Der 7. Lehrling (German Edition)
also geh schon!“ Mit diesen Worten nickte er zu Amina hinüber, deren Gesicht vor Stolz über ihren Milan bis in den kleinsten Winkel strahlte.
Milan hatte noch keine zwei Schritte auf Amina zugemacht, da war sie ihm schon um den Hals gefallen. Die fast feierliche Stille zerplatzte in einem plötzlich aufbrandenden Beifall für Milan, Cedrik und die anderen Befreier – und natürlich für das schöne junge Paar.
Korbinian hatte einige Mühe, wieder Ruhe herzustellen. Quentin und Falk standen mittlerweile allein vor dem Oberhaupt der Magier, weil die anderen Befreier sich auch zu ihren Freunden gesellt hatten. Ihnen war nun gar nicht mehr so wohl in ihrer Haut, als Korbinian auf sie zuging.
Noch einmal hob er die Hände, um die Anwesenden um Aufmerksamkeit zu bitten, und es trat Stille ein.
Mit offenem Blick reichte Korbinian Falk die Hand entgegen, die dieser annahm. „Falk, Ihr seid der Erste seit unzählbaren Generationen, der diesen Ort betritt, ohne das zu besitzen, was wir die
Gabe
nennen. Ihr seid nicht nur der Meister, sondern vielmehr noch der Beschützer desjenigen, den wir seit Wochen gesucht haben. Es ist schon sehr lange nicht mehr vorgekommen, dass sich ein Kind mit der
Gabe
in guter Obhut befand, wenn es Zeit wurde, mit seiner Ausbildung zu beginnen. Ich selbst habe es jedenfalls niemals erlebt und ich glaube“, er wandte seinen Blick kurz zu Linnea, die ihren Kopf leicht schüttelte, „auch sonst niemand von uns.“
Korbinian legte nun auch seine linke Hand über Falks Rechte, die er nach wie vor gefasst hielt. Er hob seine Stimme, damit auch diejenigen ihn verstehen konnten, die nicht so nah standen. „Es ist gut möglich, dass wir uns am Beginn einer großen Veränderung befinden. Dem Anfang eines Weges, der die Menschen mit und ohne
Gabe
wieder zusammenführt, so wie es früher einmal gewesen ist. Und vielleicht ist Eure Anwesenheit hier bei uns der erste Schritt dazu. Deshalb heiße ich Euch in Filitosa aus ganzem Herzen willkommen. Es wird vor Euch keine Tür, kein Herz und kein Mund verschlossen bleiben. Überzeugt Euch davon, dass wir Euer Vertrauen verdienen. Es wird Euch an nichts mangeln, solange Ihr hier seid. Erst wenn Ihr geht, werde ich Euch das Versprechen abnehmen müssen, niemanden jemals ohne unser Einverständnis hierher zu führen oder von der Existenz dieses Ortes zu berichten.“ Er ließ Falks Hand los und trat einen Schritt zurück.
Falk war zutiefst berührt von dem Vertrauen, das ihm hier entgegengebracht wurde. Er konnte nichts sagen, weil ihm plötzlich ein großer Kloß im Hals steckte. So senkte er nur zustimmend seinen Kopf.
Korbinian trat nun vor Quentin und blickte ihn an. „Nun zu Dir, Quentin. Du weißt inzwischen, dass wir nach Dir gesucht und – wie ich zu unserem großen Glück feststellen darf – Dich auch gefunden haben. Du sollst bei uns nicht nur einen handwerklichen Beruf, sondern auch Deine
Gabe
begreifen und zu nutzen erlernen.“ Er deutete mit einem Arm in die Runde. „Jeder Einzelne von uns ist freiwillig hierhergekommen. Und auch Du darfst Dich frei entscheiden, zu bleiben oder zu Deiner nicht weniger ehrenhaften Lehre nach Balsberg zurückzukehren. Ich erbitte Deine Entscheidung bis zum morgigen Abend, bevor der Mond aufgeht. So lange hast Du Zeit, Dir alles in Ruhe anzusehen und Dich mit Deinem Meister zu besprechen. Solltest Du Dich bereits früher entscheiden oder sonst Fragen an mich haben, bin ich auch zu jeder anderen Zeit für Dich zu sprechen.“
Korbinian lächelte. „Und nun möchtest Du vielleicht die Hexe kennenlernen, mit der Du zuallererst gesprochen hast. Ich weiß, dass sie selbst schon sehr gespannt darauf ist. Sie wird Dir alles sagen und zeigen, was Du wissen oder sehen möchtest.“ Er wandte sich um. „Amina, kommst Du bitte? Milan kann Dich gern begleiten, wenn Du möchtest – und trotzdem genug Aufmerksamkeit für Quentin aufbringen kannst.“ Leises Kichern ringsherum. „Euch anderen danke ich einstweilen für Eure Aufmerksamkeit. Wir sehen uns dann beim Abendessen.“
Damit war die offizielle Begrüßung abgeschlossen, und die Menge zerstreute sich. Linnea ging wieder zu Adina und Grian hinüber, die auf der Wiese neben dem Weg spielten, aber nicht ohne vorher Korbinian noch zufrieden ihre Anerkennung zuzunicken – woraufhin dieser tatsächlich ein ganz klein wenig errötete.
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Für Quentin war alles wie im Traum. Amina und Milan zeigten ihm zuerst das Haupthaus mit seinen unendlich
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