Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
der Last ihrer Lügen war Hannahs gute Laune im Nu verflogen. Nick. Was sollte sie nur mit ihm machen? Wie sollte sie das erklären? Sie räusperte sich und wollte es versuchen.
„Was Nick und mich betrifft“, setzte sie an.
„Oh, er ist wundervoll“, nahm Louise den Faden auf. „Sehr attraktiv. Kein Wunder, die Frauen in unserer Familie haben ein Auge für attraktive Männer. Manchmal leider auch sehr zu unserem Nachteil. Aber in deinem Fall war es eine kluge Wahl. Du bedeutest ihm sehr viel. Das erkennt man an der Art, wie er dich ansieht.“
Super! Meine Mutter ist begeistert von meinem guten Männergeschmack. Was würde geschehen, wenn Louise herausfand, dass Nick nichts weiter war als ein gewöhnlicher Dieb und ihre Tochter eine Lügnerin? Und was die Bemerkung anging, dass sie Nick etwas bedeutete … nun, Hannah hatte keine Ahnung, was Louise da in seinem Blick las. Lust vielleicht.
„Also, was ist mit Nick?“, fragte Louise.
Hannah zwang sich zu einem Lächeln. Sie konnte ihr die Wahrheit nicht sagen. Damit würde sie alles verderben. „Ich bin froh, dass du ihn magst“, antwortete sie lahm.
„Ich auch. Und ich finde es schön, dass er bleibt, solange du hier bist. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen können.“
Noch so eine Lüge. Nick würde morgen seinen „Anruf“ erhalten und wieder nach Southport Beach zurückfahren. Zumindest könnte sie dann endlich durchatmen, ohne sich Sorgen darüber zu machen, was er tat oder sagte. Aber anstatt sich erleichtert zu fühlen, flüsterte ihr merkwürdigerweise so etwas wie Bedauern ein, dass sie Nick vermissen würde, wenn er nicht mehr da war.
„Wo warst du auf dem College?“, fragte Travis.
Nick legte das Maßband beiseite und notierte etwas auf dem Papier, das er auf die Fensterbank gelegt hatte. Dann drehte er sich zu dem Mann um, der sein Halbschwager wäre, wenn er und Hannah tatsächlich verheiratet wären.
„University of California in Santa Barbara“, antwortete er, weil es die Wahrheit war. Nach vier Jahren Studium hatte er dort seinen Abschluss in Volkswirtschaft gemacht. Der hatte ihm verdammt wenig gebracht, als er bei der Polizei in Santa Barbara anfing. Aber im letzten Jahr war es ihm dann doch noch zugutegekommen, all diese Wirtschaftsseminarebesucht zu haben. Während er an seinen Betrügereien gearbeitet hatte, die notwendig gewesen waren, um die Ganoven zur Strecke zu bringen, hatte er tatsächlich Land gekauft und verkauft, Parzellierungen geplant und den Stadtplanern in Southport Beach die Präsentation für ein Einkaufszentrum vorgelegt, das er bauen wollte.
Er maß das Fenster oben noch einmal nach, denn er wollte alles richtig machen. Nachdem er auch die Bleistiftmarkierungen auf den blassgelben Wänden überprüft hatte, griff er zum Hammer.
Hinter ihm glätteten Travis und Kyle die Tapetenbordüre, die sie auf halber Höhe an die Wand geklebt hatten und auf der Zirkustiere übers Papier tanzten. Pummelige Löwen spielten auf Trompeten, Giraffen auf Posaunen, und Nilpferde in Ballettröckchen tanzten Walzer mit Zebras, die einen Zylinder auf dem Kopf trugen. Craig montierte cremefarbene Aluminiumjalousien, während Jordan die Oberaufsicht über sämtliche Arbeiten führte.
Das Kinderzimmer war ziemlich groß. Nick schätzte es auf sechzehn bis siebzehn Quadratmeter. Unter normalen Bedingungen würde es geräumig wirken, zumal keinerlei Möbel darin standen. Aber mit fünf Männern, die gleichzeitig darin herumliefen und arbeiteten, war der Platz beengt. Nick hatte ein paar Minuten gebraucht, um zu begreifen, dass er nur hier war, um gelöchert zu werden. Die beiläufigen Fragen hatten vor zwei Stunden eingesetzt, und immer noch war kein Ende abzusehen.
Es machte ihm nichts aus. Wenn Hannah seine Schwester wäre, würde er es genauso machen.
Nachdem er mit einem Nagel ein kleines Loch in den Putz gedrückt hatte, zog er ihn heraus und brachte die Dübel an. Als Nächstes richtete er die Messinghalter an den Markierungen auf der Wand aus und schraubte sie fest. ImWandschrank lagen Stoffbahnen in drei verschiedenen Längen. Jordan hatte erklärt, dass Holly die Jalousien haben wollte, um das Licht auszublenden. Der Stoff, der zu den Farben der Tapetenbordüre passte, sollte ums Fenster herumdrapiert werden. Nick konnte sich ungefähr vorstellen, wie es am Ende aussehen würde, auch wenn er nie verstanden hatte, wie Frauen ein Stück Stoff in die Hand nehmen konnten, ein paar Knoten machten und das Ganze
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