Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
ständige Angst. Kein Atemzug, ohne damit zu rechnen, dass der nächste Schlag sie jeden Augenblick traf.
„Wie habt ihr es geschafft, so normal zu sein? Ihr seid alle verheiratet, habt tolle Frauen und glückliche Kinder. Irgendeiner muss da doch etwas richtig gemacht haben.“
Craig lächelte. „Das war nicht leicht. Wir sind alle keine Experten, was Beziehungen angeht. Weder unser Vater noch unsere Onkel haben die Frauen respektiert oder an die Liebe geglaubt. Das mussten wir uns allein erarbeiten. Ich habe versucht, das Gegenteil von dem zu tun, was mein Vater getan hat. Unglücklicherweise habe ich eine Frau geheiratet, die genauso war wie er. Mein Leben war eine einzige Katastrophe … bis ich Jill begegnet bin.“
Sogar seine Stimme veränderte sich, wenn er ihren Namen aussprach. Seine Liebe für sie stand wie eine greifbare Kraft im Raum. Hannah fragte sich, wie es wohl sein mochte, wenn man so sehr geliebt wurde und den Mut hatte, diese Liebe zu erwidern. Sie staunte über das hohe Maß an Vertrauen, das dazu nötig war. Aber die Menschen verliebten sich ständig. Wie konnten sie für ein Gefühl nur alles aufs Spiel setzen?
Hatte Nick schon einmal wirklich geliebt? Über seine Vergangenheit wusste sie wenig. Hauptsächlich, weil siesich nicht die Mühe gemacht hatte, ihn danach zu fragen. Vielleicht gab es eine besondere Frau, die er irgendwann auf seinem Weg verloren hatte. Merkwürdigerweise war ihr bei diesem Gedanken gar nicht wohl.
„Ich habe nie gewusst, was es heißt, jemanden wirklich ins Herz zu schließen“, sagte Travis. „Ich dachte, ich wüsste, was Liebe ist, aber da hatte ich mich geirrt.“
„Ich habe die Frauen immer verlassen, bevor sie mich verlassen konnten“, erklärte Kyle. „Ich wollte nicht zulassen, dass jemand mich so hängen lässt wie meine Mom.“
Louise seufzte.
Kyle sah sie an. „Entschuldige. Ich wollte nicht …“
Mit einer Handbewegung unterbrach sie ihn. „Es ist ja nicht deine Schuld, Kyle.“
„Und deine ebenso wenig“, beeilte sich Jordan zu sagen.
„Ich weiß. Aber manchmal ist es trotzdem schwer.“ Sie sah Hannah an. „Verzeih mir. Ich schätze, dass ich mich immer noch schuldig fühle. Ich wollte der Familie niemals etwas Böses. Aber als ich dann gehört habe, dass die Mutter der Jungs sie verlassen hat, weil Earl mich heiraten wollte …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es war schrecklich. Ich habe ihn nie dazu ermutigt, als ich in die Stadt zurückgekommen bin. Im Gegenteil, ich habe mich sogar geweigert, ihn zu sehen. Es hat nicht gereicht.“
„Das ist jetzt vorbei“, erinnerte Jordan sie.
„Du hast recht. Ich muss es mir immer wieder sagen. Wenigstens habe ich jetzt meine Tochter bei mir.“ Sie drückte Hannah die Hand.
„Ein Mädchen“, sagte Kyle. „Das erste in vier Generationen.“
„Du wirst doch wohl jetzt nicht wieder mit diesem dummen Märchen kommen?“, fragte Hannah. „Das glaubt ihr doch nicht wirklich, ich meine, dass nur noch Mädchen geborenwerden, wenn die Männer der Haynes verliebt sind?“
Jordan lachte. „Wir wissen nicht genau, ob das nur für die Männer der Haynes gilt, also sieh dich lieber vor.“
Sie wollte schon sagen, dass das wohl kaum ein Problem sein dürfte, riss sich aber rechtzeitig am Riemen. Fast hätte sie vergessen, dass hier niemand wusste, dass ihre Ehe nur ein Schwindel und sie mit Nick nicht einmal intim war. Da zählte auch ihr Kuss nicht, der zwar heiß genug gewesen war, um …
Energisch schob sie diese erotischen Gedankengänge beiseite und bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass Craig ihr vier Seiten Papier reichte.
„Was ist das?“, fragte sie und blickte erstaunt auf die offensichtlich juristischen Dokumente.
„Damit übertragen wir dir Aktienanteile“, lautete die schlichte Antwort.
„Was für Aktien?“
„Anteile an Austins Firma“, erklärte Travis. „Zu viert halten wir neunundvierzig Prozent. Vor einigen Jahren brauchte er Kapital, um sein Forschungsunternehmen zu gründen. Wir haben ihm gegeben, was wir hatten, und im Gegenzug dafür hat er uns Anteile an der Firma überlassen.“
Kyle grinste. „Das war eine wahnsinnig gute Investition, Hannah. Austin ist brillant. Und wir möchten dich daran beteiligen.“
Ungläubig starrte Hannah auf die Dokumente. „Ich verstehe nicht. Warum wollt ihr das tun?“
„Du gehörst zur Familie“, erwiderte Jordan, als würde das als Antwort reichen.
„Das kann ich nicht annehmen“, sagte sie, völlig verwirrt
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