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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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allezeit am nächsten dabeigewesen und am besten gewußt hätten, was zwischen mir und der Jo, Callisto, Europa und andern mehr vergangen, hätten aber niemal nichts aus der Schul geschwätzt, noch der Juno, wiewohl sie sich auch bei ihr pflegten aufzuhalten, einziges Wort gesagt, maßen sie sich noch solcher Verschwiegenheit beflissen, wie denn kein Mensch bis dato (ohnangesehen sie sich gar nahe bei allen Buhlschaften finden ließen) von ihnen wie Apollo von den Raben etwas dergleichen erfahren hätte: Wenn ich aber je zulassen wollte, daß die Weiber sie in ihrem Bann jagen, fangen und nach Waidmannsrecht metzeln dürften, so wäre ihr Bitt, zu verschaffen, daß sie hinfort mit einem heroischen Tod hingerichtet und entweder mit einer Axt wie Ochsen niedergeschlagen oder wie Wildpret gefället würden, und nicht mehr so schimpflich zwischen ihren Fingern zerquetschen und radbrechen sollten, wodurch sie ohnedas ihre eigenen Glieder, damit sie oft was anders berührten, zu Henkersinstrumenten machten, welches allen ehrlichen Mannsbildern ein Schand wäre! Ich sagte: ›Ihr Herren müßt sie greulich quälen, weil sie euch so schrecklich tyrannisieren?‹ ›Jawohl‹, gaben sie mir zur Antwort, ›sie sind uns sonst so neidig und vielleicht darum, daß sie sorgen, wir sehen, hören und empfinden zu viel, eben als ob sie unserer Verschwiegenheit nicht genugsam versichert wären. Was wollts sein? können sie uns doch in unserm eigenen Territorio nit leiden, gestalt manche ihr Schoßhündlein mit Bürsten, Kämmen, Seifen, Laugen und andern Dingen dermaßen durchstreift, daß wir unser Vaterland notdringlich quittieren und andere Wohnungen suchen müssen, ohnangesehen sie solche Zeit besser anlegen und etwa ihre eigenen Kinder von den Läusen säubern könnten.‹ Darauf erlaubte ich ihnen, bei mir einzukehren und meinen menschlichen Leib ihre Beiwohnung, Tun und Lassen empfinden zu machen, damit ich ein Urteil danach fassen könnte; da fing das Lumpengesind an, mich zu geheien, daß ich sie, wie ihr gesehen habt, wieder abschaffen müssen: Ich will ihnen ein Privilegium auf die Nas hofieren, daß sie die Weiber verrieblen und vertrieblen mögen, wie sie wollen, ja wenn ich selbst so ein schlimmen Kunden ertappe, will ichs ihm nicht besser machen.«

Das 7. Kapitel
    Der Jäger erjaget abermals Ehre und Beuten
    Wir durften nicht rechtschaffen lachen, beides weil wir uns still halten mußten und weils der Phantast nicht gern hatte, wovon Springinsfeld hätte zerspringen mögen. Eben damals zeigte unsere Hohewacht an, die wir auf einem Baum hatten, daß er in der Ferne etwas kommen sehe; ich stieg auch hinauf und sah durch mein Perspektiv, daß es zwar die Fuhrleute sein müßten, denen wir aufpaßten, sie hatten aber niemand zu Fuß, sondern ohngefähr etlich und dreißig Reuter zum Convoi bei sich, dahero konnte ich mir die Rechnung leicht machen, daß sie nicht oben durch den Wald, darin wir lagen, gehen, sondern sich im freien Feld behelfen würden, da wir ihnen nichts hätten abgewinnen mögen, wiewohl es daselbst einen bösen Weg hatte, der ungefähr sechshundert Schritt von uns und etwa dreihundert Schritt vom End des Walds oder Bergs durch die Ebne vorbeiging. Ich wollte ungern so lang daselbst umsonst gelegen oder nur einen Narrn erbeutet haben, machte derhalben geschwind einen andern Anschlag, der mir auch anging.
    Von unserer Lagerstatt ging ein Wasserrunze in einer Klammen hinunter (die bequem zu reiten war) gegen das Feld wärts, deren Ausgang besetzte ich mit zwanzig Mann, nahm auch selbst meinen Stand bei ihnen und ließ den Springinsfeld schier an dem Ort, wo wir zuvor gelegen warn, sich in seinem Vorteil halten, befahl auch meiner Bursch, wenn der Convoi hinkomme, daß jeder seinen Mann gewiß nehmen sollte, sagte auch jedem, wer Feuer geben und welcher seinen Schuß im Rohr zum Vorrat behalten sollte. Etliche alte Kerl sagten, was ich gedächte? und ob ich wohl vermeinte, daß der Convoi an diesen Ort kommen würde, da sie nichts zu tun hätten und dahin wohl in hundert Jahren kein Bauer kommen sei? Andere aber, die da glaubten, ich könne zaubern, (maßen ich damals deswegen in einem großen Ruf war) gedachten, ich würde den Feind in unsere Händ bannen. Aber ich brauchte hierzu keine Teufelskunst, sondern nur den Springinsfeld, denn als der Convoi, welcher ziemlich Truppen hielt, recta gegen uns über vorbeipassieren wollte, fing Springinsfeld aus meinem Befehl so schrecklich an zu brüllen wie ein

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