Der 4-Stunden-Koerper
unter realistischen Schlafbedingungen zu untersuchen, bräuchte man ein Schlaflabor im Taschenformat.
Das gibt es aber erst seit 2009.
Mein allererstes Schlaflabor
Juli 2009
»Du solltest mal dasselbe Ding wie Brad Feld ausprobieren«, schlug mir ein Freund vor. »Er hat so ein Schlafmessgerät benutzt.«
Das erregte meine Aufmerksamkeit. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht hatte ich über meine Schlafstörungen geklagt und wollte mich ohnehin schon selbst an Brad wenden.
Brad wohnt ganz in der Nähe der wunderschönen Stadt Boulder, Colorado. Er ist ein Risikokapitalgeber und Investor, der berühmt ist erstens für seine unglaubliche Erfolgsbilanz und zweitens dafür, dass er LMAA-Bomben auf Business Panels wirft. 91 Beispiel A: Er zählte zu den wenigen ersten Unterstützern der Firma Harmonix Music Systems, welcher er zu einem Finanzierungskapital von 500 000 U S-Dollar verhalf. Sie machten fast elf Jahre lang nur Verluste. Alles vergebens! Doch dann hatten sie im Jahre 2005 einen kleinen (Sarkasmus) Erfolg mit einem Videospiel namens »Guitar Hero«. Dieses wurde 2006 für 175 Millionen Dollar an Viacom/MTV verkauft.
Brads auf den ersten Blick oft widersinnige Entscheidungen folgen meist einer eleganten Logik, die sich allen anderen erst viel später erschließt.
Wenn er ein Instrument zur Schlafanalyse gefunden hatte, wollte ich alles darüber wissen.
Von Bewegungen und Wellen: Die Instrumente
Brads neues Gerät entpuppte sich als Zeo Personal Sleep Coach. Es war mein erstes richtiges, topmodernes Schlafgerät.
Dann kaufte ich noch mehr Geräte.
In den folgenden vier Testmonaten verwendete ich auch Herzrhythmusmonitore, Thermometer, Glukosemessgeräte sowie zwei Bewegungsmelder (FitBit und WakeMate) und zeichnete meine Schlafbewegungen per Video auf.
Ich sah aus wie ein komatöser Robocop.
Sowohl WakeMate als auch FitBit, die man während des Schlafens am Handgelenk trägt, verwenden eine bewegungsempfindliche Technologie (Accelerometrie), ganz ähnlich der, die man in einem Wii-Controller von Nintendo vorfindet. Die Daten werden mittels aktigraphischer Algorithmen ausgewertet, mit deren Hilfe sich feststellen lässt, ob jemand wach ist oder sich in einer der verschiedenen Schlafphasen befindet. WakeMate besitzt zusätzlich eine Weckfunktion, die so eingestellt werden kann, dass man bis zu 30 Minuten vor einer gewünschten Weckzeit bei bestimmten Erregungszuständen in der REM-Phase geweckt wird (angeblich, um die Benommenheit beim Aufwachen zu minimieren).
Samstag, 12. September 2009
Donnerstag, 16. September 2009
Das Zeo wiederum arbeitet mit einem Kopfband, das die im Hirn entstehenden elektrischen Ströme misst. Es verfügt ebenfalls über eine Weckfunktion, die den Benutzer in Phasen erhöhter Hirnaktivität aufwecken soll, um die Benommenheit zu minimieren.
Die ersten Versuche, meinen Schlafstörungen auf den Grund zu gehen und so etwas gegen sie zu unternehmen, waren nicht gerade vielversprechend.
Bei den beiden Accelerometrie-Geräten wurde die Einschlafzeit – der kritische Punkt bei Einschlafstörungen – offenbar nicht akkurat gemessen. Entgegen anders lautender Behauptungen hatte es nicht den Anschein, als könnten die Accelerometer zwischen einfacher Bewegungslosigkeit und Schlaf unterscheiden. Ich überprüfte das, indem ich eine halbe Stunde lang Fernsehen schaute und dabei so reglos wie möglich blieb, bevor ich einzuschlafen versuchte. Mein »Schlaf« begann etwa in dem Augenblick, als ich fernzusehen begann.
Die ersten positiven Ergebnisse erhielt ich eine Woche später: Durch die Weckfunktionen von Zeo und WakeMate wurde tatsächlich die Benommenheit am Morgen gemindert. Ich war weniger unausstehlich und konnte ohne die zweite Tasse Kaffee denken. Ob nun Placebo- oder echter Ursache-Wirkung-Effekt, die »intelligenten Wecker« schienen jedenfalls zu helfen. Das war zwar eine Verbesserung, aber ich brauchte trotzdem besseren Schlaf, nicht nur optimierte Weckzeiten.
An dieser Stelle wurde das Zeo wirklich wertvoll.
Ich begann mit einer Versuchsreihe, in der ich jeden Morgen eine subjektive Frage beantwortete und der Antwort eine Zahl zuordnete: Fühle ich mich beschissen (1 bis 3) oder großartig (8 bis 10)? Nebulöse Antworten zwischen 4 und 7, durch welche die
Auswertung verzerrt worden wäre, hielt ich fest, ignorierte sie aber. Daraufhin suchte ich in beiden Extrembereichen nach Mustern. Dank des kontinuierlichen Glukosemonitorings konnte ich daneben auch
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