Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
super aus“, sagte Jordan. „Ich glaube, die Frauen werden später vorbeikommen und sich um die Gardinen kümmern.“
Travis und Kyle drückten das letzte Stück Tapete an.
Craig beugte sich vor und boxte Jordan in den Arm. „Hast du schon Angst?“
„Panische Angst. Wenn wir nachts im Bett liegen, kann ich fühlen, wie mir das Baby in die Seite tritt. Was weiß ich schon davon, wie es ist, ein Vater zu sein?“
Kyle nickte. „Das Gefühl kenne ich. Aber wenn ich das schaffe, kannst du es auch. Irgendwie lernt man das mit der Praxis. Abgesehen davon sind wir ja auch noch da.“
Stumm hörte Nick ihren Gesprächen zu. Diese Männer waren auf eine besondere Weise miteinander verbunden. Sie kümmerten sich umeinander und würden sich auch um Hannah kümmern. Wenn sie es zuließ.
Die meiste Zeit ihres Lebens hatte sie das Schlimmste von den Menschen erwartet. Wenn jemand versuchte, sich ihr zu nähern, ging sie davon aus, dass er etwas von ihr wollte. Einen großen Teil ihrer Energie verschwendete sie auf den Versuch, ihre Gefühle zu verbergen. Wäre sie in diesem warmen, engen Familienverbund aufgewachsen, hätte sie heute eine völlig andere Grundhaltung. So wie er Hannah kannte, war er überzeugt, dass sie sich weigerte zu glauben, ihr könnte jemals etwas so Großartiges geschehen. Sie würde versuchen, sie abzuschrecken. Es sei denn, etwas – oder jemand – hinderte sie daran.
Wie schon etliche Male zuvor wunderte Nick sich, dass ihm so viel an Hannah Pace lag. Mit absoluter Sicherheit gab sie sich nicht die geringste Mühe, ihm zu gefallen. Diese Kombination aus Stärke und Unsicherheit fand er verlockend, ebenso die Art, wie sie die Hüften schwang, und die Intelligenz, die ihre Augen versprühten. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie nicht leicht zu haben war, denn die meisten Frauen erlagen seinem Charme viel zu schnell. Nicht so Hannah.
Anfangs hatte er sie angemacht, weil sie eine solche Eisprinzessinzu sein schien. Er hatte Spaß daran, an ihrem Käfig zu rütteln. Dann hatte er gemerkt, dass ihm ihre schlagfertigen bissigen Erwiderungen gefielen, und er hatte angefangen, sich darauf zu freuen, sie wiederzusehen. An irgendeinem Punkt war dieser amüsierte Respekt in Zuneigung umgeschlagen. Vielleicht weil er wusste, dass er mit Hannah auf der sicheren Seite war, denn mit ihr konnte nie etwas daraus werden.
Wäre er ehrlich mit sich selbst, müsste er sich eingestehen, dass sein Wunsch, ihr dabei zu helfen, einen Zugang zu ihrer Familie zu finden, nicht ganz altruistisch war. Wenn er ihr den Weg ebnete, würde sie sich liebevoll an ihn erinnern, auch wenn er nicht mehr da war.
„Ich habe kaltes Bier im Kühlschrank“, verkündete Jordan. „Und Louise hat uns ein paar Sandwiches gemacht.“
Die Männer gingen zur Treppe und stiegen nach unten. Nick folgte als Letzter. Während ihr Gespräch sich wieder einmal um ihn drehte, fragte er sich, wie er sich fühlen würde, wenn all das real wäre. Wenn er tatsächlich mit Hannah verheiratet wäre und dieser Familie angehörte.
Er schüttelte den Kopf. Wen wollte er auf den Arm nehmen? Schon in der Grundschule hatte er die wichtigste Lektion überhaupt gelernt – niemals sein Herz an etwas hängen. Nach dieser Regel hatte er gelebt, und sie hatte sich als nützlich erwiesen.
Finsteren Blickes betrachtete Hannah ihr Spiegelbild. Nicht, dass ihr nicht gefiel, was sie sah, sie störte lediglich die Tatsache, dass ihre Hände zitterten.
„Es ist nicht zu fassen“, murmelte sie. „Jetzt reicht schon ein Familienessen, um mich zum Nervenbündel zu machen.“
Es war doch nur ein Abendessen mit Menschen, die siebereits kannte. Keine große Sache. Gut, Louise hatte erwähnt, dass sich alle schick machen sollten. Nicht formell, eben bloß keine Jeans. Und diesmal konnten sich alle auf sie einstellen und hatten genügend Zeit gehabt, um sich schwierige Fragen auszudenken. Aber sie würde es überleben. So schlimm konnte es nicht werden.
Sie klappte die Box mit dem kompakten Lidschatten auf und nahm den kleinen Pinsel heraus. Ihre Finger zitterten stark, und sie musste sich einen Fluch verkneifen. Sie war doch ein ausgebildeter Profi. Was war nur aus ihrer Fähigkeit geworden, unter Druck die Ruhe zu bewahren?
Hannah beugte sich vor und schloss das linke Auge. Kaum hatte ihr Pinsel das Augenlid berührt, da ging die Badezimmertür auf und Nick spazierte herein. Er trug ein blaues T-Shirt und eine abgetragene Jeans. Die Farbe des Shirts entsprach
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