Der Abgrund
straffte die Schultern und trat näher an Canfield heran. »Das FBI bietet Ihnen erneut Schutz an. Und ich bestehe gewissermaßen darauf, dass Sie ihn annehmen«, fügte Bates hinzu, »bis wir Ernest Free gefasst haben und sicher sind, dass Sie nicht mehr in Gefahr schweben.«
Canfield verschränkte die Arme vor der Brust. »Tja, dann haben wir ein Problem, denn das sind die Vereinigten Staaten von Amerika, und hier kann jeder selbst entscheiden, wer seinen Besitz betreten darf und wer nicht, und ich fordere Sie jetzt auf, sofort von meinem Land zu verschwinden.« Strait trat näher zu seinem Boss, und Web sah, dass auch einige der anderen Landarbeiter näher rückten. Er stellte des Weiteren fest, dass Romanos Hand sich um den Griff seiner Pistole geschlossen hatte.
Ein großer Bursche machte den wirklich gewaltigen Fehler, seine Hand auf Romanos Schulter zu legen. Einen Augenblick später lag der Mann bäuchlings auf dem Boden. Romano drückte ihm das Knie aufs Rückgrat und eine 45er ans Ohr und richtete eine zweite 45er, die er aus dem zweiten Halfter gezogen hatte, das er am Gürtel trug, auf Canfields Leute.
»Okay«, sagte Romano, »will einer von euch Scherzkeksen es darauf ankommen lassen?«
Web trat schnell vor, bevor Romano sie alle umbringen konnte. »Hören Sie, Billy, ich habe zwei >Freie< erschossen, und wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, hätte ich auch Ernest weggepustet. Aber der Mistkerl hat Glück gehabt und kam stattdessen mit einer Kugel in der Schulter davon, und ich ging mit einem halben Gesicht und einem Viertel meines Bluts raus. Ich glaube wirklich, dass wir alle hier dasselbe wollen; wir haben nur leicht unterschiedliche Ansichten, wie wir es anstellen sollen. Was, wenn Romano und ich hier bei Ihnen auf der Ranch bleiben? Keine Anzüge, nur Jeans und Stiefel. Wir helfen Ihnen sogar bei der Arbeit. Aber im Gegenzug müssen Sie mit uns zusammenarbeiten. Sie müssen auf uns hören, wenn wir Ihnen sagen, dass es ein Problem geben könnte, und wenn wir Ihnen sagen, dass Sie Ihren Arsch in Deckung schaffen sollen, schaffen Sie ihn in Deckung. Es sieht so aus, als hätten die >Freien< schon mehrere Menschen umgebracht, und zwar auf ziemlich einfallsreiche Art und Weise. Ich bezweifle zwar nicht, dass Ihre Leute gut in ihrem Job sind, aber vielleicht nicht gut genug, wenn diese Typen Sie wirklich umlegen wollen. Mir ist klar, dass es Ihnen nicht gefällt, sich von anderen sagen zu lassen, was Sie zu tun haben, aber Sie wollen den >Freien< bestimmt nicht die Befriedigung geben, Sie umgebracht zu haben. Sie und Ihre Frau haben diese Hölle schon durchgestanden, als Ihr Sohn starb. Sie wollen bestimmt nicht, dass Ihre Frau auch noch um Sie trauern muss.«
Canfield sah Web lange an. Und die ganze Zeit über war Web sich nicht sicher, ob der Mann ihn nicht anspringen oder seinen Leuten vielleicht befehlen würde, das Feuer zu eröffnen. Schließlich sah Canfield zu Boden und trat wütend ins Erdreich. »Gehen wir ins Haus zurück und sprechen darüber.« Er bedeutete Strait und seinen Leuten, sich wieder an die Arbeit zu machen. Romano half dem Mann hoch und klopfte ihm sogar den Staub von den Sachen.
»War nicht persönlich gemeint, Cowboy. Ich hätte das mit jedem gemacht, der mich anfasst. Kapiert?«
Der Mann hob seinen Hut auf und hastete davon. Der Angst in seinen Augen nach zu schließen, ging Web nicht davon aus, dass er Romano je wieder »anfassen« würde.
Canfield und die Agenten stiegen in den Rover. Als sie zurückfuhren, sah Canfield zu Web hinüber.
»Okay, ich bestreite nicht, dass das, was Sie sagen, eine Menge Sinn ergibt, aber ich freu mich nicht darauf, an diesen Teil meines Lebens erinnert zu werden. Und ich verabscheue es gewaltig, dass diese Arschlöcher mich wieder in diese Ecke drängen.«
»Das verstehe ich, aber...« Web wurde von dem Klingeln eines Handys unterbrochen. Er überprüfte sein Gerät, aber das hatte nicht geklingelt. Bates und Romano holten ihre Telefone ebenfalls heraus. Canfield zog ein Handy aus einer Halterung des Rovers und betrachtete es. Es klingelte auch nicht. Er schaute zu Boden, griff hinab und hob das Telefon auf, das dort
lag.
»Jemand muss sein Handy hier liegen gelassen haben. Gwens ist es nicht, und ich weiß nicht, wer diesen Wagen sonst noch fährt, verdammt noch mal.« Er wollte gerade auf den Sprechknopf drücken, als Web ihm das Handy aus der Hand riss, auf den Knopf der automatischen Fensterbetätigung an seiner Tür
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