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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Stubenofen hängen, mich selbst aber in ein Bett legen, denn er sah wohl, daß ich vor Frost ganz erstarrt war. Ich war kaum erwärmt, da es anfing zu tagen, so stund der Pfarrer schon vorm Bett, zu vernehmen wie mirs gangen und wie meine Händel beschaffen wären, weil ich meines nassen Hemds und der Hosen halber noch nicht aufstehen konnte, zu ihm zu gehen: Ich erzählte ihm alles, und machte den Anfang an der Kunst, die mich mein Kamerad gelehret, und wie übel sie geraten. Folgends meldet ich, daß die Gäst, nachdem er der Pfarrer hinweg gewesen, ganz unsinnig worden wären, und (maßen mich mein Kamerad also berichtet) sich vorgenommen hätten, dem Haus den Boden einzutreten; item in was für ein schreckliche Angst ich darüber geraten, und auf was Weis ich mich vorm Untergang konservieren wollen, darüber aber in Gänsstall gesperret worden, auch was ich in demselben von den zweien, so mich wieder erlöst, für Wort und Werk vernommen, und welchergestalt ich sie beide an meine Statt eingesperret hätte. »Simplici«, sagt' der Pfarrer, »deine Sachen stehen lausig, du hattest einen guten Handel, aber ich sorg! ich sorg! es sei verscherzt; pack dich nur geschwind aus dem Bett und troll dich aus dem Haus, damit ich nicht samt dir in deines Herrn Ungnad komme, wenn man dich bei mir findet.« Also mußte ich mit meinem feuchten Gewand hinziehen, und zum erstenmal erfahren, wie wohl einer bei männiglich daran ist, wenn er seines Herrn Gunst hat, und wie scheel einer hingegen angesehen wird, wenn solche hinket.
    Ich ging in meines Herrn Quartier, darin noch alles steinhart schlief, bis auf den Koch und ein paar Mägd, diese putzten das Zimmer, darinnen man gestern gezecht, jener aber rüstete aus den Abschrötlin wieder ein Frühstück oder vielmehr ein Imbiß zu. Am ersten kam ich zu den Mägden, bei denen lag es hin und wider voller zerbrochener so Trink- als Fenstergläser, an teils Orten war es voll von dem, so unten und oben weggangen, und an andern Orten waren große Lachen von verschüttetem Wein und Bier, also daß der Boden einer Landkarten gleichsah, darinnen man unterschiedliche Meer, Inseln und trockene oder fußfeste Länder hätte abbilden und vor Augen stellen wollen. Es stank im ganzen Zimmer viel übler, als in meinem Gänsstall; derowegen war auch meines Bleibens nicht lang daselbsten, sondern ich machte mich in die Küchen, und ließ meine Kleider beim Feur am Leib vollends trocknen, mit Furcht und Zittern erwartend, was das Glück, wenn mein Herr ausgeschlafen hätte, ferners in mir wirken wollte; daneben betrachtet ich der Welt Torheit und Unsinnigkeit, und zog alles zu Gemüt, was mir verwichenem Tag und selbige Nacht begegnet war, auch was ich sonst gesehen, gehört und erfahren hatte. Solche Gedanken verursachten, daß ich damals meines Einsiedlers geehrtes dürftig und elend Leben für glückselig schätzte, und ihn und mich wieder in vorigen Stand wünschete.

Das 3. Kapitel
    Der ander Page bekommt sein Lehrgeld, und Simplicius wird zum Narren erwählt
    Als mein Herr aufgestanden, schickt' er seinen Leibschützen hin, mich aus dem Gänsstall zu holen, der brachte Zeitung, daß er die Tür offen, und ein Loch hinter dem Riegel mit einem Messer geschnitten gefunden, vermittelst dessen der Gefangene sich selbst erledigt hätte: Ehe aber solche Nachricht einkam, verstund mein Herr von andern, daß ich vorlängst in der Küchen gewesen. Indessen mußten die Diener hin und wieder laufen, die gestrigen Gäst zum Frühestück einzuholen, unter welchen der Pfarrer auch war, welcher zeitlicher als andere erscheinen mußte, weil mein Herr meinetwegen mit ihm reden wollte, ehe man zur Tafel säße. Er fragte ihn erstlich, ob er mich für witzig oder für närrisch hielte? oder ob ich so einfältig oder so boshaftig sei? und erzählet' ihm damit alles, wie unehrbarlich ich mich den vorigen Tag und Abend gehalten, welches teils von seinen Gästen übel empfunden und aufgenommen werde, als wäre es ihnen zum Despekt mit Fleiß so angestellt worden, item daß er mich hätte in einen Gänsstall versperren lassen, sich vor dergleichen Spott, so ich ihm noch hätte zufügen können, zu versichern, aus welchem ich aber gebrochen und nun in der Küchen umgehe, wie ein Junker, der ihm nicht mehr aufwarten dürfe; sein Lebtag sei ihm kein solcher Poß widerfahren, als ich ihm in Gegenwart so vieler ehrlicher Leut gerissen, er wisse nichts anders mit mir anzufangen, als daß er mich lasse abprügeln, und weil ich

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