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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Antwort, daß er mehr als tausend Taler in einem Baum liegen hätte, aus welchem er den Baurn hausen ließe, und um solches nie kein Rechnung begehrt, weil er solchen Schafmist nicht hoch achte.
    Als dies geschehen und das Geld eingepackt war, gingen wir nach unserm Logiment, darin wir dieselbe Nacht über kochten und uns beim Ofen ausbäheten: Und demnach es eine Stunde Tag war, kamen, als wir uns dessen am wenigsten versahen, sechs Musketier samt einem Korporal mit fertigem Gewehr und aufgepaßten Lunten ins Häuslein, stießen die Stubentür auf, und schrien: Wir sollten uns gefangen geben! Aber Olivier (der sowohl als ich jederzeit seine gespannte Muskete neben sich liegen und sein scharf Schwert allzeit an der Seiten hatte und damals eben hinteren Tisch saß, gleichwie ich hinter der Tür beim Ofen stund) antwortet' ihnen mit einem Paar Kuglen, durch welche er gleich zween zu Boden fällte, ich aber erlegte den dritten und beschädigte den vierten durch einen gleichmäßigen Schuß; darauf wischte Olivier mit seinem notfesten Schwert, welches Haar schur und wohl des Königs Arturi in England Caliburn verglichen werden möchte, von Leder und hieb den fünften von der Achsel an bis auf den Bauch hinunter, daß ihm das Ingeweid heraus und er neben demselben daniederfiel, indessen schlug ich den sechsten mit meinem umgekehrten Feurrohr auf den Kopf, daß er alle vier von sich streckte; einen solchen Streich kriegte Olivier von dem siebenten, und zwar mit solcher Gewalt, daß ihm das Hirn herausspritzte, ich aber traf denselben, ders ihm getan, wiederum dermaßen, daß er gleich seinen Kameraden am Totenreihen Gesellschaft leisten mußte; als der Beschädigte, den ich anfänglich durch meinen Schuß getroffen, dieser Püff gewahr wurde und sah, daß ich ihm mit umgekehrtem Rohr auch ans Leder wollte, warf er sein Gewehr hinweg und fing an zu laufen, als ob ihn der Teufel selbst gejagt hätte. Und dieses Gefecht währte nit länger als eines Vaterunsers Länge, in welcher kurzen Zeit diese sieben tapferen Soldaten ins Gras bissen.
    Da ich nun solchergestalt allein Meister auf dem Platz blieb, beschaute ich den Olivier, ob er vielleicht noch einen lebendigen Atem in sich hätte; da ich ihn aber ganz entseelet befand, dünkte mich ungereimt zu sein, einem toten Körper soviel Golds zu lassen, dessen er nit vonnöten, zog ihm derwegen das gülden Fell ab, so ich erst gestern gemacht hatte, und hing es auch an Hals zu dem andern. Und demnach ich mein Rohr zerschlagen hatte, nahm ich Oliviers Muskete und Schwert zu mir, mit demselben versah ich mich auf allen Notfall und machte mich aus dem Staub, und zwar auf den Weg, da ich wußte, daß unser Baur darauf herkommen mußte; ich setzte mich beiseit an ein Ort, seiner zu erwarten und mich zugleich zu bedenken, was ich ferner anfangen wollte.

Das 25. Kapitel
    Simplicius kommt reich davon, hingegen zieht Herzbruder sehr elend auf
    Ich saß kaum ein halbe Stund in meinen Gedanken, so kam unser Baur daher und schnaubte wie ein Bär, er lief von allen Kräften und wurde meiner nit gewahr, bis ich ihm auf den Leib kam. »Warum so schnell«, sagte ich, »was Neues?« Er antwort: »Geschwind macht Euch abweg! es kommt ein Korporal mit sechs Musketiern, die sollen Euch und den Olivier aufheben und entweder tot oder lebendig nach Lichteneck liefern, sie haben mich gefangen gehabt, daß ich sie zu Euch führen sollte, bin ihnen aber glücklich entronnen und hieher kommen, Euch zu warnen.« Ich gedachte: ›O Schelm, du hast uns verraten, damit dir Oliviers Geld, so im Baum liegt, zuteil werden möge‹, ließ mich aber doch nichts merken, weil ich mich seiner als eines Wegweisers gebrauchen wollte, sondern sagte ihm, daß beides Olivier und diejenigen so ihn hätten fangen sollen, tot wären; da es aber der Bauer nit glauben wollte, war ich noch so gut und ging mit ihm hin, daß er das Elend an den sieben Körpern sehen konnte. »Den siebenten (von denen), die uns fangen sollen«, sagte ich, »habe ich laufen lassen, und wollte Gott, ich könnte auch diese wieder lebendig machen, so wollte ichs nit unterlassen!« Der Bauer erstaunte vor Schrecken, und sagte: »Was Rats?« Ich antwortet: »Der Rat ist schon beschlossen, unter dreien Dingen geb ich dir die Wahl, entweder führe mich alsbald durch sichere Abweg über den Wald hinaus nach Villingen, oder zeige mir Oliviers Geld, das im Baum liegt, oder stirb hier und leiste gegenwärtigen Toten Gesellschaft! Führest du mich nach

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