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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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nicht bei seinen Wagen geblieben, darauf er bestellt gewesen; oder da er ja hätte sehen wollen, was im Wald stecke, warum er dann zuvor nicht rechtschaffen hätte rekognoszieren lassen, welches ihm besser angestanden wäre, als daß er jetzund so unsinnige Narrenpossen anfing, daran sich doch niemand kehren würde. Hierüber gaben mir beides Freund und Feind recht, und sagten: Sie hätten unter hundert Parteigängern nicht einen angetroffen, der auf solche Schmähewort nicht nur den Leutnant totgeschossen, sondern auch alle Gefangenen mit der Leich geschickt hätte.
    Also brachte ich meine Beuten und Gefangenen den andern Morgen glücklich nach Soest und bekam mehr Ehr und Ruhm von dieser Partei als zuvor nimmer, jeder sagte: »Dies gibt wieder ein jungen Johann de Werd!« Welches mich trefflich kitzelte; aber mit dem Leutnant Kugeln zu wechseln oder zu raufen wollte der Kommandant nicht zugeben, denn er sagte, ich hätte ihn schon zweimal überwunden. je mehr sich nun dergestalt mein Lob wieder vermehrte, je mehr nahm der Neid bei denen zu, die mir ohnedas mein Glück nicht gönneten.

Das 8. Kapitel
    Wie er den Teufel im Trog gefunden, Springinsfeld aber schöne Pferd erwischt
    Meines Jupiters konnte ich nicht loswerden, denn der Kommandant begehrte ihn nicht, weil nichts an ihm zu rupfen war, sondern sagte, er wollte mir ihn schenken; also bekam ich einen eigenen Narrn und durfte keinen kaufen, wiewohl ich das Jahr zuvor selbst für einen mich hatte gebrauchen lassen müssen. So wunderlich ist das Glück, und so veränderlich ist die Zeit! Kurz zuvor tribulierten mich die Läus, und jetzt habe ich den Flöhe-Gott in meiner Gewalt; vor einem halben Jahr dienete ich einem schlechten Dragoner für einen Jungen; nunmehro aber vermochte ich zween Knecht, die mich Herr hießen; es war noch kein Jahr vergangen, daß mir die Buben nachliefen, mich zur Hur zu machen, jetzt wars an dem, daß die Mägdlein selbst aus Liebe sich gegen mich vernarrten: Also wurde ich beizeiten gewahr, daß nichts Beständigers in der Welt ist, als die Unbeständigkeit selbsten. Dahero mußte ich sorgen, wenn das Glück einmal seine Mucken gegen mich auslasse, daß es mir meine jetzige Wohlfahrt gewaltig eintränken würde.
    Damals zog der Graf von der Wahl, als Obrister Gubernator des Westfälischen Kreises, aus allen Garnisonen einige Völker zusammen, eine Cavalcada durchs Stift Münster gegen die Vecht, Meppen, Lingen und der Orten zu tun, vornehmlich aber zwo Kompagnien hessische Reuter im Stift Paderborn auszuheben, welche zwo Meilen von Paderborn lagen und den Unserigen daselbsten viel Dampfs antaten; ich wurde unter unsern Dragonern mitkommandiert, und als sich einige Truppen zu Hamm gesammelt, gingen wir schnell fort und berenneten bemeldter Reuter Quartier, welches ein schlechtverwahrtes Städtlein war, bis die Unserigen hernachkamen. Sie unterstunden durchzugehen, wir jagten sie aber wieder zurück in ihr Nest, es wurde ihnen angeboten, sie ohne Pferd und Gewehr, jedoch mit dem was der Gürtel beschließe, passieren zu lassen; aber sie wollten sich nicht dazu verstehen, sondern mit ihren Karbinern wie Musketierer wehren: also kams dazu, daß ich noch dieselbe Nacht probieren mußte, was ich für Glück in Stürmen hätte, weil die Dragoner vornan gingen, da gelang es mir so wohl, daß ich samt dem Springinsfeld gleichsam mit den ersten ganz ohnbeschädigt in das Städtlein kam, wir leerten die Gassen bald, weil niedergemacht wurde, was sich im Gewehr befand, und sich die Bürger nicht hatten wehren wollen, also ging es mit uns in die Häuser, Springinsfeld sagte: wir müßten ein Haus vornehmen, vor welchem ein großer Haufen Mist läge, denn in denselben pflegten die reichsten Kauze zu sitzen, denen man gemeiniglich die Offizier einlogierte; darauf griffen wir ein solches an, in welchem Springinsfeld den Stall, ich aber das Haus zu visitieren vornahm, mit dieser Abred, daß jeder dasjenige was er bekam, mit dem andern parten sollte; also zündet' jeder seinen Wachsstock an, ich rufte nach dem Vater im Haus, kriegte aber kein Antwort, weil sich jedermann versteckt hatte, geriet indessen in eine Kammer, fand aber nichts als ein leer Bett darinnen und einen beschlossenen Trog, den hämmert ich auf in Hoffnung etwas Kostbares zu finden, aber da ich den Deckel auftat, richtet' sich ein kohlschwarzes Ding gegen mich auf, welches ich für den Luzifer selbst ansah: ich kann schwören, daß ich mein Lebtag nie so erschrocken bin als eben

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