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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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einen noch größeren Lichtstrahl sahen.
    Durch die halb offene Tür sah man in einen Raum, in dem sich eine grauhaarige Frau über eine Computertastatur beugte; sie hob noch nicht einmal den Kopf.
    Sie erreichten Tessas Labor und sie bat ihn ihren Arm loszulassen, damit sie ihren Schlüssel herausnehmen konnte. Er tat es, stand aber dicht neben ihr, während sie die Tür aufschloss.
    Gleich nachdem sie im Raum waren, nahm er ihr den Schlüssel ab, sperrte die Tür zu und rüttelte probeweise am Griff.
    »Zum Teufel!«, rief er entrüstet. »Dieses Schloss hält noch nicht einmal ein Kind auf.«
    »Wir machen uns über diese Art von Sicherheit hier keine großen Gedanken«, erklärte sie kühl. »Alles, was wertvoll ist, befindet sich in den Computern und da nützen Schlösser nichts, oder?«
    Sie beobachtete, wie er den Hörer vom Telefon auf ihrem Schreibtisch abnahm und eine lange Nummer wählte. Er wartete einige Momente und sagte dann: »Ich bin mit ihr im Labor.«
    Er schaute zu ihr herüber, lauschte auf die Stimme, die sie nicht hören konnte, und fuhr dann fort: »Ja, sie hat etwas…
    Eine Variante des Originalprogramms. Ich weiß es nicht, ich weiß nicht, ob sie selbst sicher ist, dass es funktioniert.«
    Danach folgte eine längere Pause. Er wandte ihr den Rükken zu, doch sie bemerkte, wie er ihr Spiegelbild im Fenster beobachtete, und bewegte sich nicht.
    »Ja«, hörte sie ihn sagen, »Ich denke, diese Gefahr besteht wirklich… «
    Er wandte sich wieder zu ihr um. In seinem Gesicht war die Spur eines Lächelns, so als ob er Spaß an dem hätte, was ihm aufgetragen wurde.
    »Natürlich«, erklärte er. »Das habe ich sowieso vorgehabt.«
    Er legte auf. Das Lächeln war verschwunden. »Du weißt, wer das war, stimmt’s?«, fragte er.
    Sie nickte langsam. »Ich denke schon.«
    Mit einer kurzen Bewegung seiner Hand schaltete er den Computer ein und deutete dann auf ihren Stuhl vor der Tastatur. Sie ging hin und setzte sich. Er stellte sich hinter sie und sah ihr über die Schulter.
    »Jetzt«, meinte er, »werde ich dich warnen. Ich kenne mich sehr gut mit Computern aus und wenn du mich anlügst oder versuchst mich auf irgendeine Art reinzulegen, werde ich das sofort bemerken. Und das wird dir sehr Leid tun. Kapiert?«
    Sie nickte wieder mit dem Kopf.
    »Dann los.«
    Zwanzig Minuten später war alles vorbei. Er war zufrieden, dass jede Spur des Programms namens Paul aus dem Computer entfernt worden war, so als ob es niemals existiert hätte.
    Tessa saß wie betäubt da, bleich, die Hände in den Schoß gelegt. Er wählte die gleiche Nummer am Telefon. Diesmal sagte er nur drei Worte: »Es ist erledigt.«
    73
    RECHTER FUSS GAS, linker Fuß Bremse. Der Schmerz in seinem rechten Knöchel, selbst wenn er den Fuß nur ein paar Zentimeter bewegte, war unerträglich. Das Gute daran war, sagte er sich, dass er dadurch keine Gelegenheit hatte an den Schmerz in seinem Unterleib zu denken.
    Vorhin im Haus hatte er den Eindruck gehabt, die Wunde hätte aufgehört zu bluten, doch jetzt, als er sich über das Lenkrad beugte und dabei jeden Muskel anspannte, hatte sie wieder angefangen zu bluten. Als die Landstraßen, denen er vom Haus aus gefolgt war, auf die Umgehungsstraße mündeten, merkte er, wie sein Verstand gefährlich ins Schwimmen geriet.
    Es war, als ob jedes ihm aus der Gegenrichtung passierende Scheinwerferpaar an ihm zupfen und ihn in Schwingungen versetzen würde.
    Ein langsam fahrender Lastwagen tauchte vor ihm auf und er scherte aus um zu überholen. Er sah Scheinwerfer auf sich zukommen, doch war es schwer, die Entfernung abzuschätzen. Der Mietwagen hatte keine gute Beschleunigung, doch er trat das Gaspedal durch und hoffte auf das Beste. Im Notfall hatten drei Wagen nebeneinander auf der Straße Platz, doch gerade, als er ausscherte, kam hinter dem entgegenkommenden Wagen ein weiteres Scheinwerferpaar hervor. Sie lagen tief und standen weit auseinander und kamen schnell auf ihn zu. Sie flammten blendend hell auf um ihn aus dem Weg zu scheuchen. Er hatte keine andere Wahl als sich wieder einzuordnen.
    Er reagierte ganz automatisch und bevor er noch wusste, was er tat, hatte er schon seinen rechten Fuß vom Gas genommen und auf die Bremse gesetzt.
    Der Schmerz, der durch seinen Körper fuhr und in seinem Kopf explodierte, ließ ihn aufschreien. Es brachte ihn über den Punkt hinaus, an dem der Schmerz den Menschen wach hält, und in einen Bereich, wo das Gehirn Erlösung sucht. Nur Sekunden später

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