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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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des Obristen liebsten Diener ermordt haben würdest', gab mir aber den Rat, daß ich etwas in Gegenwart des Herzbruders stehlen und ihm solches zustellen sollte, so wollte er schon zuwegen bringen, daß er des Obristen Gnad verliere. Ich folgte, nahm bei des Obristen Kindtauf seinen übergüldten Becher, und gab ihn dem Profosen, mit welchem er dann den jungen Herzbruder abgeschafft hat; als du dich dessen noch wohl wirst zu erinnern wissen, als er dir in des Obristen großem Zelt die Kleider auch voll junger Hündlein gaukelte.«

Das 21. Kapitel
    Wie des Herzbruders Prophezei Simplicius dem Olivier erfüllt, als keiner den andern kannte
    Es wurde mir grün und gelb vor den Augen, als ich aus Oliviers eigenem Maul hören mußte, wie er mit meinem allerwertesten Freund umgangen, und gleichwohl keine Rach vornehmen durfte, ich mußte noch dazu mein Anliegen verbeißen, damit ers nit merkte, sagte derowegen, er sollte mir auch erzählen, wie es ihm nach der Schlacht vor Wittstock ferner ergangen wäre?
    »In demselben Treffen«, sagte Olivier, »hielt ich mich nicht wie ein Federspitzer, der nur auf das Tintenfaß bestellt ist, sondern wie ein rechtschaffener Soldat, denn ich war wohlberitten und so fest als Eisen, zumal in keine Schwadron eingeschlossen, ließ derhalben meinen Valor sehen, als einer der durch den Degen hochzukommen oder zu sterben gedenkt; ich vagierte um unsere Brigade herum wie eine Windsbraut, mich zu exerzieren und den Unsern zu weisen, daß ich besser zu den Waffen als zu der Feder tauge; aber es half nichts, das Glück der Schweden überwand, und ich mußte der Unsern Unglückseligkeit teilhaftig werden, allermaßen ich Quartier nehmen mußte, wiewohl ich es kurz zuvor keinem geben wollte.
    Also wurde ich nun wie andere Gefangene unter ein Regiment zu Fuß gestoßen, welches sich wieder zu erholen nach Pommern gelegt wurde, und demnach es viel neugeworbene Bursch gab, ich aber eine treffliche Courage verspüren ließ, wurde ich zum Korporal gemacht; aber ich gedacht da nit lang Mist zu machen, sondern bald wieder unter die Kaiserlichen zu kommen, als deren Partei ich besser affektioniert war, da ich doch ohne Zweifel bei den Schweden bessere Beförderung gefunden hätte. Mein Ausreißen setzte ich folgendergestalt ins Werk: Ich wurde mit sieben Musketiern ausgeschickt, in unsern abgelegenen Quartiern die ausständige Kontribution zu erpressen; als ich nun über achthundert Gulden zuwegen gebracht, zeigte ich meinen Burschen das Geld und machte ihre Augen nach demselben lüsternd, also daß wir des Handels miteinander eins wurden, solches unter uns zu teilen und damit durchzugehen; als solches geschehen, persuadiert ich ihrer drei, daß sie mir halfen die andern vier totschießen, und nach solcher Verrichtung teilten wir das Geld, nämlich jedem zweihundert Gulden, damit marschierten wir gegen Westfalen; unterwegs überredt ich noch einen aus denselben dreien, daß er auch die zween übrigen niederschießen half, und als wir das Geld abermal miteinander teilen sollten, erwürgte ich den letzten auch und kam mit dem Geld glücklich nach Werl, allwo ich mich unterhalten ließ und mit diesem Geld ziemlich lustig machte.
    Als solches auf die Neige ging und ich ein als den andern Weg gern bankettiert hätte, zumaln viel von einem jungen Soldaten in Soest hörte rühmen, was treffliche Beuten und großen Namen er sich damit machte, wurde ich angefrischt ihm nachzufolgen; man nannte ihn wegen seiner grünen Kleidung den Jäger, derhalben ich auch eins machen ließ, und stahl auf ihn in seinen und unsern eignen Quartieren, mit Verübung sonst allerhand Exorbitantien dermaßen, daß uns beiden das Parteigehen niedergelegt werden wollte; jener zwar blieb daheim, ich aber mausete noch immerfort in seinem Namen, so viel ich konnte, also daß besagter Jäger um solcher Ursach willen mich auch herausfordern ließ, aber der Teufel hätte mit ihm fechten mögen, den er auch, wie mir gesagt wurde, in Haaren sitzen hatte, er würde mir meine Festigkeit schön aufgetan haben.
    Doch konnte ich seiner List nicht entgehen, denn er praktizierte mich mit Hilf seines Knechts in eine Schäferei, samt meinem Kameraden, und wollte mich zwingen, ich sollte daselbst beim Mondenschein, in Gegenwart zweier leibhafter Teufel, die er als Sekundanten bei sich hatte, mit ihm raufen; weil ichs aber nicht tun wollte, zwangen sie mich zu der spöttlichsten Sach von der Welt, so mein Kamerad unter die Leute bracht, davon ich mich

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