Der 18 Schluessel
seine Hilfe, und sie hatte keine Zeit für Streitereien. So ruhig wie möglich erzählte sie Chris, dass Danyal in der Papstsuite der Gemelli Klinik festgehalten wurde und der Orden mit einer geheimnisvollen Substanz namens Hydra experimentierte und dabei Menschen ermordete. Immerhin unterbrach er sie nicht. Den Mord an Felice und das Auftauchen Satanaels verschwieg Eliana, da sie nicht wusste, wie Chris darauf reagieren würde. Es war ohnehin schon kompliziert genug mit ihm. „Also ... was tun wir jetzt? Sie werden denken, dass ich untergetaucht bin und mich ihrem Zugriff zu entziehen versuche, nachdem ich zu viel weiß. Wir müssen Danyal da rausholen, ehe sie ihn wegschaffen!“
Chris stand auf und ging zu ihrer Minibar. Dort goss er sich einen neuen Whiskey ein und füllte auch ein Glas für sie. Eliana nahm das Glas, stellte es jedoch demonstrativ zurück auf den Tisch, ohne auch nur ein einziges Mal daran genippt zu haben. Sich zu betrinken war kaum der richtige Zeitpunkt. Chris zuckte mit den Schultern und leere sein Glas mit einem Zug.
Sie wurde langsam ungeduldig. „Wie gehen wir es an, Chris?“
Er stellte sein Glas ab und kam zu ihr. Anscheinend hatte er eine Entscheidung getroffen. „Wir holen ihn da raus ... aber wir haben keine Eile.“
Sie starrte ihn an, als hätte er gerade einen Hammer vor den Kopf bekommen und dabei den Verstand verloren. „Das ist nicht dein Ernst!“
Es war sein Ernst. Er gab ihr einen Stoß, dass sie aufs Bett fiel, und warf sich dann auf sie. Eliana versuchte sich von ihm zu befreien, doch er hielt ihre Hände fest und presste seinen Mund auf ihren. Sein Atem roch nach Whiskey. Eliana drehte ihren Kopf zur Seite.
„Sei doch mal etwas lockerer. Wir können Entspannung gebrauchen, oder? Es denkt sich viel besser nach einer guten Nummer.“ Seine Stimme klang heiser.
Eliana kämpfte noch stärker darum, sich von ihm zu befreien. Seine Hände zerrten an ihrem Rockbund. Kurz bekam sie ihr Bein frei, zog es an und rammte Chris ihr Knie zwischen die Beine. Er stöhnte auf, rollte von ihr herunter und krümmte sich auf dem Bett zusammen.
Eliana sprang auf und wich zur Wand zurück. In ihrer Verzweiflung langte sie nach der halbleeren Whiskeyflasche, zerschlug sie an der Tischkante und richtete die messerscharfe Scherbe auf Chris. „Das nächste Mal ramme ich dir das Ding zwischen die Beine!“ Er sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an und setzte sich langsam auf. „Schon ... gut! Ich hab verstanden“, quetschte er sich so etwas wie eine Entschuldigung ab. „Mann, das wird dir noch leidtun!“
Unter normalen Umständen hätte Eliana das Zimmer verlassen und nie wieder ein Wort mit ihm geredet – doch sie brauchte ihn leider noch immer. Egal, ob er ein selbstverliebtes Schwein war oder nicht. „Es wird Zeit, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir Danyal befreien“, fuhr sie ihn an, und er nickte endlich.
Die Gemelli Klinik unterhielt ein riesiges Gelände mit Forschungsstationen, Poliklinik und einem eigenen Helikopterlandeplatz. Das gesamte Klinikgelände glich vielmehr einer abgeschlossenen Kleinstadt als einem Krankenhauskomplex. Während das Taxi die Straßen zum Monte Mario hinauffuhr, wurde Eliana klar, wie naiv ihr Vorhaben war, einfach dort hineinzugehen und Danyal mitzunehmen. Schon von außen sah man der Klinik an, wie viel Geld in ihr steckte – die Gebäude waren modern, und bestimmt waren es die Sicherheitsvorkehrungen auch.
Sie ließen das Taxi abseits des Haupteingangs anhalten. Chris bezahlte den Taxifahrer und schulterte den Rucksack, den er mitgenommen hatte, ohne Eliana zu sagen, wofür er ihn brauchte. Dieser Rucksack machte Eliana nervös. Nachdem die Fronten zwischen ihnen soweit geklärt schienen, gab sich Chris unfreundlich, als hätte Eliana seinen Stolz gekränkt. Bisher bestand ihr Plan darin, dass Eliana sich als Notfallpatientin ausgab. Eigentlich war es kein wirklicher Plan – es war ein hirnrissiges und zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, wie Eliana nun bewusst wurde.
Während sie die beleuchtete und mit Blumenrabatten gesäumte Auffahrt zum Haupteingang entlang gingen, reifte in Eliana eine neue Idee, die mit etwas Glück funktionieren konnte. Sie hielt Chris am Arm fest und wies auf den Rucksack. „Versteck den irgendwo in den Blumenkästen. Der ist zu auffällig.“
„Wie meinst du das?“ Er war von ihrem Vorschlag wenig begeistert.
Eliana nickte in Richtung des Eingangs. „Als Patientin komme ich ohnehin
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