Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
Vom Netzwerk:
Schwester ...“
    „... Christine ...“, gab Eliana schnell Auskunft.
    „Mein Name ist Pater Vincenzo. Bitte verzeihen Sie mein Misstrauen, doch Sie wissen ja selbst um die hohen Sicherheitsbestimmungen.“
    „Natürlich, Pater“, antwortete Eliana professionell und abgeklärt. „Leider hat der akute Notfall uns keine andere Möglichkeit gelassen, als ohne vorherige offizielle Vorstellung zu erscheinen.“
    Sie standen auf und folgten Pater Vincenzo schweigend zum Aufzug.
    Als sich die auf Hochglanz polierten Edelstahltüren lautlos öffneten, drückte Pater Vincenzo den Knopf für die zehnte Etage. „Darf ich fragen, welcher Art der Vorfall heute war?“
    Kalter Schweiß brach Eliana aus. Welcher Art konnte ein Vorfall sein, der ihr unangemeldetes Auftauchen rechtfertigte? Überraschenderweise kam Chris ihr mit seinem breiten amerikanischen Akzent zur Hilfe. „Um die Wahrheit zu sagen, Pater - Bruder Sebastian ist tot! Selbstzweifel, denen er nicht mehr gewachsen war und die seine Objektivität zerstört haben. Er hat sich das Leben genommen. Das ist der eigentliche Zwischenfall. Sie verstehen sicherlich, dass wir darüber nicht unten in der Empfangshalle sprechen wollten.“
    Pater Vincenzo sah ihn erschrocken an und bekreuzigte sich dann. Er setzte zu einer Frage an, doch da öffneten sich bereits die Aufzugstüren.
    Eine Gruppe in Soutanen und schwarzen Anzügen gekleideter Pater stand vor einer Tür, hinter der, wie Eliana vermutete, die Papstwohnung lag. Zwei junge Frauen in langen Röcken und Blusen trugen Tabletts mit Kaffee und Tee und boten sie den Patern an. Es herrschte Betrieb wie in einer Vip-Lounge, ein gut durchorganisierter Service. Die schwarz gekleideten Ordensbrüder begrüßten Eliana und Chris.Hier oben schien es fast noch mehr Kameras zu geben, als in der Empfangshalle. Aus fast jeder Ecke folgte ihr ein Objektiv und registrierte ihre Bewegungen. Eliana verließ der Mut – es war unmöglich, Danyal hier ungesehen herauszuschaffen.
    Pater Vincenzo hielt sie am Arm fest, als sie auf die geschlossene Tür zuging. „Sie kennen die Vorschrift von Pater Pascal, Schwester. Es darf immer nur eine Person in das Labor.“
    Chris nickte dem Pater zu. „Schwester Christine soll gehen. Sie kennt sich besser mit den medizinischen Notwendigkeiten aus.“
    Die Posse war bis jetzt geglückt – warum sie nicht noch weiter aufrechterhalten. Pater Vincenzo öffnete die Tür und ließ Eliana eintreten. Ein junger Mann in weißem Kittel nahm sie in Empfang und stellte sich als Bruder Emanuel vor. Die Tür wurde hinter Eliana wieder verschlossen – sie sah sich überrascht um. Die Wohnung war in ein Forschungszentrum umgewandelt worden. Überall blinkten Lämpchen. Polygraphen übertrugen ohne Unterlass Werte und Messkurven auf Endlospapier. Sorgfältig geordnet standen Elektronenmikroskope in einer Reihe nebeneinander, die verschiedene Bilder auf die Monitore übertrugen. Computer standen den Ärzten und Forschern zur Verfügung. Eliana war keine Biologin, doch die gesamte Papstwohnung war innerhalb kürzester Zeit mit modernsten medizinischen Geräten ausgestattet und in ein Hightechlabor verwandelt worden. Bruder Emanuel blieb stehen und sah sie fragend an.
    „Entschuldigen Sie ...“, gab Eliana zu. „Ich hatte keine Ahnung, wie gut wir trotz der knappen Vorbereitungszeit ausgerüstet und organisiert sind.“ Bewusst nutzte sie den Plural, um eine Vertrauensbasis zu schaffen.
    Bruder Emanuel nickte und sah kurz auf die Uhr an der Wand. Es war bereits nach Zwei Uhr am Morgen. „Es ist das erste Mal, dass sie hier sind, Schwester? Ein paar Minuten haben wir. Das Hydra wird gerade zum Transport in der Eisbox bereit gemacht. Ich erkläre Ihnen unsere Arbeit.“ Er führte sie zu dem Monitor eines Elektronenmikroskops, auf dessen Bildschirm etwas zu erkennen war, das Eliana spontan als pockige Kugel oder Praline identifiziert hätte. Natürlich war es weder das eine noch das andere, und Bruder Emanuel lieferte bereitwillig die Erklärung. „Ein Retrovirus!“
    Da Eliana augenscheinlich nicht verstand, sprach er einfach weiter. „Sie wissen, was ein Virus tut, Schwester?“
    „Ja ...“, gab Eliana zu, während sie die Inhalte ihres lang zurückliegenden Biologie Leistungskurses im Abitur aus ihren hintersten Gehirnwindungen hervorzulocken versuchte. „Das Virus dockt sich mit einer Art Saugnapf an eine menschliche Zelle an, schneidet sie auf und platziert seine eigene DNA darin. Dort vermehrt sich

Weitere Kostenlose Bücher