Der 7. Lehrling (German Edition)
noch gar nicht richtig mitbekommen, was geschah, als sie bereits eine dichte Dornenhecke von den Gefangenen trennte und ihnen die Sicht auf das nahm, was hinter ihnen passierte.
Alarmiert durch die Geräusche wandten sich die Söldner als letzte Reiter der Streitmacht um und sahen hinter den vorderen Bewachern die grüne Barriere mitten auf dem Weg, der eben noch frei gewesen war. Innerhalb von Sekunden schallte ein Alarmruf bis nach vorn zum Anführer der
Horden
durch. Alle griffen wie von selbst zu den Waffen und machten sich zum Kampf bereit.
Wie von Geisterhand ließ der Wind plötzlich nach, und das Rauschen der Blätter erstarb. Die Vögel verstummten.
Hinter den Gefangenen aus Enden tauchten unbemerkt von den Bewachern plötzlich rechts und links vier Köpfe zwischen den Büschen auf. Sie streckten ihre Hände vor sich, bewegten die Finger der einen über der zur Kuhle geformten anderen Hand, in der sie scheinbar etwas hielten.
Einer der vier Magier nickte. Alle flüsterten gemeinsam: „
AnslÚpan
!“
und bliesen den Staub über die hinteren Bewacher. Es traf die acht Krieger ebenso unvorbereitet wie einige Wochen zuvor den Räuber im Wald nördlich von Balsberg, und sie hatten ebenso wenig eine Chance. Der Staub umhüllte sanft ihre Köpfe und tat seine Wirkung. Die Hände noch an den halb herausgezogenen Schwertern, kippten die Krieger nur Augenblicke später ohne einen Laut aus den Sätteln und blieben schlafend am Boden liegen.
Die vier Magier brachen durch die Büsche, stürmten nach vorn und begannen, die Fesseln der Gefangenen durchzuschneiden. Als einer von ihnen bei Quentin angekommen war, blieb er kurz stehen und sah dem Jungen forschend ins Gesicht. Dann breitete sich plötzlich ein Lächeln auf seinen Lippen aus, während er mit seinem scharfen Messer den Strick durchtrennte, der Quentin an den Wagen band. Er drehte sich wieder um und reichte Quentin die Hand, die dieser verwirrt annahm. „Sei gegrüßt, Quentin. Wir haben lange nach Dir gesucht.“
Noch bevor Quentin antworten konnte, war der Zauberer schon bei Medard, der alles mitbekommen hatte und vor Staunen seinen Mund nicht zubekam. Rasch durchtrennte der Magier auch dessen Fesseln, rief ihm zu, dass er auf das Pferd Acht geben solle, und lief hinter den anderen her zum nächsten Wagen.
Zur gleichen Zeit stand Milan hinter der Dornenhecke, die ihren Fluchtweg vom Hauptweg trennte, breitete die Hände aus und sagte: „
Gahwerban
“. Die Dornenhecke löste sich in Luft auf, nichts deutete mehr darauf hin, dass hier vor einem Augenblick noch ein undurchdringliches Flechtwerk jedes Durchkommen verhindert hatte. Rasch eilten einige Magier zu den ersten Gefangenen, zerschnitten ihre Fesseln und zogen die Ochsen in den Durchgang. Die Gefangenen folgten ihrem Wagen durch die Enge und blickten dabei ungläubig auf die Stelle, an der gerade noch eine dichte Hecke gewesen war.
Milan nickte zu York hinauf, der seinen Arm hochstreckte und damit das zuvor vereinbarte Zeichen an die anderen weitergab.
Etliche Krieger hatten bereits ihre Pferde gewendet und zielten mit ihren Waffen in alle Richtungen, aber sie konnten niemanden sehen. Immer noch schallten Alarmrufe durch den Hohlweg. Die vorderen Bewacher riefen laut nach ihren Kameraden, die sie zuletzt hinter den Gefangenen aus Enden gesehen hatten, aber sie bekamen keine Antwort. Stattdessen hörten sie das rumpelnde Geräusch von Wagenrädern auf dem festgefahrenen Weg. Hätten die Bewacher die Sprache ihrer Gefangenen beherrscht, dann wäre noch zu ihnen durchgedrungen, dass ständig „Beeilt Euch und achtet auf die Zugtiere! Es wird gleich furchtbar laut!“ gerufen wurde. Aber so nahmen sie nur unverständliche Laute wahr.
Das konnte doch nicht sein! Wo waren die Gefangenen und die anderen Wachen geblieben?
Der Anführer der
Horden
versuchte fluchend, an der Flanke seiner Krieger entlang durch den Hohlweg nach hinten zu gelangen, aber es war überall so eng, dass er kaum vorankam. Jeder versuchte sein Pferd zu wenden und versperrte ihm damit zusätzlich den Weg. Laut brüllte er seine Befehle.
Alle Magier, die hinter den Büschen am Hohlweg verteilt waren, balancierten einen kleinen Zweig auf der Handfläche. Fast gleichzeitig flüsterten sie: „
Nadraz
“. Leben kam in die Zweige. Sie fingen an, sich zu krümmen und zu wachsen, bis sich in den Händen jedes Magiers eine schiefergraue, einen guten Schritt lange Schlange mit hellen Flecken am Hinterkopf hin- und
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