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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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damals, da ich diesen schwarzen Teufel so unversehens erblickte: »Daß dich dieser und jener erschlag!« sagte ich gleichwohl in solchem Schrecken und zuckte mein Äxtlein, damit ich den Trog aufgemacht, und hatte doch das Herz nicht, ihm solches in Kopf zu hauen; er aber kniete nieder, hub die Händ auf, und sagte: »Min leve Heer, ich bitte ju doer Gott, schinkt mi min Levent!« Da hörte ich erst, daß es kein Teufel war, weil er von Gott redet' und um sein Leben bat; sagte demnach, er sollte sich aus dem Trog geheien, das tat er und ging mit mir so nackend, wie ihn Gott erschaffen hatte. Ich schnitt ein Stück von meinem Wachs und gabs ihm mir zu leuchten, das tat er gehorsamlich und führet' mich in ein Stüblein, da ich den Hausvater fand, der samt seinem Gesind dies lustige Spektakel ansah und mit Zittern um Gnad bat! Diese erhielt er leicht, weil wir den Bürgern ohnedas nichts tun durften und er mir des Rittmeisters Bagage, darunter ein ziemlich wohlgespickt verschlossen Felleisen war, einhändigte, mit Bericht, daß der Rittmeister und seine Leut, bis auf einen Knecht und gegenwärtigen Mohren, sich zu wehren auf ihre Posten gangen wären; indessen hatte der Springinsfeld besagten Knecht auch mit sechs gesattelten schönen Pferden im Stall erwischt, die stellten wir ins Haus, verriegelten solches und ließen den Mohren sich anziehen, den Wirt aber auftragen, was er für seinen Rittmeister zurichten müssen. Als aber die Tor geöffnet, die Posten besetzt und unser General-Feldzeugmeister Herr Graf von der Wahl eingelassen wurde, nahm er sein Logiment in eben demselben Haus darin wir uns befanden, darum mußten wir bei finsterer Nacht wieder ein ander Quartier suchen. Das fanden wir bei unsern Kameraden, die auch mit Sturm ins Städtlein kommen waren, bei denselbigen ließen wir uns wohl sein und brachten den übrigen Teil der Nacht mit Fressen und Saufen zu, nachdem ich und Springinsfeld miteinander unsere Beuten geteilt hatten; ich bekam für mein Teil den Mohren und die zwei besten Pferd, darunter ein spanisches war, auf welchem ein Soldat sich gegen seinen Gegenteil durfte sehen lassen, mit dem ich nachgehends nicht wenig prangte, aus dem Felleisen aber kriegte ich unterschiedliche köstliche Ring und in einer güldenen Kapsel mit Rubinen besetzt des Prinzen von Oranien Conterfait, weit ich dem Springinsfeld das übrige alles ließ, kam also, wenn ich alles halber hinweg hätte schenken wollen, mit Pferden und allem über die zweihundert Dukaten, für den Mohren aber, der mich am allersaursten ankommen war, wurde mir vom General-Feldzeugmeister, als welchem ich ihn präsentierte, nicht mehr als zwei Dutzend Taler verehrt. Von dannen gingen wir schnell an die Ems, richteten aber wenig aus, und weil sichs eben traf, daß wir auch gegen Recklinghausen zu kamen, nahm ich Erlaubnis, mit Springinsfeld meinem Pfaffen zuzusprechen, dem ich hiebevor den Speck gestohlen hatte, mit demselben machte ich mich lustig und erzählte ihm, daß mir der Mohr den Schrecken, den er und seine Köchin neulich empfunden, wieder eingetränkt hätte, verehrte ihm auch eine schöne schlagende Halsuhr zum freundlichen Valete, so ich aus des Rittmeisters Felleisen bekommen hatte, pflegte also aller Orten diejenigen zu Freunden zu machen, so sonsten Ursach gehabt hätten, mich zu hassen.

Das 9. Kapitel
    Ein ungleicher Kampf, in welchem der Schwächste obsieget, und der Überwinder gefangen wird
    Meine Hoffart vermehrte sich mit meinem Glück, daraus endlich nichts anders als mein Fall erfolgen konnte. Ungefähr ein halbe Stund von Rehnen kampierten wir, als ich mit meinem besten Kameraden Erlaubnis begehrte, in dasselbe Städtlein zu gehen, etwas an unserm Gewehr flicken zu lassen, so wir auch erhielten. Weil aber unser Meinung war, uns einmal rechtschaffen miteinander lustig zu machen, kehrten wir im besten Wirtshaus ein und ließen Spielleut kommen, die uns Wein und Bier hinuntergeigen mußten: da gings in floribus her und blieb nichts unterwegen, was nur dem Geld wehe tun möchte, ja ich hielt Bursch von andern Regimentern zu Gast und stellte mich nicht anders als wie ein junger Prinz, der Land und Leut vermag und alle Jahr ein groß Geld zu verzehren hat. Dahero wurde uns auch besser als einer Gesellschaft Reuter, die gleichfalls dort zehrte, aufgewartet, weils jene nicht so toll hergehen ließen, das verdroß sie und fingen an mit uns zu kippeln. »Woher kommts«, sagten sie untereinander, »daß diese Stiegelhupfer (denn sie

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