Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch
Saphiren und andern dergleichen Steinen überstreut, gemeiniglich in der Größe wie bei uns Wackenstein, so hin und wieder in den fließenden Bächen liegen; da sah man hie und dort gewaltige Schroffen viel Meil Wegs hoch in die Höhe ragen, welche vor das Wasser hinausgingen und lustige Inseln trugen; diese waren rundherum mit allerhand lustigen und wunderbarlichen Meergewächsen geziert und von mancherlei seltsamen kriechenden, stehenden und gehenden Kreaturen bewohnet; gleichsam als wie der Erdboden mit Menschen und Tieren, die Fische aber deren wir groß und klein und von unzählbarer Art ein große Menge hin und wieder über uns im Wasser herum vagieren sahen, ermahneten mich allerdings an so vielerlei Vögel, die sich Frühlingszeit und im Herbst bei uns in der Luft erlustieren; und weil es eben Vollmond und ein helle Zeit war (denn die Sonn war damals über unserm Horizont, also daß ich damals mit unsern Antipodibus Nacht, die Europäer aber Tag hatten) konnte ich durch das Wasser hinauf den Mond und das Gestirn samt dem Polo antarctico sehen, dessen ich mich wohl verwundern mußte; aber der, dem ich in seine Obhut befohlen war, sagte mir, wenn wir sowohl den Tag hätten als die Nacht, so würde mir alles noch verwunderlicher vorkommen, denn man könnte alsdann von weitem sehen, wie es sowohl in Abgrund des Meeres als auf dem Land schöne Berg und Täler abgebe, welches schöner schiene als die schönsten Landschaften auf dem Erdboden; als er auch sah, daß ich mich über ihn und alle die so mit ihm waren, verwunderte, daß sie als Peruaner, Brasilianer, Mexikaner und Insulaner de los latronos aufgezogen und dennoch so gut Teutsch redeten, da sagte er, daß sie nicht mehr als eine Sprach könnten, die aber alle Völker auf dem ganzen Umkreis der Erden in ihrer Sprache verstanden, und sie hingegen dieselbe hinwiederum: welches daher komme, dieweil ihr Geschlecht mit der Torheit so bei dem babylonischen Turm vergangen, nichts zu schaffen hätte.
Als sich nun mein Convoi genugsam proviantiert hatte, kehrten wir wiederum durch ein andere Höhle aus dem Meer in das Centrum terrae; unterwegs erzählte ich ihrer etlichen, daß ich vermeint hätte, das Centrum der Erden wäre inwendig hohl, in welchem hohlen Teil die Pygmaei wie in einem Kranrad herumliefen und also die ganze Erdkugel herumdrillten, damit sie überall von der Sonnen, welche nach Aristarchi und Copernici Meinung mitten am Himmel unbeweglich still stünde, beschienen würde; welcher Einfalt wegen ich schrecklich ausgelacht wurde, mit Bericht, ich sollte mir sowohl obiger beiden Gelehrten Meinung als meine gehabte Einbildung ein eitlen Traum sein lassen; ich sollte mich, sagten sie, anstatt dieser Gedanken besinnen, was ich von ihrem König für eine Gab begehren wollte, damit ich nicht mit leerer Hand wiederum auf den Erdboden dürfte; ich antwortete, die Wunder die ich seithero gesehen, hätten mich so gar aus mir selbst gebracht, daß ich mich auf nichts bedenken könnte, mit Bitt, sie wollten mir doch raten, was ich von dem König begehren sollte; meine Meinung wäre (sintemal er alle Brunnenquellen in der Welt zu dirigieren hätte) von ihm einen Gesundbrunnen auf meinen Hof zu begehren, wie derjenige wäre, der neulich von sich selbst in Teutschland entsprungen, der gleichwohl doch nur Süßwasser führe; der Fürst oder Regent über das stille Meer und dessen Höhlen antwortet', solches würde in seines Königs Macht nicht stehen, und wenn es gleich bei ihm stünde, und er mir gern gratifizieren wollte, so hätten jedoch dergleichen Heilbrunnen in die Läng keinen Bestand, etc. Ich bat ihn er wollte mir doch unbeschwert die Ursach erzählen; da antwortet' er: »Es befinden sich hin und wieder in der Erden leere Stätten, die sich nach und nach mit allerhand Metallen ausfüllen, weil sie daselbst aus einer exhalatione humida, viscosa & crassa generiert werden; indem nun solche Generation geschiehet, schlägt sich zuzeiten durch die Spält der Marchasitae aureae vel argenteae aus dem centro, davon alle Quellen getrieben werden, Wasser dazu, welches sich dann um und zwischen den Metallis viel hundert Jahr enthält und der Metalle edle Art und heilsame Eigenschaften an sich nimmt; wenn sich dann das Wasser aus dem centro je länger je mehr vermehrt und durch seinen starken Trieb einen Auslauf auf dem Erdboden sucht und findet, so wird das Wasser, welches so viel hundert oder tausend Jahre zwischen den Metallen verschlossen gewesen und dessen Kräfte
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