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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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sehest, daß ich dir von meinen Begegnissen nichts verhehle, so will ich dir hievon auch die Wahrheit sagen, ob es schon scheinet, als gereiche es mir zum Spott.
    Ich glaube gänzlich, daß ich von Mutterleib an zu einem gezeichneten Angesicht prädestinieret gewesen sei, denn gleich in meiner Jugend wurde ich von meinesgleichen Schülerjungen so zerkratzt, wenn ich mit ihnen rupfte; so hielt mich auch einer von den Teufeln, die dem Jäger von Soest aufwarteten, überaus hart, maßen man seine Klauen wohl sechs Wochen in meinem Gesicht spürte, aber solches heilete ich wieder alles sauber hinweg; die Striemen aber, die du jetzt noch in meinem Angesicht siehest, haben einen andern und zwar diesen Ursprung: Als ich noch unter den Schweden in Pommern in dem Quartier lag und eine schöne Mätresse hatte, mußte mein Wirt aus seinem Bett weichen und uns hineinliegen lassen; seine Katz, die auch alle Abend in demselbigen Bette zu schlafen gewohnt war, kam alle Nacht und machte uns große Ungelegenheit, indem sie ihre ordentliche Liegestatt nit so schlechtlich entbehren wollte, wie ihr Herr und Frau getan; solches verdroß meine Mätresse (die ohnedas keine Katz leiden konnte) so sehr, daß sie sich hoch verschwor, sie wollte mir in keinem Fall mehr Liebs erweisen, bis ich ihr zuvor die Katz hätte abgeschafft; wollte ich nun ihrer Freundlichkeit länger genießen, so gedachte ich ihr nit allein zu willfahren, sondern mich auch dergestalt an der Katz zu rächen, daß ich auch eine Lust daran haben möchte; steckte sie derhalben in einen Sack, nahm meines Wirts beide starken Baurenhunde (die den Katzen ohnedas ziemlich grämisch, bei mir aber wohl gewohnt waren) mit mir und der Katzen im Sack auf eine breite lustige Wiese und gedachte da meinen Spaß zu haben, denn ich vermeinte, weil kein Baum in der Nähe war, auf den sich die Katz retirieren konnte, würden sie die Hund eine Weil auf der Ebne hin und wieder jagen, wie einen Hasen raumen und mir eine treffliche Kurzweil anrichten, aber potz Stern! es ging mir nit allein hundsübel, wie man zu sagen pflegt, sondern auch katzenübel (welches Übel wenig' erfahren haben werden, denn man hätte sonst ohne Zweifel vorlängsten auch ein Sprichwort daraus gemacht), maßen die Katz, sobald ich den Sack auftat, nur ein weites Feld und auf demselbigen ihre zwei starken Feind und nichts Hohes vor sich sah, dahin sie ihre Zuflucht hätte nehmen können: Derowegen wollte sie sich nicht so schlechtlich in die Niedere begeben und sich das Fell zerreißen lassen, sondern sie begab sich auf meinen eigenen Kopf, weil sie keinen höhern Ort wußte, und als ich ihr wehrte, fiel mir der Hut herunter; je mehr ich sie nun herunterzuzerren trachtete, je fester schlug sie ihre Nägel ein, sich zu halten: Solch unserm Gefecht konnten beide Hunde nicht lang zusehen, sondern mengten sich mit ins Spiel, sie sprangen mit offenem Rachen hinten, vorne und zur Seiten nach der Katz, die sich aber gleichwohl von meinem Kopf nicht hinwegbegeben wollte, sondern sich beides sowohl in meinem Angesicht als sonsten auf dem Kopf mit Einschlagung ihrer Klauen hielt so gut sie konnte, tat sie aber mit ihrem Dornhandschuh einen Fehlstreich nach den Hunden, so traf mich derselbe gewiß, weil sie aber auch bisweilen die Hund auf die Nase schlug, beflissen sich dieselbigen, sie mit ihren Talpen herunterzubringen und gaben mir damit manchen unfreundlichen Griff ins Gesicht, wenn ich aber selbst mit beiden Händen nach der Katz tastete, sie herabzureißen, biß und kratzte sie nach ihrem besten Vermögen: Also wurde ich beides, von den Hunden und von der Katz zugleich bekriegt, zerkratzt und dergestalt schrecklich zugerichtet, daß ich schwerlich einem Menschen mehr gleichsah; und was das allerschlimmste war, mußte ich noch dazu in der Gefahr stehen, wenn sie so nach der Katz schnappten, es möchte mir etwa einer ohngefähr die Nase oder ein Ohr erwischen und ganz hinwegbeißen; mein Kragen und Koller sah so blutig aus, als wie vor eines Schmieds Notstall an St. Stephanstag, wenn man den Pferden zur Ader läßt; und wußte ich ganz kein Mittel zu ersinnen, mich aus diesen Ängsten zu erretten; zuletzt so mußte ich von freien Stücken auf die Erde niederfallen, damit beide Hund die Katz erwischen hönnten, wollte ich anderst nicht, daß mein Capitolium noch länger ihr Fechtplatz sein sollte; die Hund erwürgten zwar die Katz, ich hatte aber bei weitem keinen so herrlichen Spaß davon als ich gehofft, sondern nur Spott,

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