Der 30. Geburtstag
Netzshirt zeigte mehr, als es verdeckte, und war ebenfalls extrem eng anliegend. Ich drehte mich nach allen Seiten, um jeden Winkel abzudecken. Jupp, ich sah definitiv zum Anbeißen aus.
Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass es bis zum Showdown noch ein paar Stunden hin war. Also zog ich mich wieder um, und machte mich daran ein wenig Hausarbeit zu erledigen.Zwischendurch schielte ich immer wieder auf die Uhr. Hatte der Zeiger eben nicht auch schon dort gestanden?
***
Der Club pulsierte voller Leben. Wider Erwarten hatte ich keine Schwierigkeiten reinzukommen. Der Türsteher, definitiv die Marke »Rambo«, im Gegensatz zu mir, musterte mich einmal kurz von oben bis unten. Dann zog er eine Augenbraue hoch und sagte: Du passt und hielt mir die Tür auf.
Jetzt war ich also drin. Im heißesten Club der Stadt. Ich schlenderte erstmal zur Bar, um mir einen Überblick zu verschaffen. Oder sagen wir mal, ich versuchte es zumindest. Schlendern meine ich. Auf dem Weg dorthin wurde ich so oft angegrabscht und in den Hintern gekniffen, dass der wohl schon wie ein Streuselkuchen aussah.
Das Outfit verfehlte seine Wirkung in der Tat nicht. Es übertraf sie wohl eher noch, als ein Kerl auf mich zukam, der Rambo, den Türsteher alt aussehen ließ. Seinem Erscheinungsbild nach zu urteilen, stammte er aus der Bikerszene. Also ich habe nichts gegen Biker, wirklich nicht. Aber der Typ sah mich an, als wäre ich seine nächste Mahlzeit.
Er verschlang mich geradezu mit seinen stechenden Augen. Hatte ich schon erwähnt, dass er riesig war?
Unwillkürlich wich ich zurück, wurde aber von der Menge hinter mir aufgehalten. Prompt verlor ich mein Gleichgewicht und landete auf meinem Allerwertesten. Goliath kam immer noch auf mich zu. Der erwartete Triumph war deutlich in seinen Augen zu erkennen. Ich zählte schon die Sekunden vor meinem drohenden Untergang, als mir plötzlich eine Hand entgegengestreckt wurde. Eine große Hand. Eine starke Hand. Nicht die Hand von Bikertyp.
»Brauchst du Hilfe«, fragte mich eine tiefe, wohlklingende Stimme. Nervös schluckend sah ich von der Hand nach oben zum Besitzer dieser unglaublichen Stimme.
HALLELUJA! Vor mir stand ein Gott. Ich starrte. Der Gott räusperte sich und fragte nochmal: «Brauchst du Hilfe?«
Na toll. Meine erste Chance des Abends und ich benahm mich mal wieder wie ein dummer Schuljunge.
»Ich ... ich ...«, stotterte ich und fühlte, wie mir heiß wurde. Die Tomate hatte wieder ihren Auftritt. Mein Gott lächelte mich an, packte mich an den Ellenbogen und zog mich hoch. Mein Gesichtsfeld war plötzlich eingeschränkt.
Ich blickte auf eine Brust. Auf eine sehr breite, männliche Brust. Mein Gott trug ein weißes Hemd, dessen fast vollständig geöffnete Knöpfe einen faszinierenden Einblick auf glatte, nackt Haut gaben.
Ich holte tief Luft und wurde beinahe umgeworfen von dem berauschenden Duft nach Aftershave und Mann. Hochsehend bemerkte ich ein amüsiertes Funkeln in den stahlblauen Augen meines Gegenübers.
Ich lächelte zaghaft und versuchte etwas zurückzuweichen. Nicht zu viel, denn die Nähe zu diesem umwerfenden Mann stellte fantastische Dinge in meinem Körper an.
Er ließ mich jedoch nicht los. Im Gegenteil, er zog mich noch fester an sich.
»Hallo, Kleiner. Mein Name ist Lukas. Dein erstes Mal?«, fragte er lächelnd.
Geschockt starrte ich ihn an. Woher zum Teufel wusste er das? Trug ich etwa ein Schild mit der Aufschrift: Bin noch Jungfrau. Suche einen Kerl zum Vögeln! Egal. Ich wollte ja einen Typen abschleppen. Also Augen zu und durch.
»Ja, ich hab noch nie ...«, stammelte ich verlegen. Na toll, die Plakette Vollidiot hatte ich mir damit wohl schon verdient.
Lukas reagierte allerdings nicht wie erwartet. Er nahm mein Gesicht zwischen seine starken Hände und beugte sich zu mir hinunter.
»Gut«, flüsterte er, »Ich hab dich hier nämlich noch nie gesehen.«
Dann küsste er mich. Schon die erste Berührung seiner Lippen mit meinen löste ein wahres Feuerwerk in mir aus. Auch wenn ich noch nie Sex hatte, mein erster Kuss war es nicht. Aber der Erste, der diese Gefühle auslöste.
Zuerst berührte er nur ganz leicht meine Lippen mit seinen. Dann fuhr er mit seiner Zungenspitze über meine Unterlippe. Ich öffnete erwartungsvoll meinen Mund ein kleines bisschen. BITTEBITTE!
Doch Lukas richtete sich unvermittelt wieder auf. Vor lauter Enttäuschung hätte ich schreien können. Wieso?
Dann sah ich den Grund. Goliath war bei uns angelangt und hatte
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