilung zu ermöglichen.
Leider ist immer noch das Gegenteil der Fall: Die Ausgrenzung findet nach wie vor statt. Man sollte sich regelmäßig die Frage stellen: »Die Gerechtigkeit und die moralischen Werte im Land messen sich daran, wie es dem Schwächsten geht. Wie ist es bei uns?«.
Wir sind überzeugt vom Wert einer Informationskampagne für bessere psychische Gesundheit, wie sie in den angelsächsischen Ländern oder auch in Finnland mit großem Erfolg durchgeführt wird.
Der Normalbürger muss durch gezielte, informative, volksnahe und positive Aufklärung dazu gebracht werden, sich immer mehr für das Thema psychische Krankheit/Gesundheit zu interessieren. Niemand ist vor einem Problem mit seiner Psyche gefeit. Dazu kommt eben die Hilfe, die der informierte Bürger Betroffenen leisten kann.
Parallel zu einer Informationskampagne sind alle einschlägigen Organisationen (wie Selbsthilfegruppen, Psychiatrische Kliniken, Sozialdienste etc.) aufgefordert sich mit Aktionen aller Art langfristig zu beteiligen und das Ziel einer besseren psychischen Gesundheit ins Auge zu fassen.
John P. Kummer
Depression – auf den Punkt gebracht
Privatdozentin Dr. Christine Rummel-Kluge, Ärztin und Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Depressionshilfe in Leipzig hat für dieses Buch ein Essay verfasst, das sich (mit Blickpunkt Deutschland) hervorragend eignet als Zusammenfassung dessen, was die Autoren mit ihrem Buch sagen wollen.
Was ist eine Depression?
In der Regel kann man normale Stimmungsschwankungen, die jeder Mensch kennt, von einer Depression klar abgrenzen. Um von einer Depression zu sprechen, müssen bestimmte Krankheitszeichen, sogenannte Symptome, vorliegen. Laut der internationalen Klassifizierung von Krankheiten der Weltgesundheitsorganisation müssen über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen mindestens zwei der drei Kernsymptome vorliegen: gedrückte Stimmung, Interessen- und Freudlosigkeit und reduzierter Antrieb. Zusätzliche Symptome, die in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden sein können, sind Konzentrationsstörungen, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle, negative und pessimistische Zukunftsperspektive, Suizidgedanken, Schlafstörungen und verminderter Appetit (Dilling et al. 2010).
Eine Depression kann einen Menschen völlig verändern. So ist es zum Beispiel möglich, dass der früher lebenslustige Vater oder der vorher zufriedene und ausgeglichene Partner auf einmal schwunglos wird, an Schuldgefühlen, innerer Leere und Hoffnungslosigkeit leidet. Verwandte und Freunde sind dann oft in einer schwierigen Situation, denn der Erkrankte reagiert manchmal nicht mehr so, wie es die Umgebung erwartet. Das kann die Angehörigen irritieren und frustrieren. In ihrer Hilflosigkeit gegenüber der Depression entwickeln Angehörige oft selbst Schuldgefühle oder gar Ärger über die Erkrankten. Hält die depressive Phase länger an, können sich auch bei den Angehörigen Überlastung und Erschöpfung einstellen, auch weil sie dem Patienten dann oft eine Vielzahl alltäglicher Aufgaben abnehmen. Selbsthilfegruppen für Angehörige können für die betroffenen Familienmitglieder eine wichtige Hilfe sein.
Wie ist die Situation in Deutschland?
In Deutschland sind gegenwärtig etwa 4 Millionen Menschen an einer Depression erkrankt. Die Depression kann als Volkskrankheit bezeichnet werden. Ganz wichtig ist dabei zu betonen, dass es sich um eine Krankheit handelt, denn das wissen viele Menschen noch nicht: Depression ist eine schwere Erkrankung, die aber gut behandelbar ist, medikamentös und durch Psychotherapie. Bei leichter Depression reicht in der Regel eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung, bei schwerer Depression sollten die Patienten immer mit beiden Verfahren behandelt werden. Patienten mit schwerer Depression sind zunächst oft nicht in der Lage, an einer Psychotherapie mitzuwirken, zum Beispiel aufgrund von Konzentrationsstörungen oder mangelndem Antrieb. Bei einer Psychotherapie muss man sich einbringen und mitarbeiten. In diesen Fällen wird die medikamentöse Therapie eingesetzt, um das Befinden der Patienten soweit zu verbessern, dass sie von einer Psychotherapie
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