Der 18 Schluessel
mit Tagen oder Wochen Verzögerung ... die geradezu atemberaubenden Ausmaße der Mutationen sind ein Problem. Hierfür müssen wir eine Lösung finden. Ich denke, es liegt allein an der Zusammensetzung. Aber wenn diese stimmt, wird es einen perfekten und fast unsterblichen Menschen geben. Sogar Krankheiten heilt der Mensch dann selbst, indem sich sein gesamter Organismus bei Bedarf einfach erneuert. Und die Engels DNA macht ihn zu einem friedlichen Lebewesen.“
Bruder Emanuels Gesicht wurde ernst und ehrfürchtig. „Eine neue Rasse wird entstehen – alles geht ganz friedlich vor sich. Wir wandeln Homo sapiens um – es wird nur noch eine Art auf der Erde geben, ein wahres Paradies des Friedens – der neue Mensch heißt Angelus Hydra !“
Eliana ließ ihren Blick über die vielen Instrumente und Labormaterialien schweifen, verbarg ihre Ablehnung und dachte an den Naphil Helel – den Halbengel. Anscheinend machte sich bei dem ganzen Tamtam um die Zellen eines Süßwasserpolypen überhaupt niemand Gedanken darüber, wie unkompatibel Menschen und Engel waren! Die Geschichten über die Nephilim hatten diese degenerierten Fanatiker entweder nicht gelesen oder verdrängt. Vor ihrem innerem Auge sah Eliana die Welt von mutierten und mordlüsternen Nephilim bevölkert. Sie bezweifelte jedoch, dass Bruder Emanuel oder sonst irgendjemand Wert auf ihre Meinung oder Erfahrung mit einem Naphil legte.
Die Tür eines weiteren Raumes wurde von einem Arzt geöffnet, und Bruder Emanuel nickte ihr zu. „Das Serum ist zum Transport bereit. Bitte sagen Sie Pater Pascal, dass wir mindestens fünf Tage benötigen, um neues Hydra herzustellen. Morgen ist eine weitere Rückenmarkentnahme bei dem Engel vorgesehen.“
Eliana wusste – jetzt musste sie handeln. So nah würde sie an Danyal nie wieder herankommen. „Ich würde ihn gerne sehen.“ Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, wenn sie Danyal sah, doch in diesem Augenblick hätte sie alles getan, um überhaupt zu ihm zu kommen.
Er überlegte sichtlich, wie weit er ihrem Wunsch entsprechen konnte oder durfte. Dem jungen Arzt gefiel augenscheinlich ihr Interesse an seiner Arbeit. Schließlich nickte er. „Wir halten ihn in einem sterilen Raum unter konstanten Bedingungen. Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu ihm zu lassen, aber es gibt ein Sichtfenster vom Nebenraum aus, von dem aus wir ihn beobachten können.“ Tatsächlich winkte der Arzt sie weiter. Anscheinend war sie ihm sympathisch ... oder es war einfach ihr Glückstag.
Er reichte ihr Gummihandschuhe, die er zusätzlich mit Desinfektionsmittel besprühte. „Sicher ist sicher“, gab er zu bedenken. Dann führte Bruder Emanuel sie in das nächste Zimmer. Auch hier sah es aus wie in einem Labor. Monitore, Reagenzgläser, Kühlaggregate, eine Zentrifuge, allerlei chirurgische Gerätschaften, Technik ... ein eigenes Forschungszentrum, um den Körper und das Genmaterial eines Engels auszubeuten!
Bruder Emanuel führte sie zur Rückwand des Raumes und deutete auf ein quadratisches Glasfenster in der Wand. Dann sah sie ihn! Er saß mit angezogenen Knien in dem kleinen Raum hinter der Scheibe auf einem Krankenbett, den Kopf zwischen den Armen verborgen. Aus seiner Hand ragte ein Schlauch, an dem ein Tropf hing. Sie hatten ihm eine weiße Baumwollhose und ein weißes T-Shirt angezogen. Steril und rein wie der Raum, in den sie ihn gesperrt hatten ... Er stirbt! Die Erkenntnis packte Eliana unvermittelt und schmerzvoll. Alles was ihn ausmachte, sein Glaube, seine Hoffnung, sein Vertrauen in die Menschen ... sie ließen nichts davon übrig. Eliana glaubte, ihr Herz müsse stehen bleiben, als sie ihn so sah. Wie viel von dem Danyal, den sie kennengelernt hatte, gab es noch in diesem Körper hinter der Scheibe? Ihr war zum weinen zu Mute, doch stattdessen sagte sie nur: „Er sieht menschlich aus ... verletzlich ... gar nicht wie man sich einen Engel vorgestellt hätte.“
„Ja ...“, antwortete der Arzt ehrfurchtsvoll. „Wenn wir es nicht besser wüssten, könnte man glauben, er ist genau wie wir ... und das ist er ja auch, nur viel besser.
Eliana hätte diesem selbstüberzeugten Arzt und Ordensbruder gerne eine seiner Injektionen mit Hydra in den Arm gejagt, damit er am eigenen Leib die Glorie seiner Schöpfung zu spüren bekam.
In diesem Augenblick sah Danyal auf und erkannte sie. Er stand auf, riss sich dabei die Kanüle aus der Hand, legte seine Handflächen gegen die Scheibe und sah sie an.
Sein Blick ging
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