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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Urlaub zu bitten, bin ich zu Ihnen gekommen. — Ich selbst würde es keinem Menschen zumuten, sich einem Manne anzuvertrauen, auf dem der Verdacht eines ruchlosen Verbrechens liegt. Hierin gehe ich mit Ihnen einig. — Doch nun, zum Schluß, eine Frage. Wer fliegt heute meine Comet IV?"
    „Ich verstehe!" Der Direktor atmete sichtlich erleichtert über das einseitige Verhalten Alec Grangas auf.
    „Ich glaube, nach Ihrem Wunsch gehandelt zu haben, wenn ich bis zu Ihrem Wiedererscheinen das Kommando der Maschine in die Hände Mister Talfords gelegt habe. — Yes, das wollten Sie doch wissen, Mister Grangas?"
    „Genau das! Und ich danke Ihnen, Mister Camberwell. Bobby wird seine Sache sicherlich gut machen."
    Nach dieser deutlichen Aussprache mit dem Direktor der BAA kam er sich beinahe wie ein Ausgestoßener vor.
    „Beurlaubt!" hatte man ihm gesagt. Er gab der Angelegenheit den wirklichen Namen: „Suspendiert! — Zur Zeit unbrauchbar…"
    Alec Grangas Stimmung war nach dem Verlassen des Fluggeländes dem Siedepunkt nahe. Er, ein Mann der Lüfte, sollte nun für unbestimmte Zeit wie ein Erdenwurm umherkriechen. Er sollte untätig zusehen, wie Tag für Tag sich die Silberrümpfe der Stratosphärenkreuzer von dieser elenden, niederträchtigen, verlogenen Welt abhoben und sich in der unendlichen Weite der Lüfte ihren Weg bahnten... Eine grimmige Wut überkam ihn.
    Je tiefer dieser nie gekannte Haß gegen eine gewisse Sorte von Menschen sich in sein Herz fraß, um so mehr begann es in ihm zu toben. — Während er durch die Straßen der Stadt mit seinem Wagen brauste, reifte plötzlich in ihm ein Plan. Freilich, ein Plan, den er besser auszuführen anderen, berufeneren Leuten hätte überlassen sollen. — Viel Ärger und Verdruß hätte er sich und anderen ersparen können, wäre er das geblieben, was er war: ein zwar zur Zeit beurlaubter, aber doch tüchtiger Pilot der BAA.
    Aber jeder Mensch ist nun mal weitgehend seines eigenen Glückes Schmied. Alec Grangas, ein Mann der Tat, gedachte ein bestimmtes Eisen zu schmieden, solange es, seiner Meinung nach, noch glühend war. Erst später sollte er erkennen, wie heiß die Sache in Wirklichkeit war, in die er sich eingelassen hatte. Sein erster Weg nach der für ihn eindeutigen Unterhaltung mit Mister Camberwell führte ihn nach Hagerston. Hier in der Shap Street hatte er schon seit Jahren eine Mietwohnung. Nachdem er einige persönliche Angelegenheiten geregelt hatte, war es bereits an der Zeit, sich für den Besuch des Belvaria-Hotels in Kingsland fertigzumachen...
    In diesem Hotel hatte die Geschichte für ihn angefangen. Im Belvaria-Hotel, oder besser, in dessen Bar, war der Stein ins Rollen gekommen. Was lag für einen Mann wie Alec Grangas näher, als hier seinen Plan in Angriff zu nehmen? Das zu unternehmen, was ein innerer Antrieb ihm zu tun befahl. Nun befand er sich also in der Bar des Hotels. Er fühlte, obwohl er seinen Blick seit seinem Eintritt starr auf den hinter der Theke hantierenden Mixer gerichtet hielt, die forschenden und doch scheuen Blicke der Anwesenden auf sich gerichtet. Ungeachtet der gespannten Atmosphäre, die sich von Minute zu Minute noch steigerte, gah er dem Mixer seine Bestellung auf.
    „Henry — einen Whisky!"
    Zwei, drei Herzschläge lang blickte der Mixer zögernd auf den Sprecher. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Unentschlossenheit und in gewisser Hinsicht auch leichtes Mißtrauen. Doch als dann die herrschende Stille der Bar durch das erneute Einsetzen der Musik von der Band unterbrochen wurde, riß der Keeper sich zusammen und beeilte sich, Alec Grangas Wunsch nachzukommen. Langsam löste sich auch die Spannung in der Bar. Während gedämpfte Stimmen hinter seinem Rücken wieder lauter wurden, leerte sich die Bar mehr und mehr. Da huschte ein spöttisches Lächeln über Alec Grangas Züge.
    So waren nun die Menschen! Bis vor wenigen Tagen noch war er der geachtete Kommandant einer Comet IV gewesen. Überall, wo er aufgetaucht war, hatte man ihn als gleichberechtigt, als dem Kreis zugehörig angesehen. Und nun?
    Offensichtlich, gab man ihm zu erkennen, daß er bei ihnen als geächtet galt. Seine angebliche Tat hatte ihn aus diesem Kreis ausgeschlossen. Für Sekunden kam er sich beinahe selbst wie ein ruchloser Verbrecher vor. Aber nicht lange hing Alec Grangas diesen trüben Gedanken nach.
    Mochten sie doch seinetwegen denken, was sie wollten! Nur er allein wußte, ob er diesen Mord an Philip Dale begangen hatte oder nicht. —

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