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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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zugestimmt zu haben noch eine weitere Nacht zu bleiben und am Morgen mit seinem Bruder zurückzufliegen.
    Doch in dem Augenblick, als er durch die Tür trat und ihm seine Mutter sagte, es wäre ein Anruf für ihn von einem Jack soundso gekommen, dessen Nummer in Los Angeles sie aufgeschrieben hatte, war ihm klar, dass er den Abend bei O’Malley abschreiben konnte.
    Ein Anruf von Jack Fischl konnte nur eines bedeuten. Sie hatten eine weitere Leiche gefunden.
    10
    SOBALD ER DIE Leiche außerhalb von Mulholland an einer der kurvenreichen Straßen, deren Namen er noch nicht einmal kannte, abgeladen hatte, hatte er sich sofort auf den Rückweg gemacht. Er war in einem Zustand wahnsinnig übertriebener Vorsicht gefahren, der ihn lächeln ließ, als er bemerkte, wie genau er sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt und wie besonders aufmerksam er beim Rechtsabbiegen an einer roten Ampel war, was in Kalifornien erlaubt war, wenn ein Schild es nicht anders vorschrieb. Man musste auf solche Schilder achten, denn die Polizei lauerte manchmal auf Leute, die diese Schilder übersahen oder nicht beachteten. Es wäre schon zu blöd, wegen einer Verkehrsübertretung angehalten zu werden und dann mitverfolgen zu müssen, wie die ganze Sache von da an aufgerollt werden würde. Das wäre wirklich zum Kotzen.
    Da war er nun, fuhr äußerlich ganz ruhig, doch innerlich zum Zerreißen gespannt und wartete nur darauf, nach Hause und aus seinen Kleidern in ein heißes Bad zu kommen. Ganz besonders wünschte er sich seine gefärbten Haare auszuwaschen. Jedes Mal, wenn er eine von denen traf, färbte er sich die Haare. Das bedeutete, wenn irgendjemand sich an das Mädchen erinnerte und, wenn es der Zufall so wollte, sich erinnerte, dass sie ihn getroffen hatte, dann würde man einen dunkelhaarigen jungen Mann beschreiben, doch nicht ihn.
    Niemals ihn. Jemand anderen.
    Jemand anderen.
    Er stand am Fenster und schaute in den dunkler werdenden Himmel. Seit er den Kratzer an der Seite seines Nackens entdeckt hatte, waren seine Nerven zum Zerreißen gespannt. Wie war es gekommen, dass er nichts davon bemerkt hatte? Wie war er ihm bis jetzt verborgen geblieben? Erst im Spiegel des Badezimmers war ihm der hellrote Riss in seiner Haut aufgefallen, den sie ihm mit einem ihrer Fingernägel beigebracht haben musste.
    Sie würden es finden, das stand außer Frage. Sie waren im Rahmen ihrer Möglichkeiten gut, diese Leute, gut genug um seine DNS-Analyse innerhalb der zehn Tage zu haben, die so etwas brauchte. Sie würden aber keine Vergleichsmöglichkeit haben, denn sein genetischer Fingerabdruck war nirgendwo hinterlegt. Doch wenn er jemals, aus welchen Gründen auch immer, unter die Verdächtigen geriet, dann hatten sie ihn am Kragen.
    Sein erster Gedanke war zurückzugehen und die Leiche wieder abzuholen oder zumindest etwas mit der Hand zu machen. Doch das Risiko war zu groß. Schon zwei Stunden waren zwischen dem Abladen der Leiche und dem Entdecken des Kratzers vergangen. Er konnte nicht zurück, möglicherweise war schon jemand da. Er hörte den Polizeifunk ab, ging in den Polizeicomputer, doch nichts deutete darauf hin, dass man sie schon gefunden hatte. Doch das konnte Absicht sein.
    Es könnte eine Falle sein.
    Es war schon Nacht, als er vom Fenster wegging und das Licht anmachte. Ganz in der Nähe warteten Leute auf ihn, Leute, die glaubten, ihn gut zu kennen, doch in Wirklichkeit nichts von ihm wussten. Bei all dem Wohlwollen, das sie dem Mann, den sie zu kennen glaubten, entgegenbrachten, konnte er doch keinem von ihnen zutrauen, ihn wirklich kennen und verstehen zu können.
    So setzte er sein Gesicht auf, das Gesicht, das er trug um die Gesichter zu treffen, die er traf (er liebte diesen Satz von Eliot), und ging zu ihnen hinaus.
    11
    HELEN FOLGTE TESSA in einen Raum im zweiten Stock
    des Kendall-Instituts. Er war nicht groß, hatte zwei Fenster, die fast die gesamte Außenwand einnahmen und einen Blick auf den dicht bewachsenen Universitätspark zuließen. In dem Raum befand sich nicht mehr als ein Schreibtisch, ein Computerterminal und davor ein verstellbarer Schreibtischsessel.
    »Du stehst mit zwei anderen Computerterminals in zwei anderen Räumen dieses Gebäudes in Verbindung«, erklärte Tessa. »An einem sitzt ein Mensch, der andere arbeitet mit einem Programm, das ich entwickelt habe. Du kennst sie nur unter der Bezeichnung A und B. Du stellst ihnen Fragen und sollst entscheiden, wer der Mensch und was die Maschine

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