Der 8. Tag
Bild einer älteren Witwe mit Hunden passen. Als ihn das Hausmädchen mit verweinten Augen hereingeführt hatte, war die Frau, die sich erhob um ihn zu begrüßen, schlank und zeigte vorbildliche Haltung. In ihren Augen flackerte ein Lachen, das auch von ihrer momentanen Trauer nicht ganz verdrängt werden konnte. Sie trug eine Art einfachen Hausanzug mit einem Gürtel um die Taille.
Zuerst dachte er an Lauren Bacall oder Katherine Hepburn in der Eleganz ihrer mittleren Jahre; er hatte eine plumpe, nervöse Frau erwartet, die nicht allzu helle wäre.
Rosa Korngold sprach mit ehrlicher Zuneigung über ihre verstorbene Angestellte und Begleiterin. Während sie sprach, stromerten verschiedene Hunde herein, so als ob sie jemanden suchten, und Rosa beruhigte sie mit einem Tätscheln auf den Kopf oder ein paar lieben Worten. Nach einer Weile rief sie nach ihrem Chauffeur, der fünf von ihnen in einen Kombi steckte (die anderen drei waren zu alt und krank dafür) und sie an den Strand fuhr, damit sie Auslauf hatten. Das war ein Teil von Sandys Arbeit gewesen.
Die junge Frau hatte ihrer Arbeitgebern von ihrem Cousin Darren erzählt, der plötzlich hier in Los Angeles aufgetaucht war und den sie nicht mehr gesehen hatte, seit sie fünf Jahre alt gewesen war. Mrs. Korngold hatte ihn hier ins Haus eingeladen. Sandy hatte erklärt, er würde das nächste Mal hierher kommen.
Tim sah keinen Grund Mrs. Korngold nicht zu sagen, dass man den richtigen Darren Wade auf einer Wirtschaftsakademie in Chicago ausfindig gemacht hatte. Er hatte bestätigt, dass er seine Kusine nicht mehr gesehen hatte, seit er fünf war, und dass er keine Ahnung hatte, wo sie sich aufhielt. Er bestätigte auch, dass seine Eltern zur Zeit auf Weltreise waren.
Vierzig Minuten später fuhr Tim den Beverly Drive hinunter und wollte gerade nach Carmelita abbiegen, als sein Autotelefon klingelte. Es war Jack Fischl, der ihn bat beim Labor vorbeizukommen. Er kündigte an ihn dort zu treffen. Tim wusste, dass es wichtig war und Jack nicht am Telefon darüber reden wollte. Die Gerichtsmediziner mussten etwas gefunden haben.
Als er vorfuhr, lief Jack unruhig die Stufen auf und ab und rauchte. Er warf seine Zigarette halb geraucht weg und schob Tim eilig in das dunkle Gebäude.
»Sie haben Gewebespuren unter einem ihrer Fingernägel gefunden«, teilte er ihm mit. »Von einem Menschen. Ich bat sie alles zu tun um die DNS-Analyse zu beschleunigen, doch es wird immer noch mindestens eine Woche dauern.«
Die Verzögerung war ärgerlich, aber nicht zu ändern, doch es war die beste, eigentlich die einzige, Spur, die sie bis jetzt hatten. Sie blieben eine Weile im Labor und gingen die Einzelheiten durch. Sie hatten schon festgestellt, dass die meisten ihrer Fingernägel abgebrochen waren, es war offensichtlich, dass sie sich gewehrt hatte. Er hatte keinen Versuch unternommen die Fingernägel zu säubern oder die Hand verschwinden zu lassen, wozu er in der Vergangenheit durchaus fähig gewesen wäre und was vermuten ließ, dass er die Leiche beseitigt hatte ohne den Kratzer bemerkt zu haben, woraus man folgern konnte, dass er unvorsichtig wurde.
Wie auch immer, er musste den Kratzer auf jeden Fall später bemerkt haben, sodass man davon ausgehen konnte, dass er allmählich nervös werden würde.
»Es ist natürlich möglich«, Tim fühlte sich gedrängt seine Hoffnungen im Zaum zu haken, »dass der Geweberest unter ihrem Fingernagel nicht vom Täter stammt.«
»Gibt es Hinweise auf einen Freund? Streitereien, Schwierigkeiten? Hat sie sich vor kurzem von jemanden getrennt?«
»Hm-hm.« Tim schüttelte den Kopf.
»Er ist es«, erklärte Jack zufrieden.
Sie gingen um die Ecke in einen Imbiss und gönnten sich eine Tasse Kaffee und ein Sandwich, danach fuhr Tim zurück ins Büro, wo er hingewollt hatte, als ihn Jacks Anruf erreichte.
Er brachte eine Stunde damit zu, die Aussagen der Augenzeugen durchzugehen, die die Frau auf der Terrasse des Cafés sitzen gesehen hatten. Alle erklärten übereinstimmend, sie sei alleine gewesen.
Er fand keine Ruhe. Ein Teil von ihm wollte zurück an den Fundort der Leiche, ein anderer wollte noch einmal die Augenzeugen aus dem Café befragen, doch der größte Teil von ihm wusste, dass beides nur Zeitverschwendung war. Das Einzige, was er machen konnte, war auf das Ergebnis der DNS-Analyse zu warten und sie dann in den Computer einzugeben und zu sehen, ob sie zu irgendjemandem, der gespeichert war, passte. Vielleicht konnte ihm
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