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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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heiliger Mann sein, weil nicht allein keine Flüch an ihm hafteten, sondern dieweil ihm auch seine Hasser alle Ehr, alles Liebs und alles Gutes erwiesen, er wurde noch dieselbe Nacht fürstlich traktiert, blind voll gesoffen und noch dazu in ein herrlich Bett gelegt.
    Folgende Tage gings bei der Musterung bunt über Eck her, ich einfältiger Tropf war selbst geschickt genug, den klugen Commissarium (zu welchen Ämtern und Verrichtungen man wahrlich keine Kinder nimmt) zu betrügen, welches ich eher als in einer Stund lernete, weil die ganze Kunst nur in fünf und neun bestand, selbige auf einer Trommel zu schlagen, weil ich noch zu klein war, einen Musketierer zu präsentieren. Man staffierte mich zu solchem End mit einem entlehnten Kleid und auch mit einer entlehnten Trommel (denn meine geschürzten Pagehosen taugten nichts zum Handel), ohne Zweifel darum, weil ich selbst entlehnt war, damit passierte ich glücklich durch die Musterung. Demnach man aber meiner Einfalt nicht zugetraute, ein fremden Namen im Sinn zu behalten, auf welchen ich antworten und hervortreten sollte, mußte ich der Simplicius verbleiben, den Zunamen ersetzte der Gouverneur selbsten, und ließ mich Simplicius Simplicissimus in die Roll schreiben, mich also wie ein Hurenkind zum ersten meines Geschlechts zu machen, wiewohl ich seiner eigenen Schwester, seinem Selbstbekenntnis nach, ähnlich sah. Ich behielt auch nachgehends diesen Namen und Zunamen, bis ich den rechten erfuhr, und spielte unter solchem meine Person zu Nutz des Gouverneurs und geringen Schaden der Kron Schweden ziemlich wohl, welches denn alle meine Kriegsdienste sind, die ich derselben mein Lebtag geleistet, derowegen denn ihre Feinde mich deswegen zu neiden kein Ursach haben.

Das 5. Kapitel
    Simplicius wird von vier Teufeln in die Höll geführt und mit spanischem Wein traktiert
    Als der Commissarius wieder hinweg war, ließ vielgemeldter Pfarrer mich heimlich zu sich in sein Losament kommen, und sagte: »O Simplici, deine Jugend dauret mich, und deine künftige Unglückseligkeit bewegt mich zum Mitleiden. Höre mein Kind, und wisse gewiß, daß dein Herr dich aller Vernunft zu berauben und zum Narren zu machen entschlossen, maßen er zu solchem End bereits ein Kleid für dich verfertigen läßt, morgen mußt du in diejenige Schul, darin du deine Vernunft verlernen sollst; in derselben wird man dich ohne Zweifel so greulich drillen, daß du, wenn anders Gott und natürliche Mittel solches nicht verhindern, ohne Zweifel zu einem Phantasten werden mußt. Weil aber solches ein mißlich und sorglich Handwerk ist, also hab ich um deines Einsiedlers Frommkeit und um deiner eigenen Unschuld willen aus getreuer christlicher Liebe dir mit Rat und notwendigen guten Mitteln beispringen und gegenwärtige Arznei zustellen wollen; darum folge nun meiner Lehr und nimm dieses Pulver ein, welches dir das Hirn und Gedächtnis dermaßen stärken wird, daß du unverletzt deines Verstands alles leicht überwinden magst: auch hast du hierbei einen Balsam, damit schmiere die Schläf, den Wirbel und das Genick samt den Naslöchern, und diese beiden Stück brauche auf den Abend, wenn du schlafen gehest, sintemal du keine Stund sicher sein wirst, daß du nicht aus dem Bett abgeholet werdest, aber sieh zu, daß niemand dieser meiner Warnung und mitgeteilten Arznei gewahr werde, es möchte sonst dir und mir übel ausschlagen, und wenn man dich in dieser verfluchten Kur haben wird, so achte und glaube nicht alles, was man dich überreden will, und stelle dich doch, als wenn du alles glaubtest, rede wenig, damit deine Zugeordneten nicht an dir merken, daß sie leer Stroh dreschen, sonsten werden sich deine Plagen verändern, wiewohl ich nit wissen kann, auf was Weis sie mit dir umgehen werden; wenn du aber den Strauß und das Narrenkleid anhaben wirst, so komm wieder zu mir, damit ich deiner mit fernerm Rat pflegen möge. Indessen will ich Gott für dich bitten, daß er deinen Verstand und Gesundheit erhalten wolle.« Hierauf stellt' er mir gemeldtes Pulver und Sälblein zu, und wandert' damit wieder nach Haus.
    Wie der Pfarrer gesagt hatte, also gings. Im ersten Schlaf kamen vier Kerl in schrecklichen Teufelslarven vermummt zu mir ins Zimmer vors Bett, die sprangen herum wie Gaukler und Fastnachtsnarren, einer hatte einen glühenden Hacken, und der ander eine Fackel in Händen, die anderen zween aber wischten über mich her, zogen mich aus dem Bett, tanzten ein Weil mit mir hin und her, und zwangen mir

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