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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Arm, die Nase, drei Rippen und verpasste ihm einen Milzriss, bevor die Mutter irgendwie den Dienstrevolver des Alten aus dem Holster bekommen und zwei Schüsse in die Wand abgegeben hatte, die für Ruhe sorgten.
    Damals, in jenem Moment, war etwas mit dem großen Matt passiert. Es war, als ob aller Alkohol aus seinem Kopf verschwunden wäre und von der klaren Erkenntnis dessen, zu was er geworden war und was er getan hatte, ersetzt worden war. Er war auf die Knie gesunken, hatte seinen zusammengeschlagenen Sohn in die Arme genommen und ihn nicht wieder losgelassen, bis er sicher auf der Trage des Rettungsdienstes lag. Sie hatten eine Polizeieskorte bekommen und heulende Sirenen, was bedeutete, dass seine Dienststelle davon erfuhr, nicht zuletzt aufgrund der Fragen, die er wegen der zwei Schüsse in seiner Wohnung zu beantworten hatte.
    Polizisten hielten zusammen, egal wie, und die ganze Sache wurde unter den Teppich gekehrt, so wie Matts Trinken während des Dienstes jahrelang gedeckt wurde. Doch von diesem Tage an hatte Matt nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt. Er war ein guter Polizist gewesen und sogar zum Sergeant befördert worden, bevor er nach dreißig Jahren Dienst pensioniert wurde. Danach arbeitete er als Chef eines privaten Sicherheitsdienstes. Er war als Vater und Ehemann wie aus dem Bilderbuch. Es war schwer zu verstehen, so grübelte Josh, dass zwei so unterschiedliche Personen in einem Menschen existieren konnten; Jekyll und Hyde und zwischen ihnen lag nichts als ein paar Tropfen Alkohol.
    Später, als alle gegessen und getrunken hatten, unternahmen die beiden Brüder einen Spaziergang durch ihre alte Nachbarschaft. Beide lebten jetzt in Kalifornien und kamen nur noch zu Besuch hierher. Seltsamerweise sahen sie sich öfters bei ihren Besuchen an der Ostküste als drüben im Westen. Josh war, wenn es nach Tim ging, immer der Intelligentere gewesen und er lehrte jetzt Physik und forschte über Supraleitfähigkeit am California Institute of Technology, während Tim beim FBI einen mehr oder weniger Vierundzwanzigstundenjob hatte, der ihm keine Freizeit ließ.
    Soweit Josh wusste, war das einer der Gründe, warum Tims Ehe in die Brüche gegangen war. Dies und der Umstand, dass er es viel zu leicht genommen hatte, als seine Frau, das Miststück, damit anfing, es mit jemand anderem zu treiben. Tim hatte zu viel Angst davor gehabt, ihr die Leviten zu lesen, da er nur zu gut wusste, wohin das führen konnte. Josh ahnte, dass Tim ins andere Extrem gefallen war und der Frau alles gegeben hatte, was sie wollte, einschließlich ihrer Freiheit. Tim schimpfte nie auf sie, sagte einfach, dass sie eigene Pläne hatte, die nicht zu den seinen gepasst hätten. Pläne, dachte Josh bitter, war der richtige Ausdruck. Einige Zeit danach hatte sie den Chef einer Fluglinie geheiratet und ihre dauernde Präsenz in den Klatschspalten war einer der Gründe, dass Tim sich nach Los Angeles ins Büro hatte versetzen lassen.
    »Bleib doch noch«, schlug Josh vor. »Wir gehen heute Abend zu O’Malley und treffen uns mit ein paar von den alten Jungs.«
    Tim schüttelte den Kopf. »Hör zu«, sagte er, »es war verdammtes Glück, dass ich überhaupt herkommen konnte.
    Ich habe bis zu dem Zeitpunkt, als ich in einem Taxi zum Flughafen saß, in einer Besprechung über diesen Fall gesteckt und per Telefon noch weiter daran teilgenommen, bis ich schließlich in diesen verdammten Flieger gestiegen bin.«
    Josh nickte mitfühlend, brach dann aber plötzlich ab. »Du hast mit ihnen über ein Handy gesprochen? Weißt du nicht, wie einfach der Mörder dich dabei abhören kann? Du hast doch schon gesagt, dass er ein Computergenie ist!«
    »Beruhige dich.« Tims Grinsen hatte etwas Selbstgefälliges.
    »Die ganze Sache war arrangiert um ihn glauben zu machen, wir hätten keinen Anhaltspunkt, falls er zuhören sollte. Ich wollte, dass er annimmt, wir hätten keinen Hinweis, wie er seine Opfer auswählt, obwohl wir genau wissen, dass er Computernetze benutzt. Leider hilft uns dieses Wissen nicht weiter.«
    Josh blickte ein paar Momente zur Seite und dachte nach.
    Nicht weit entfernt spielte eine Gruppe Jugendlicher Basketball in einer eingezäunten Ecke zwischen den zerbröckelnden Mauern zwei leer stehender Häuser. Als er seinen Bruder wieder anblickte und seinen Mund zum Sprechen öffnete, sagte er nicht, was er eigentlich hatte sagen wollen.
    »He, großer Bruder«, begann er, »das gefällt mir nicht.«
    Tim drehte sich zu ihm um und

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