Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
Im Grunde hätte sie es weitaus schlechter treffen können. Wenigstens sah er hinreißend aus. Und er reagierte schnell. Sollte jemand anfangen, Fragen zu stellen, wäre Nick in der Lage, sie souverän zu parieren. Es ging nur um ein paar Tage, und schlussendlich war es nicht so, als ständen ihr massenhaft Alternativen zur Verfügung.
„Ich werde zweihundert Dollar zahlen plus Reisekosten“, sagte sie und biss sich gleich darauf auf die Zunge. Aber es war zu spät, die Worte waren heraus.
Erstaunt sah er sie an. „Ich hatte eher an einen Tauschhandel gedacht. Ein Wochenende Ehemann spielen gegen eine Nacht …“
Abwehrend hob sie eine Hand. „Sprechen Sie es nicht aus.“
„Leidenschaftlicher Liebe“, beendete er dennoch seinen Satz.
Hannah wand sich. „Vierhundert, auf die Hand. Keine Berührungen.“
„Das können wir übers Wochenende ja noch weiter verhandeln. Wann wollen Sie aufbrechen?“
Hatte sie wirklich eine Wahl? Sie wäre niemals in der Lage, einen Escortservice anzurufen. Und war es nicht besser, Nick mitzunehmen, als einer alten Frau das Herz zu brechen? „Morgen früh. Ich will am Samstag dort sein.“
„Wo ist dort?“
„Nordkalifornien.“
Er hielt ihr die Hand hin. „Abgemacht?“
Sie wünschte, sie hätte noch einen Tequila, der ihr Muteinflößen würde. Sie wünschte, sie hätte kein Wort davon erwähnt. Sie wünschte, sie wäre nie in seinen Wagen gestiegen.
Aber wünschen änderte nichts, und eine bessere Möglichkeit gab es nicht. Wahrscheinlich war das überhaupt der Grund, warum sie sich darauf eingelassen hatte, etwas mit ihm trinken zu gehen. Da zeigte sich wieder einmal die Macht des Unterbewusstseins.
Als sie ihre Hand in seine legte, war ihr Abkommen besiegelt. Der Kontakt war elektrisierend. Hannah rechnete damit, Feuer und Rauch zu sehen, aber da war nur Nick, der sie anlächelte, sich an ihrem Dilemma ergötzte und es genoss, endlich Macht über sie zu haben.
Und Macht besaß er. Wenn sie seine Macht mit der Macht ihres Unterbewusstseins verglich, war das ungefähr so, als wollte sie einen Schwertransporter mit einem Spielzeuglaster vergleichen. Hannah hatte das ungute Gefühl, Nick geradewegs vor die Scheinwerfer gelaufen zu sein, und fürchtete, nun jeden Augenblick niedergewalzt zu werden.
2. KAPITEL
H annah starrte auf die Haustür. Sie wollte nicht aufmachen. Nicht nur, weil ihr Kopf brummte und ihr schon beim Gedanken an Sonnenlicht die Tränen in die Augen stiegen, sondern auch, weil sie dem Mann auf der anderen Seite nicht begegnen wollte.
Es war Wahnsinn. Eine andere Erklärung gab es nicht. Vielleicht lag er in ihrer Familie. Sie war adoptiert worden, also konnte sie das gar nicht wissen. Vielleicht aber war auch ihr Blutzucker unter den normalen Level abgesunken, weshalb sie eine kurze Blackout-Episode erlebt hatte. Was auch immer die Erklärung sein mochte, sie hatte einfach nicht den Mumm, sich ihm zu stellen und ihre Vereinbarung einzuhalten.
Nick klopfte wieder. „Hannah? Sind Sie wach?“
„Ja“, flüsterte sie, obwohl sie wusste, dass er sie nicht hören konnte. Dann räusperte sie sich und sagte etwas lauter: „Ich bin schon da. Warten Sie.“
Sie drehte den Schlüssel im Schloss herum und zog die Tür auf. Nick stand auf den Stufen vor ihrem Reihenhaus. Das Sonnenlicht blendete sie, Nick ebenso. Es war einfach unfair. Selbst in ihrer miesen Verfassung – mit pochendem Schädel und grummelndem Magen – fand sie noch, dass er gut aussah. Besser als gut. Er war verführerisch.
Mit seinen blonden Haaren, den blauen Augen und seiner locker flockigen Art entsprach er ganz dem kalifornischen Klischee. Die gut geschnittenen Anzüge, die er immer trug, betonten seine Vorzüge. Falls er irgendwelche physischen Mängel haben sollte, waren sie ihr nie aufgefallen. Doch sie hatte gelernt, sein gutes Aussehen, die maßgeschneiderte Kleidung und das strahlende Lächeln zu ignorieren. Das alles war nur bedeutungsloses Beiwerk, das lediglichseine Charakterfehler kaschierte. Dagegen war sie immun.
Es sei denn, sie hatte einen Kater. Sie blieb in der Tür stehen und musste sich daran erinnern, das Atmen nicht zu vergessen. Einatmen und ausatmen, ein und aus – solange, bis die unbewusste Funktion von selbst wieder einsetzte. Heute trug er weder einen Anzug noch handgefertigte Schuhe, nicht einmal eine Krawatte. Er stand in Jeans und einem schlichten weißen Hemd vor ihr, das er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte. Sein Lächeln war
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