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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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einen einzigen Schritt von dem Ort zu entfernen, an dem sich seiner Meinung nach ein böses Drama abspielen mußte.
    „Was ist mit dir?" wollte der gleichfalls stehengebliebene Leester Brighward wissen.
    „Verdammt! Wir können und dürfen es nicht zulassen, daß..."
    „Was können wir nicht?" fragte Leester Brighward höflich, aber eiskalt.
    „Ach so?" tat er dann erstaunt.
    „Du meinst, wir sollten Samuel Barrone aus der Gesellschaft dieses Jo Siskin befreien?"
    „Well! Das meine ich allerdings!" Alec Grangas wurde immer ärgerlicher.
    Leester lächelte ihn belustigt an. Als Alec Grangas tief aufatmete und sprechen wollte, schnitt ihm Leester Brighward mit ernster Stimme das Wort ab:
    „Hör zu, old friend! Du brauchst dir keine Sorgen um diesen Mister Barrone zu machen. Er ist meiner Meinung nach in bester Gesellschaft. Und wie mir bekannt ist, hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus."
    „Was willst du damit sagen?" Alec Grangas war mit dieser Andeutung nicht im geringsten zufrieden.
    „Ich will damit sagen", nickte Leester Brighward ernst vor sich hin, „daß Mister Samuel Barrone keineswegs eine so reine Weste hat, wie du es vielleicht annimmst. — Ich habe es am eigenen Leibe spüren müssen, wie dieser Mann sich gut allein wehren und verteidigen kann. — Auch gegen einen Mann wie Jo Siskin!"
    „Aber das ist doch nur eine kleinliche Rache von dir. Du hast ihn mit diesem Gangster allein gelassen, damit er..."
    „Sprich das nicht noch einmal aus, Alec!" Leester Brighward wurde plötzlich bissig. „Ich bin weit davon entfernt, mich an einem Menschen, der mir Unrecht getan hat, auf diese Weise zu rächen. Glaube mir, wenn ich das wollte, würde ich auf eine ganz andere Art meine Rache kühlen."
    „Wenn es also nicht aus Rache geschah, warum hast du ihn dann zurückgelassen? Es wäre doch ein Leichtes für uns gewesen, Jo Siskin einzusperren und Samuel Barrone mit uns zu nehmen."
    „Yes, das wäre es! — Aber, komm nun mit in jene Kneipe, wenn ich dir dort meine Gründe für mein Verhalten klargelegt habe! Und solltest du dann immer noch darauf bestehen, Samuel Barrone aus dem Kasten am Lime-Kiln-Dock herauszuholen, dann bin ich gern bereit, mit dir zurückzugehen..."
    Es gab an diesem Abend eine lange Unterredung zwischen diesen beiden in ihrem Wesen so fremden Menschen. Als Alec Grangas sich später auf seiner primitiven Liege ausstreckte, befand sich jedoch Samuel Barrone noch immer in der Gesellschaft des kahlköpfigen Jo Siskin in der Tiefe des Getreidesilos am Lime-Kiln- Dock.
     
    7
     
    Am folgenden Vormittag fand im Dienstzimmer des Sektionspräsidenten eine für Kommissar Morry wenig erbauliche Unterredung statt. Was während seiner Zugehörigkeit zum Yard bisher noch nie vorgekommen war, trat an diesem Morgen ein; Morry war innerhalb weniger Tage bereits zum zweiten Male in das Heiligtum des obersten Chefs gerufen worden. Hierfür gab es nur eine Erklärung. Auch der Kommissar ahnte es: Der Sektionspräsident war mit ihm und der sich hinschleppenden Aufklärungsarbeit seines Dezernates in den Mordfällen Dale und Gutwell nicht zufrieden. Und er machte auch idem Leiter der Mordkommission keinen Hehl daraus. Kaum hatte er diesen mit ernstem Gesicht und gefurchter Stirn gebeten, Platz zu nehmen, als er auch schon loslegte:
    „Morry!" begann er seine Strafpredigt und baute sich breit vor dem Kommissar auf.
    „Ich habe Ihnen bisher in allen Fällen freie Hand gelassen! Sie konnten schalten und walten, wie es Ihnen gefiel. Bis heute haben Sie mich auch noch nicht enttäuscht, bis heute. Doch nun muß ich Ihnen, so unangenehm es mir auch ist, ernstlich ans Herz legen, die Affären Dale und Gutwell mit der gleichen Objektivität zu bearbeiten, wie Sie in den früheren Fällen tätig waren..."
    Als Morry seinen Vorgesetzten an dieser Stelle zu unterbrechen versuchte, fuhr dieser
    unwirsch mit der rechten Hand durch die Luft und sagte etwas erregt:
    „Lassen Sie mich bitte zunächst erst einmal ausreden! Was Sie mir dann zu sagen haben, können Sie anschließend noch Vorbringen. — Was ich Ihnen vorzuwerfen habe, ist folgendes: Es ist mir von mehreren Seiten zu Ohren gekommen, daß Sie sich gegen die Auffassung sämtlicher im Dezernat unterstellten Beamten sperren und sich, obwohl alle Indizien gegen diesen Mann sprechen, schützend vor Alec Grangas stellen!"
    „So? Tu ich das?" Morry blieb trotz der Schwere der Anschuldigung ruhig und gelassen.
    „Well!" Der Sektionspräsident war wegen

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