Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
von dieser Geste. Was geschah hier?
Besorgt sah Louise sie an. „Du solltest die Anteile nichtvorschnell ablehnen, Hannah. Austins Firma ist zwar nur ein Privatunternehmen, aber es ist Millionen wert. Die Anteile werfen eine ganz schöne Dividende ab.“
Hannah sah erst ihre Brüder und dann die Frau an, die sie zur Welt gebracht hatte. Das alles war einfach viel zu viel auf einmal, und es geschah viel zu schnell. „Das könnt ihr unmöglich machen“, erklärte sie und drückte Craig die Papiere wieder in die Hand. „Ihr wisst so wenig von mir. Ich könnte eine schreckliche Person sein, eine Betrügerin. Ihr könnt mir das nicht einfach so schenken.“
Craig berührte ihre Hand. „Du gehörst zur Familie.“ Als würde das alles erklären.
Aber das tat es nicht. Sie war eine Betrügerin und eine schreckliche Person. Ihre Ehe war eine Lüge … eine einzige Täuschung. Wenn sie die Wahrheit wüssten …
Sie ertrug es nicht länger, darüber nachzudenken. „Nein“, beharrte sie und stand auf. „Das geht einfach nicht. Es ist nicht richtig. Ich weiß, ihr werdet es nicht verstehen, aber so ist es.“
Gleichzeitig spürte sie ein Brennen hinter den Augenlidern und wusste, dass sie gleich weinen würde. Sie wollte in ihrer Gegenwart nicht weinen. Die meiste Zeit weigerte sie sich überhaupt, den Tränen einmal freien Lauf zu lassen, aber es sah nicht danach aus, als hätte sie diesmal eine Wahl.
„Hannah?“, fragte Louise.
„Was ist los?“, fragte einer ihrer Brüder. Hannah wusste nicht genau, welcher es war, machte sich jedoch nicht die Mühe aufzuschauen, um es herauszufinden.
„Entschuldigt mich“, sagte sie und floh aus dem Zimmer.
Als Nick sie fand, saß Hannah zusammengesunken in einer Ecke der breiten Veranda, auf der eine schön restaurierte antike Schaukel stand, die sie jedoch ignoriert hatte. Stattdessenhatte sie sich einen einfachen Stuhl mit gerader Rückenlehne ausgesucht.
Sie hatte die Arme um den Körper geschlungen und hielt die Beine fest zusammengepresst. Schon auf der Verandatreppe sah Nick, dass sie verzweifelt war, und als er näher kam, bemerkte er die Tränenspuren auf ihren Wangen.
Während er auf sie zuging, schaute sie auf, und es kostete sie sichtlich Mühe, sich zusammenzureißen. Sie hob die Schultern und wischte sich rasch übers Gesicht.
„Louise hat mir gesagt, dass ich dich hier finde“, erklärte er, stellte sich neben sie und lehnte sich an die Wand. Dann sah er zum blauen Himmel hinauf. „Es ist ein fantastischer Nachmittag. Warm, aber nicht heiß.“
„Das Wetter ist herrlich“, murmelte sie automatisch, verschränkte die Finger und starrte auf ihren Schoß.
Ihre dicken Haare, die sie zu dem praktischen Zopf zurückgebunden hatte, glänzten im hellen Licht. Hannah war eine starke, tüchtige Frau, brauchte aber im Augenblick eine ordentliche Umarmung und vielleicht ein paar Küsse, damit sie wieder Farbe im Gesicht bekam. Dazu wäre er genau der Richtige, wenn sie es ihm denn erlauben würde.
Aber er kannte Hannah, sie war empfindlich und stur. Eher würde sie sich die Zunge abbeißen als zugeben, dass sie verletzt war und Trost suchte.
„Hat sie dir erzählt, was passiert ist?“, fragte sie kaum hörbar.
„Ja.“
Louise war zwar nicht ins Detail gegangen, aber Nick hatte genug gehört, um sich ein Bild zu machen. Hannah reagierte nicht so gut auf ihre neue Familie. Sie fühlte sich schuldig, weil sie sie beschwindelte, und war verwirrt von ihren widersprüchlichen Gefühlen. Das Angebot, sie an den Aktien zu beteiligen, war mehr, als sie verkraften konnte.
„Du hältst mich wahrscheinlich für verrückt, oder?“, fragte sie. „Ich sollte die Aktien von meinen Brüdern einfach annehmen und die Einkünfte einsacken. Ist doch egal, ob ich sie unter falschen Voraussetzungen bekommen habe, nicht wahr?“
„Was ist daran falsch? Du bist Louises Tochter und ihre Halbschwester.“
„Aber ich bin nicht deine Frau.“
„Das ist ein nebensächliches Detail.“
Wütend funkelte sie ihn an. „Für dich vielleicht, aber ich mache so etwas nicht. Ich belüge die Menschen nicht, betrüge sie nicht und bestehle keine Waisen.“
Abwehrend hob er eine Hand. „In meinem ganzen Leben habe ich noch keine einzige Waise bestohlen. Meinst du nicht, du bist ein wenig zu dramatisch?“
„Okay. Mag sein, aber nur ein bisschen.“
„Holly hat mir gesagt, sie haben zwei Fahrräder. Warum machen wir keinen Ausflug?“
Sie schniefte. „Ich glaube nicht,
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