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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Haufen Stein zuzuschicken?« Ich antwortet kurz: »Weil bei uns einem jeden erlaubt ist, an einer verschlossenen Tür anzuklopfen.« Darauf sagte er: »Wie, wenn du aber den Lohn deiner vorwitzigen Importunität empfingest?« Ich antwortet: »Ich kann mit keiner größern Straf belegt werden, als daß ich sterbe, sintemal ich aber seithero so viel Wunder erfahren und gesehen, die unter so viel Millionen Menschen keiner das Glück nit hat, würde mir mein Sterben ein geringes und mein Tod für gar keine Straf zu rechnen sein.« »Ach elende Blindheit!« sagte hierauf der König, und hub damit die Augen auf, gleichwie einer der aus Verwunderung gen Himmel schauet, ferner sagend: »Ihr Menschen könnt nur einmal sterben, und ihr Christen solltet den Tod nit eher getrost zu überstehen wissen, ihr wäret denn vermittelst eures Glaubens und Liebe gegen Gott durch eine unzweifelhafte Hoffnung versichert, daß eure Seelen das Angesicht des Höchsten eigentlich anschauen würden, sobald der sterbende Leib die Augen zutäte: Aber ich habe für dieses Mal weit anders mit dir zu reden.«
    Darauf sagte er: »Es ist mir referiert worden, daß sich die irdischen Menschen und sonderlich ihr Christen des jüngsten Tags ehestens versehen, weilen nicht allein alle Weissagung, sonderlich was die Sibyllen hinterlassen, erfüllt, sondern auch alles was auf Erden lebt, den Lastern so schrecklich ergeben sei: also daß der allmächtige Gott nicht länger verziehen werde, der Welt ihr Endschaft zu geben. Weilen denn nun unser Geschlecht mitsamt der Welt untergehen und im Feur (wiewohl wir des Wassers gewohnt sind) verderben muß, also entsetzen wir uns nit wenig wegen Zunahung solcher erschrecklichen Zeit; haben dich derowegen zu uns holen lassen, um zu vernehmen, was etwa deswegen für Sorg oder Hoffnung zu machen sein möchte? wir zwar können aus dem Gestirn noch nichts dergleichen abnehmen, auch nichts an der Erdkugel vermerken, daß ein so nahe Veränderung obhanden sei; müssen uns derowegen von denen benachrichtigen lassen, welchen hiebevor ihr Heiland selbsten etliche Wahrzeichen seiner Zukunft hinterlassen; ersuchen dich derowegen ganz holdselig, du wollest uns bekennen, ob derjenige Glaub noch auf Erden sei oder nit, welchen der zukünftige Richter bei seiner Ankunft schwerlich mehr finden wird?« Ich antwortet dem König, er hätte mich Sachen gefragt, die mir zu beantworten viel zu hoch seien, zumaln Künftigs zu wissen und sonderlich die Ankunft des Herrn allein Gott bekannt. »Nun wohlan dann«, antwortet' der König hinwiederum, »so sage mir denn, wie sich die Stände der Welt in ihrem Beruf halten, damit ich daraus entweder der Welt und unsers Geschlechts Untergang oder gleich meinen Worten mir und den Meinigen ein langes Leben und glückselige Regierung konjekturieren könnte; hingegen will ich dich sehen lassen was noch wenig zu sehen bekommen, und hernach mit einer solchen Verehrung abfertigen, deren du dich dein Lebtag zu erfreuen haben wirst, wenn du mir nur die Wahrheit bekennest.« Als ich nun hierauf stillschwieg und mich bedachte, fuhr der König ferner fort und sagte: »Nun dran, dran, fang am Höchsten an und beschließe es am Niedersten, es muß doch sein, wenn du anders wieder auf den Erdboden willst.«
    Ich antwortet: »Wenn ich an dem Höchsten anfangen soll, so mach ich billig den Anfang an den Geistlichen, dieselben nun sind gemeiniglich alle, sie seien auch gleich was für Religion sie immer wollen, wie sie Eusebius in einem Sermon beschrieben; nämlich rechtschaffene Verächter der Ruhe, Vermeider der Wollüste, in ihrem Beruf begierig zur Arbeit, geduldig in Verachtung, ungeduldig zur Ehr, arm an Hab und Geld, reich am Gewissen, demütig gegen ihre Verdienste und hochmütig gegen die Laster; und gleichwie sie sich allein befleißen Gott zu dienen, und auch andere Menschen mehr durch ihr Exempel als ihre Wort zum Reich Gottes zu bringen; also haben die weltlichen hohen Häupter und Vorsteher allein ihr Absehen auf die liebe Justitiam, welche sie denn ohne Ansehen der Person einem jedweden, Arm und Reich, durch die Bank hinaus schnurgerad erteilen und widerfahren lassen: Die Theologi sind gleichsam lauter Hieronymi und Bedae, die Kardinäl eitel Borromaei, die Bischöfe Augustini, die Äbte andere Hylariones und Pachomi und die übrigen Religiosen miteinander wie die Kongregation der Eremiten in der thebanischen Wildnis! Die Kaufleute handlen nicht aus Geiz oder um Gewinns willen, sondern damit sie ihren

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