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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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war er wieder bei vollem Bewusstsein und merkte, wie der Wagen unter ihm schleuderte. Hupen brüllten auf und vor seinen Augen rotierten die Lichter wie bei einem Karussell. Er spannte seine Muskeln in Erwartung des Zusammenpralls an, doch der kam nicht.
    Plötzlich war er durch und im Licht seiner Scheinwerfer breitete sich die Straße aus. Das wütende Aufblenden der Scheinwerfer des Lastwagens, den er gerade überholt hatte, verschwand im Rückspiegel und das zornige Gehupe verklang in der Nacht.
    Der Schweiß strömte ihm so heftig über das Gesicht, dass er sich die Augen trockenwischen musste um wieder richtig sehen zu können. Er musste höchstens noch zehn, fünfzehn Minuten durchhalten, dann wäre er da. Was er dann machen würde, wusste er nicht. Es würde davon abhängen, wie die Lage war. Aber etwas würde er tun. Er musste sich jetzt nur genauso fest an sein Bewusstsein klammern, wie er sich an das Lenkrad dieses dahinrasenden Wagens klammerte.
    Sein Gefühl nicht ganz da zu sein, sich in einem traumähnlichen Zwischenbereich von realer Welt und Fantasie zu befinden, passte gut zu der Geschwindigkeit, mit der alles um ihn herum passierte. Etwas mehr als zweiundsiebzig Stunden waren vergangen, seit er seinen Bruder in Los Angeles verabschiedet hatte. Obwohl er eigentlich auf den versprochenen Anruf von Tim gewartet hatte, hatte er sich keine Gedanken gemacht, als dieser sich nicht innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden meldete.
    Nebenbei war er auf einen weiteren Artikel von Tessa in einer älteren Ausgabe des Scientific American gestoßen und wollte ihn Tim zufaxen. Er hatte aber vergessen sich die Nummer von Tim geben zu lassen und deshalb rief er Jack Fischl an um zu fragen, ob er sie hätte.
    Jack hatte gesagt, er hätte gerade mit Tim über die schlimmste Satellitenleitung, die er je gehabt hatte, gesprochen, nur Piepen, Echos und was sonst noch für Nebengeräusche. Er nannte Josh auch den Grund für den Anruf, nämlich dass einer ihrer Verdächtigen sich aus dem Staub gemacht hatte. Er gab Josh die Nummer des Hotels und Josh wartete bis gegen Mitternacht, was acht Uhr morgens in Oxford bedeutete, bevor er anrief.
    Was Jack gesagt hatte traf zu: Die Verbindung war nicht nur schlecht, sie war grauenvoll. Dazu kam noch, dass etwas Seltsames in Tims Stimme lag. Es war Tims Stimme, ganz klar, doch sie klang durch die Nebengeräusche und Verzerrungen hindurch merkwürdig hölzern, und das lag nicht nur an seinen Bemühungen sich verständlich zu machen.
    Josh war sich nicht sicher, was ihn in diesem Moment dazu bewogen hatte, den Recorder anzustellen und das Gespräch aufzunehmen. Danach schickte er den Artikel, wie versprochen, an die Faxnummer des Hotels, die Tim ihm gegeben hatte, doch während er das tat, spulte er das Band zurück und hörte sich ihre Unterhaltung noch einmal sorgfältig an. Es stand außer Frage, dass, wenn man die Nebengeräusche, so weit das möglich war, außer Acht ließ, sein Bruder mehr wie eine dieser sprechenden Waagen klang denn wie er selbst. Es hörte sich fast an, als ob er unter Drogen stünde oder sich in Gefangenschaft befand und verzweifelt versuchte durch den Tonfall seiner Stimme mitzuteilen, dass nicht alles in Ordnung war.
    Das war aber alles zu weit hergeholt und grotesk. Josh ließ seine Fantasie schweifen.
    Und plötzlich…
    Zwanzig Minuten später war er damit fertig, das Band mit verschiedenen Geschwindigkeiten vor- und zurücklaufen zu lassen. Er schob die Kassette in seine Tasche, denn die Geräte, die seinen wachsenden Verdacht bestätigen konnten, befanden sich in seinem Labor.
    Ein paar Stunden später war dieser Verdacht zur Gewissheit geworden. Was auf dem Band zu hören war, waren keine Echos, sondern normale Verzögerungen in unterschiedlicher Länge. Die Unterschiede waren gering, aber messbar. So konnte sich kein einfaches Echo verhalten. Es erinnerte ihn an etwas, doch er brauchte einige Minuten, bis es ihm wieder einfiel. Dann war es plötzlich da. Kein Zweifel.
    Vor über einem Jahr hatte er mit einem Übersetzungsprogramm herumexperimentiert; vom Englischen in verschiedene Sprachen, von denen er die meisten nicht beherrschte, und von da zurück ins Englische. Als wortwörtliche Übersetzung, die sich nicht um Stil kümmerte, schien es ziemlich gut zu funktionieren, aber was ihm am deutlichsten in Erinnerung geblieben war, waren die leichten Verzögerungen, mit denen das Programm arbeitete. Manche Worte und Redewendungen brauchten

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