Der 7. Lehrling (German Edition)
muss es ausprobieren, damit ich weiß, ob es funktioniert!“
„Du weißt nicht, ob sie Späher in der Nähe haben“, hielt Milan dagegen.
„Sie haben bisher niemals Späher über Nacht außerhalb des Lagers gehabt – niemand weiß das besser als ich!“
So stritten sie noch ein paar Minuten lang hin und her, bis Milan schließlich zähneknirschend einwilligte. Er hielt die ganze Sache immer noch für zu gefährlich, aber er verstand auch Yorks Einwände. Wenn sie mit ihren knapp fünfzig Magiern die vier- bis fünffache Überzahl fremder Krieger in die Flucht schlagen wollten, waren sie auf das Gelingen von Yorks und Mearas „Überraschungen“ mehr als angewiesen.
„Also gut“, beendete Milan ihr Wortgefecht. „Aber ihr macht es auf der südlichen oder ostwärtigen Seite des Berges. Und bitte: Macht es nicht so laut!“
York lächelte ihn erleichtert an. „Danke.“ Dann wandte er sich zu Meara um, die die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatte. „Komm, wir haben zu tun!“
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Aus sicherer Entfernung schauten Milan und die anderen zu. Atemlose Stille. York konzentrierte sich, breitete die Arme aus, streckte dann den rechten Zeigefinger nach vorn und flüsterte: „
Fewur
!
“
Zwei oder drei Meter über dem vergrabenen Topf schien sich plötzlich die Luft zusammenzuziehen, wurde immer dichter, sodass man nicht mehr hindurchsehen konnte. Die zusammengeballte Masse wurde dunkel, fast schwarz. Dann leuchtete im Zentrum ein kleiner, kaum sichtbarer Funke auf, sprang erst in eine, dann in eine andere Richtung. Er veränderte seine Farbe von Grellweiß in Sonnengelb, wurde immer etwas roter, bis mit einem Mal eine Flamme aufflackerte, nicht größer als bei einer Kerze. Obwohl der Westwind wehte, verlosch die Flamme nicht; der Luftzug schien sie nicht erreichen zu können. Dann begann sie zu tropfen, lauter kleine Flammen fielen zur Erde, immer mehr, bis sich das Feuer in einem fingerdicken Strahl zu Boden stürzte und in der Erde verschwand. Keinen Wimpernschlag später explodierte der vergrabene Topf mit ohrenbetäubendem Getöse.
Kleine Steine und Erde prasselten auf die Gruppe nieder, die sich vor Schreck zu Boden geworfen hatten. Nur York war stehen geblieben und drehte sich langsam mit einem breiten rußgeschwärzten Grinsen zu den anderen um.
Milan rappelte sich als Erster auf. Mit hochrotem Kopf ging er auf York los. „Bist Du völlig wahnsinnig geworden?“, schrie er aus vollem Hals. „Ich hatte gesagt: NICHT SO LAUT! Der Knall war bestimmt in Enden noch zu hören!“
Meara war schon an seiner Seite und hielt ihn an der Schulter zurück, was bei Milans Größe und Kraft kein leichtes Unterfangen war. „Milan! Milan, so beruhige Dich doch! Sie haben sicher nichts gehört, sie sind noch viel zu weit weg, außerdem weht der Wind aus ihrer Richtung! Milan!“
Milan achtete kaum auf sie. „Ich reiße Dir den Kopf ab!“, drohte er in Yorks Richtung und stieß weiter üble Verwünschungen aus.
York hatte gerade einen Finger ins Ohr gesteckt und versuchte, indem er ihn hin- und herdrehte, das alles übertönende Piepen herauszubekommen – vergeblich, es ging nicht weg. „Das war noch besser, als ich gedacht hatte“, rief er, so gut wie taub von dem lauten Knall, während er gleichzeitig entschuldigend mit den Schultern zuckte.
Milan hatte sich bald wieder beruhigt. Die anderen waren mehr als beeindruckt von Yorks Versuch, hüteten sich aber wohlweislich, laut darüber zu sprechen. Noch einen Wutausbruch ihres Anführers wollte keiner riskieren.
Als alle wieder zurück in der Ruine waren, mischten Meara und York vorsichtig noch größere Mengen von dem schwarzen Pulver, füllten es in die mitgebrachten Töpfe und verschlossen sie fest. Diejenigen, die ihnen mit Fackeln dabei leuchteten, mussten dieses Mal nicht aufgefordert werden, Abstand zu halten. Sie blieben von ganz allein so weit weg, dass York sie mehrfach bitten musste, näher heranzukommen, damit Meara und er überhaupt etwas sehen konnten.
Gegen Mitternacht waren sie endlich mit allen Vorbereitungen fertig und konnten sich schlafen legen. Morgen musste alles nur noch vergraben und verborgen werden.
Der Überfall
Der Morgen begann wie immer mit einer dünnen Suppe. Quentin sehnte sich nach einem Stück Fleisch oder Brot; was auch immer es sein würde: Alles wäre besser als diese Suppe.
Die Vorhut war schon vor einer ganzen Weile aufgebrochen. Nun machte sich auch der Rest zum Abmarsch bereit. Schweigsam wie
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